
OÖ. Integration gelingt in Österreich nur mit Deutschkenntnissen. Niederschwellige Angebote sollen Zuwanderern einen schnelleren Zugang zu Sprachkursen gewähren. Ein Fokus soll dabei auf der gesprochenen Sprache liegen.
Deutsch, Arbeit und Respekt. Diese drei Leitwerte nennt Integrations-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer als Faktoren einer erfolgreichen Integration, Sprachkenntnisse seien dabei der „Schlüssel zur Gesellschaft“.
Die Motivation, Deutsch zu lernen ist bei den Asylwerbenden generell hoch, das zeigte eine vom Land in Auftrag gegebene Studie zu den Deutschlernstrukturen in Oberösterreich
2022 wurden die Kursplätze verdreifacht, 6.000 Personen besuchten einen Sprachkurs. Das Deutschlernen unterstützt die Zuwanderer, Anschluss zu finden und hilft ihnen, sich besser verständigen und orientieren zu können. Doch die Motivation schwindet in jahrelangen Asylverfahren und durch den schwierigen Zugang zu Kursen.
Herausforderungen im ländlichen Raum
Die Studie ergab auch, dass es niederschwelligerer Angebote bedarf, vor allem im ländlichen Raum. Dezentralisierte Angebote sollen den Asylwerbenden helfen, ein soziales Netz in ihrem Wohnort zu schaffen, damit sie nach einem positiven Bescheid nicht in die Stadt abwandern. Es gehe auch darum, bürokratische Hürden abzubauen, um die Kurse verschiedener Kursanbietender zusammenzulegen und so vor in dünner besiedelten Gebieten Kurse zu füllen.
Deutschkurse sind bereits als eine der ersten Maßnahmen in der Grundversorgung „sinnvoll“, so der Soziologe Kenan Güngör, Leiter der Studie. Sind die Menschen alphabetisiert, können sie nach einem positiven Bescheid direkt in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden, anstatt erst danach mit dem Deutschlernen zu beginnen.
Deutsch lernen und arbeiten
Güngör plädiert auch für Förderangebote am Arbeitsplatz. „Wir müssen das Riesenpotential der Menschen sehen“ Er spricht von einer „Win-Win“ Situation, da der Arbeitsmarkt dringend Arbeitskräfte braucht. Es gehe Potential verloren, wenn die Integration nicht nachhaltig erfolge und die Menschen sich nicht weiterbilden. Das AMS fördert Deutschkurse nur bis eine Erwerbstätigkeit beginnt, aus finanziellen Gründen entscheiden sich Zuwanderer oft gegen weitere Kursangebote. „Oberösterreich zeichnet sich als Wirtschaftsstandort aus, der von internationalem Zuzug geprägt ist. Es kommen Menschen mit unterschiedlichen Vorrausetzungen, Perspektiven und Lebensrealitäten. Die Deutschkompetenzen sind ein wichtiges Vehikel für ein selbstverantwortliches Leben, sie fördern die Selbstwirksamkeit wie auch die Selbsterhaltungsfähigkeit.“
Sprechen statt schreiben
Die Gruppe der Menschen, die einen Sprachkurs besuchen, ist heterogen, osteuropäische Zuwanderer sitzen neben Analphabeten aus Kriegsgebieten. Die Alphabetisierung sei wichtig, etwa 70 Prozent der Asylwerbenden sei nicht mit dem lateinischen Alphabet vertraut, die Hälfte davon besitzt keine oder nur geringe Schulbildung. Man müsse die Ziele anpassen, so Hattmannsdorfer, und sich auf die gesprochene Sprache konzentrieren. Es sei „unrealistisch“, dass die Menschen grammatikalisch korrekt die Schrift beherrschen müssten.
Das Erfolgsrezept der „Hallo in Oberösterreich“ Kurse, das vergangenes Jahr 2000 ukrainische Flüchtlingen unterstützte, alltagssprachliche Ausdrücke zu lernen, soll auch für syrische Asylwerbende Anwendung finden. In den Kursen werden Basisvokabel sowie Infos über das Bundesland vermittelt. Syrer sind momentan mit einer 80-prozentigen Wahrscheinlichkeit für einen positiven Bescheid eingestuft, sie machen rund die Hälfte der Asylwerbenden aus.
„Man übernimmt Werte durch Vorbilder“
Es werden auch Werteinhalte in die Sprachkurse integriert. „Werte werden nicht in Trockenübungen gelernt. Man übernimmt Werte, indem man sie vorgelebt bekommt, es ist wichtig, dass es im sozialen Feld Vorbilder gibt.“, so Güngör. Dazu braucht es, vor allem im ländlichen Bereich, Ehrenamtliche. Die Deutschlehrer sind nicht nur wichtige Bezugspersonen für die Menschen etwa bei bürokratischen Sachen, sie fungieren auch als Vorbilder.
Pilotprojekte
Basierend auf der Studie will Hattmannsdorfer in Pilotprojekten Angebote für Mütter mit parallel laufender Kinderbetreuung anbieten und vermehrt auf Onlinekurse als Ergänzung setzen. Auch in Zusammenarbeit mit Unternehmen sollen Kursangebote in den Arbeitsalltag eingeflochten werden. „Wir dürfen nicht die Fehler der letzten Jahrzehnte wiederholen und die Integration verschlafen, wo ganze Gastarbeitergruppen nicht integriert wurden“, so der Integrations-Landesrat. 2023 sind bereits über 3000 Kursplätze in Umsetzung.