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Steigende Anzahl an Überschuldungen: Sozial-Landesrat will verstärkt auf Prävention und Finanzbildung setzen

Tips Logo Anna Fessler, 24.05.2023 17:00

OÖ. Die Schuldnerberatung OÖ und die Schuldnerhilfe OÖ verzeichnen eine gestiegene Nachfrage bei den Beratungsleistungen. Das Sozial-Ressort des Landes OÖ gab diese Woche bekannt, dass die Mittel für die beiden Einrichtungen aufgestockt werden. Damit werden auch neue Angebote geschaffen, Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) will künftig verstärkt auf Prävention setzen, unter anderem durch Finanzbildung.

Von links: Ferdinand Herndler (GF Schuldnerhilfe OÖ), Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer und Thomas Berghuber (GF Schuldnerberatung OÖ) präsentieren neue Angebote zur Prävention gegen Überschuldung (Foto: Land OÖ/Denise Stinglmayr)
Von links: Ferdinand Herndler (GF Schuldnerhilfe OÖ), Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer und Thomas Berghuber (GF Schuldnerberatung OÖ) präsentieren neue Angebote zur Prävention gegen Überschuldung (Foto: Land OÖ/Denise Stinglmayr)

Die Anzahl der Beratungsleistungen der Schuldnerberatung und der Schuldnerhilfe sind bereits 2022 im Vergleich zum Vorjahr 2021 gestiegen, so war vergangenes Jahr ein Anstieg an Neukontakten um fast 14 Prozent bemerkbar. Vergleicht man den Zeitraum von 1. Jänner bis 31. März 2023 mit demselben Zeitraum des Vorjahres, so ist die Anzahl der Neuzugänge bzw. Erstkontakte sogar um fast 20 Prozent gestiegen.

Selten nur eine Ursache für Überschuldung verantwortlich

Der Geschäftsführer der Schuldnerberatung OÖ, Thomas Berghuber verweist darauf, dass der Vergleichszeitraum ein kurzer ist, geht aber davon aus, dass sich die Entwicklung langfristig fortsetzen wird. Die Gründe dafür sieht Berghuber in den stark steigenden Lebenshaltungskosten und den steigenden Kredit- und Girokontozinsen. Auch die Nachwehen der multiplen Krisen vergangener Jahre spielen eine Rolle. Die Schuldnerhilfe OÖ schreibt in ihrem Jahresbericht 2022, dass sich Überschuldung selten an einer einzelnen Ursache festmachen lasse. Die primären Auslöser für Schuldenprobleme seien Einkommensverschlechterungen (etwa durch Arbeitslosigkeit oder Krankheit), ein problematischer Umgang mit Geld, aber auch äußere Faktoren wie die Teuerungswelle.

Fokus auf Präventionsarbeit

Die neuen Angebote der Schuldnerberatung und der Schuldnerhilfe setzen vor allem auf Prävention. Die Schuldnerberatung will einen Online-Budget-Check auf Basis der bestehenden Website klartext.at neu entwickeln und damit finanzielles Basiswissen vermitteln sowie Budgetführung trainieren. Dazu ist auch eine Handy-App geplant. Geplant ist zudem ein Frühwarnsystem in der Bankberatung, um Betroffene frühzeitig vor Überschuldung zu schützen. Gemeinsam mit den oberösterreichischen Banken wird ein entsprechendes Format entwickelt. Bankberater sollen im Bedarfsfall unmittelbar den Kontakt zwischen ihren Kunden und der Schuldnerhilfe oder Schuldnerberatung herstellen.

Neu: Finanz-Workshops für Lehrlinge

Ebenfalls neu ist die Ausweitung der bestehenden Finanz-Workshops in Schulen um eine Lehrlingsausbildungs-Schiene. In der Voest, bei BMW Steyr, KTM, TGW Wels und Wiesner-Hager sind bereits Pilotprojekte gestartet. „Mit dem Finanzführerschein der Schuldnerhilfe erreichen wir bereits jetzt tausende junge Menschen. Mit dem geplanten Budgetcheck der Schuldnerberatung wollen wir insbesondere die Mittelschicht erreichen. Die Angebote müssen möglichst niederschwellig sein. Daher werden auch die digitalen Angebote ausgebaut“, so Sozial-Landesrat Hattmannsdorfer.

Sozial-Landesrat: „Bereits ein finanzielles Basiswissen kann viel bewirken“

Bereits ein finanzielles Basiswissen könne viel bewirken, man müsse den Grundsatz „nicht mehr ausgeben, als man einnimmt“ noch viel stärker verankern. Auch die Schuldnerhilfe OÖ weist auf die Wichtigkeit präventiver Angebote in jungen Jahren hin. „Die Teuerung wird sich nicht so schnell entspannen. Umso wichtiger ist es, dass wir den Menschen Wissen und Werkzeuge in die Hand geben, mit denen sie selbstbestimmt ihre Finanzen regeln können“, so Ferdinand Herndler, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe OÖ.

Beratungsangebote rechtzeitig aufsuchen

Thomas Berghuber ergänzt, es brauche auch mehr Bewusstsein, Schuldner-Beratungseinrichtungen frühzeitig aufzusuchen. Denn: Eine Überschuldung passiere nicht von heute auf morgen, sondern habe eine lange Vorlaufzeit von etwa zwei bis fünf Jahren. „Mehrkosten für zusätzliche Verzugszinsen sowie Kosten für Mahnung, Klage und Exekution sind der Treiber für das Anwachsen des Schuldenbergs.“ Mit rechtzeitigem Eingreifen könne ein Abrutschen in die Zahlungsunfähigkeit verhindert werden.


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