IV OÖ-Präsident Stefan Pierer: "Wir haben Stillstand in Österreich"
OÖ/LINZ. Zahlreiche Gäste aus der oberösterreichischen Industrie folgten der Einladung zum traditionellen Advent-Empfang der Industriellenvereinigung (IV) OÖ in der Linzer Brauerei/Tabakfabrik. IV OÖ-Präsident Stefan Pierer fand dabei klarer Worte zur aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Situation.
„Am Anfang des Jahres meinte ich auf die Frage, wie ich das Jahr 2023 einschätze, ‚realistisch-optimistisch‘, jetzt kann ich nur mehr ‚realistisch‘ sagen“, so IV OÖ-Präsident Pierer. Wenig Erfreuliches werde kommen. „Nächstes Jahr werden wir eine richtige Rezession sehen. Ein Wachstum aus Amerika wird nicht kommen, China wird auch kein großes Wachstum für Europa bringen. Durch die schwierige Situation dort beginnen die guten Firmen zu exportieren. Die werden aggressiv unsere Märkte überströmen.“
„Traum vom leistungslosen Wohlstand breit gestreut“
Der KTM-Chef kritisierte zu wenig Fortschritt in der Politik beim Thema „Leistung muss sich lohnen“. „Wir haben hier viele Kilometer gemacht, rausgekommen ist nicht einmal ein Dribbelschritt. Wir haben einen Stillstand in Österreich durch die Blockade der Grünen, das muss man ganz offen sagen. Jetzt stehen wir ungefähr zehn Monate vor einer Wahl, ihr könnt euch vorstellen, was da im nächsten Jahr daherkommt: nämlich nichts.“
Interessant sei, „dass trotz dieser wirklich schwierigen Rahmenbedingungen mittlerweile der Traum vom leistungslosen Wohlstand ziemlich breit gestreut ist.“
Metaller: Verhandlungs-Ergebnis werde „massive Lawine“ auslösen
Bei den Metaller-Verhandlungen dürfe jetzt nicht überstrapaziert werden. „Was auch immer auch hier rauskommt, wird eine massive Lawine auslösen: Die Unternehmen, die global aufgestellt sind, werden verlagern. Und ich habe ganz große Sorge um die KMUs (Anm. Klein- und Mittelbetriebe) die hier bleiben.“
Als Unternehmer gebe es aber nur eine Botschaft: „Aufgeben tut man einen Brief“. Und aus eigener Erfahrung sei für ihn klar: „Die Krise ist eine Chance. Wir kämpfen, wir geben nicht auf, aber der dieser Kampf wird Arbeitsplätze am Standort kosten.“
„Professionelle Standortpolitik“ gefordert
„Was es jetzt braucht, ist professionelle Standortpolitik: Runter mit den Kosten für Unternehmen, mehr Anreize für die Mitarbeiter mehr und länger zu arbeiten und schnellere Verfahren bei Investitionsprojekten“, so der IV OÖ-Präsident und fordert auch das Gespräch und den Zusammenhalt ein, und nicht Konflikt und die Abschottung.
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