
OÖ/LINZ. Nach der Halloween-Nacht 2022 wurde die Präventionsarbeit in Oberösterreich adaptiert, das Aktionspaket „Respekt“ zur Integration Jugendlicher wird vom Land OÖ gestartet, gemeinsam mit der Volkshilfe OÖ.
„Wie können wir nachschärfen bei der Jugendarbeit, gerade im Lichte von Halloween 2022?“, so Jugend- und Integrations-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) zur grundsätzlichen Ausgangslage. Was man bislang eher aus Städten wie Paris kenne, sei auch in Linz passieren. „Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen, müssen uns näher und nachhaltig damit auseinandersetzen.“
Die zwei Stoßrichtungen: „Die volle Härte des Gesetzes nach Halloween ist richtig, auch dass Mitläufer zumindest bedingte Strafen bekommen. Es wurden Grenzen überschritten. Daneben wollen wir aber eine Stärkung der Prävention bzw. eine Neuausrichtung“. Gemeinsam mit Experten, darunter von der Polizei, aus der Sozialarbeit und von NGOs wie der Vokshilfe, sei das Aktionspaket „Respekt“ nach dem Grundsatz „Deutsch, Arbeit und Respekt“ adaptiert worden.
Das neue Aktionspaket „Respekt“ beinhaltet Workshops für Schulen und Jugendzentren, eine Community-Peer-Ausbildung, die Aufstockung der Streetwork-Angebote und Schulungen für die Jugendarbeit. „Ich halte das für eine sehr wertvolle Sache“, so Michael Schodermayr, Vorsitzender der Volkshilfe OÖ. Es gehe auch darum, Ursachen zu erforschen und darauf einzugehen. „Wir wollen nicht Paris werden – sind aber auch weit davon entfernt.“
„Mutig sein“, „Clever sein“ „Zusammen sein“
In Zusammenarbeit mit der Volkshilfe OÖ wurde die neue „Respekt“-Workshopreihe für Schulen und Jugendzentren gegen Gruppengewalt im öffentlichen Raum entwickelt, die im April startet. Drei Workshops zu je zwei Unterrichtseinheiten für Schulklassen gibt es. Der Workshop „Mutig sein“ thematisiert Zivilcourage, die Jugendlichen sollen lernen, nicht dem Druck der Gruppe folgen zu müssen. Im Workshop „Clever sein“ wird vor allem der Bereich Gewalt und deren Folgen behandelt, Strategien, ohne Gewalt auszukommen, Eskalation zu vermeiden, werden gelehrt. Der dritte Workshop „Zusammen sein“ widmet sich den Themen Gruppe und Gemeinschaft, soll zeigen, dass ein Miteinander, ein Gemeinschaftsgefühl auch positiv gestaltet werden kann.
„Voraussetzungen anders“
Schodermayr: „Die Voraussetzungen haben sich geändert. Früher wurde bestimmten Gruppen bestimmtes Verhalten zugeschrieben, Halloween hat gezeigt, dass dem nicht mehr so ist, viele verschiedene Jugendliche waren beteiligt. Darum müssen wir den Fokus auf alle legen, nicht auf den Reisepass schauen.“
Zielgruppen der Workshops sind Klassen in den Schulstufen 4. Klasse NMS, Polytechnische Schulen und Fachschulen – zu Beginn fokussiert man sich auf Schulen mit hohem Migrationsanteil. Zum Start werden 36 Workshops durchführt, über den Sommer wird das neue pädagogische Konzept evaluiert, bei Bedarf adaptiert.
Multiplikatoren in Communitys ausbilden
Erprobt ist bereits ein Konzept in der türkischen Community – die Peer-Ausbildung – in Zusammenarbeit mit der Volkshilfe OÖ. „Leitfiguren identifizieren, Ausbildung und so Multiplikatoren für ein gutes Zusammenleben schaffen“, umfasse das, so Schodermayr. Das Projekt wird nun auf weitere Communitys ausgeweitet und weiterentwickelt.
Mehr Geld in die Hand genommen wird auch für den Ausbau von Streetwork-Angeboten. Vor allem an Hotspots im Zentralraum wie dem Linzer Hauptbahnhof, Volksgarten oder dem Andreas-Hofer-Platz in Linz will man mit Gruppen stärker Kontakt aufnehmen, mit Treffen raus aus der Community-Isolation holen oder bei der Schaffung von Tagesstruktur unterstützen. Das Budget werde hier verdoppelt, so Hattmannsdorfer, ebenso geplant ist die Aufstockung – allerdings vom Innenministerium – des Budgets für Jugendkontaktbeamte.
Weiterbildung für Jugendzentrumsleiter
Gemeinsam mit dem Jugendservice des Landes OÖ werden speziell für Jugendzentrumsleiter bzw. Mitarbeiter Weiterbildungen im Bereich Zivilcourage, Nein-Sagen und Respekt angeboten, um dies auch in den Jugendzentren verstärkt zu thematisieren.
„In Summe haben wir konkrete Maßnahmen, die mit April umgesetzt werden – Ziel ist, die präventive Arbeit zu stärken, das nutzt uns auch in der Integrationsarbeit“, so der Landesrat. Insgesamt eine halbe Million Euro an zusätzlichen Mittel werden in das Paket investiert.