Kommunale Abfallwirtschaft in Oberösterreich steht vor Herausforderungen
OÖ. Wie Abfall betrachtet wird hat sich stark gewandelt: vom Müll, über den Rest- hin zum Wertstoff. Das führt zu einem regelrechten Wettbewerb um die Stoffe und ruft neue Akteure auf den Plan. Die Vertreter der kommunalen Abfallwirtschaft sind überzeugt: die Wertstoffe gehören in die Hände der Kommunen, auch um die Gebühren niedrig zu halten. Dabei steht man vor mehreren Herausforderungen.
In den nächsten Jahren stehe die kommunale Abfallwirtschaft in Oberösterreich vor mehreren Herausforderungen, waren sich Roland Wohlmut, Thomas Anderer und Christian Ehrengruber bei einer Pressekonferenz zum Thema einig. Zum einen rufe die Trendwende von der Abfall- hin zur Kreislauf-Wirtschaft viele neue Akteure auf den Plan, insbesondere Produkthersteller und -vertreiber. So sei es ein „Horrorszenario“, wenn jeder Textilhändler sein eigenes Rücknahmesystem habe und jeder Hersteller von Elektrowaren eigene Sammlungen anbieten würde – bis hin zu einer Trennung nach Produktmarken.
Neues Pfandsystem ab 2025
Auch die Einführung des Einwegpfandes auf Getränke-Einwegverpackungen ab 2025 stelle eine Herausforderung für die Altstoffsammelzentren (ASZ) dar. Bisher ist auch dort die Rückgabe möglich, im Gegensatz zum Handel gibt es aber keine Bundesförderung für das Aufstellen von Automaten für die Pfandrückgabe. Man sei derzeit in Gesprächen mit der zuständigen Einwegpfandgesellschaft, die Voraussetzung für die Weiterführung des Angebots sei jedoch die wirtschaftliche Rentabilität, sagt Christian Ehrengruber, Geschäftsführer der LAVU (Landes-Abfallverwertungsunternehmen GmbH).
„Wertstoffe der Bürger gehören in die Hände der Gemeinden und Städte“
„Durch den intensiveren Wettbewerb zwischen Gemeinden, Städten und den gewerblichen Entsorgern sowie dem Handel, werden die kommunalen Entsorger verstärkt Aufklärungsarbeit leisten. Die Wertstoffe der Bürgerinnen und Bürger gehören in die Hände der Gemeinden und Städte. Nur so können wir die Abfallgebühren niedrig halten. Die gewerblichen Entsorger sowie der Handel agieren ausschließlich profitorientiert. Es darf nicht sein, dass Gewinne aus den wertvollen Abfallstoffen privatisiert und die 'teuren' Abfallfraktionen sozialisiert werden,“ ist Roland Wohlmuth, Vorsitzender des OÖ. Landesabfallverbandes überzeugt.
Abfallgebühren könnten sich erhöhen
Dennoch: die Kosten steigen auch für die kommunale Abfallwirtschaft, etwa der Treibstoff für Transporte oder bei den Anlagen für Rest- und Sperrabfälle. Das könnte zu Gebührenerhöhungen um durchschnittlich 10 Prozent führen.
Luft nach oben bei Vermeidung von Abfall
Aufholbedarf gibt es bei der Reduktion des anfallenden Abfalls: die EU-Kommission hat für Lebensmittelabfälle verbindliche Ziele gesetzt, in Haushalten, im Handel sowie in der Außer-Haus-Verpflegung muss der Abfall bis 2030 um 30 Prozent verringert werden. Für die Lebensmittelproduktion und -verarbeitung gilt ein Minus von zehn Prozent. Auch Textilien sind nicht zu vernachlässigen: laut dem Umweltbundesamt konsumiert jeder Europäer im Jahr durchschnittlich 26 kg Textilien. In Österreich sind rund 221.800 Tonnen Textilabfälle angefallen, davon wurden nur 7 Prozent recycelt und 10 Prozent Second-Hand weitergegeben. Auch die Kunststoffproduktion steigt jährlich an, die Vorgabe bis 2030 ist eine Recyclingquote von 55 Prozent.
Maßnahmen im ASZ
Das ASZ-Sammelsystem soll kontinuierlich verbessert werden und Rohstoffe aus Abfällen in der Industrie eingesetzt werden. Zudem soll die Qualität der getrennten Sammlung verbessert werden, insbesondere bei der Biotonne. „Die Anstrengungen zur Weiterentwicklung des ASZ-Systems sollten auch dazu dienen, die Bürgerinnen und Bürger für die Bedeutung der richtigen Abfalltrennung und -entsorgung zu sensibilisieren. Denn letztendlich sind die Menschen vor Ort unsere wichtigsten Partner und Schlüssel zur erfolgreichen Abfalltrennung in Oberösterreich“, schließt der OÖ. LAV-Geschäftsführer Thomas Anderer.
Dachverband „Umweltprofis“
Die 15 Bezirksabfallverbände (BAV), die Statutarstädte Linz, Wels und Steyr und das Landes-Abfallverwertungsunternehmen (OÖ LAVU GmbH) bilden gemeinsam mit dem OÖ. Landesabfallverband (LAV) als Dachverband die Umwelt Profis. Sie betreuen die 177 Altstoffsammelzentren in Oberösterreich. In manchen Bezirken werden bereits mehr als die Hälfte aller Abfälle aus privaten Haushalten dort gesammelt. Mehr als 80 Abfallsorten werden dort voneinander getrennt, womit eine Recyclingquote von über 90 Prozent erreicht wird.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden