Jobbörse für Durchstarter im dritten Lebensabschnitt
OÖ. Der Linzer Unternehmer Wolfgang Feichtenschlager hat eine oberösterreichische Jobbörse für über 60-Jährige ins Leben gerufen. Im Gespräch mit Tips erzählt er, wie es zur Idee kam.
Auf der Seite der Jobbörse können Unternehmen mit einem Abo Stellenanzeigen platzieren und gezielt nach Mitarbeitern über 60 suchen. „Menschen wollen ihren dritten Lebensabschnitt sehr individuell gestalten. Da gibt es auch jene, die sagen: Das was ich 30, 40 Jahre lang mit Leidenschaft gemacht habe, möchte ich – in welcher Form auch immer – weitermachen“, sagt Feichtenschlager, der selbst mit über 60 noch keineswegs an die Pension denkt und als Unternehmensberater und Immobilienentwickler tätig ist.
Arbeiten statt Pension: Für viele Notwendigkeit
Gleichzeitig ist ihm auch das Problem der Armutsgefährdung in der Pension – von der vor allem Frauen betroffen sind – bewusst. Laut Zahlen der Arbeiterkammer erhalten Frauen in OÖ durchschnittlich nur 1.170 Euro brutto monatlich an Pension – noch unter dem bundesweiten Durchschnitt. Damit wird für viele das Arbeiten im Alter zur Notwendigkeit, um finanziell über die Runden zu kommen. „Wir haben nicht nur eine demografische Veränderung, sondern einen radikalen soziografischen Wandel. Daher kam die Motivation: Da mach ich etwas“, sagt Feichtenschlager über die Initialzündung zur Jobbörse, die nicht auf Gewinn ausgelegt ist.
Vorteile für beide Seiten
Die Vorteile lägen auf der Hand: für die Arbeitnehmer seien es die sozialen Kontakte, eine sinnerfüllende Tätigkeit, eigene Fähigkeiten nutzen zu können und die resultierende Tagesstruktur, ist er überzeugt. Arbeitgeber würden von der Flexibilität und der Erfahrung ihrer älteren Mitarbeiter profitieren: „Ich folge gerne dem Grundsatz: Der jungen Tat, der alten Rat.“ Viele Firmen würden dies bereits umsetzen. Dabei brauche es laut Feichtenschlager beides – das Erfahrungswissen der älteren und das Know-how der jüngeren Generation.
OÖ-Modell in Bundes-Arbeitsgruppe
Auch Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner will auf dieses Erfahrungswissen setzen. In der neuen Bundes-Arbeitsgruppe für mehr Arbeits- und Fachkräfte setzt er sich daher für eine rasche Umsetzung des abgabenfreien Zuverdienstes in der Regelpension ein. Um das Interesse der Pensionisten auszuloten, gab der Landesrat eine Studie in Auftrag. Diese kam zum Ergebnis, dass sich 25 Prozent der Befragten bei steuerfreiem Zuverdienst vorstellen könnten, ein paar Stunden pro Woche zu arbeiten. Im derzeitigen System waren es mit 13 Prozent nur halb so viele.
Hemmschwellen
Auch Feichtenschlager sieht in den derzeitigen Rahmenbedingungen eine Hemmschwelle. Konkret seien es die Bestimmungen betreffend geringfügigen Zuverdienst, vor allem aber die Pensionsversicherungsbeiträge. Diese sollten seiner Meinung nach für die Gruppe älterer Beschäftigter gestrichen werden.
Erste Bilanz Ende März
Die Jobbörse 60plus lief im Dezember 2022 probeweise an und ist seit Anfang des Jahres aktiv. Eine erste Bilanz will ihr Initiator Ende März ziehen. Die Plattform wird unter anderem bereits vom Land OÖ, der OÖ Wohnbau und Raml und Partner genutzt. Firmengründer Markus Raml meint: „Eine Mischung aus jungen und älteren Teammitgliedern gibt eine gute Balance für das gesamte Unternehmen. Wir unterstützen die Initiative und freuen uns auf ganz viele Bewerbungen.“
Auch erste Rückmeldungen von Jobsuchenden gibt es bereits: „Warum ich noch gerne, auch im Alter, arbeiten möchte? Ich bin fit, arbeite gerne, habe Erfahrung und möchte junge Menschen motivieren. Ich brauche Herausforderungen und möchte noch etwas bewirken und erleben!“, so eine Nutzerin.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden