Personalmangel, aufwendige administrative Arbeiten und Überstunden: Schulleitungen sind überfordert und überlastet
Ö/OÖ. Welche Rolle die Schulleitungen beim derzeit herrschenden Personalmangel an Österreichs Schulen haben, untersuchte nun die Johannes Kepler Universität im Rahmen einer Studie. Die Ergebnisse dieses Schulleitungs-Barometers 2024 seien alarmierend, so Leiter der Studie Stephan Gerhard Huber - denn 41 Prozent der Befragten gab an, unter hoher Belastung und Überforderung zu stehen.
Lehrkräfte und auch die Schulleitungen werden durch stetige Entwicklungen im Bildungswesen und gleichzeitigem Personalmangel immer mehr gefordert. Überstunden und Mehrarbeit stehen an der Tagesordnung und damit einhergehend Stress und Überlastung. Schulleitungen vor Ort müssen für die Qualität und Entwicklung von Schule und Bildung sorgen, gleichzeitig aber auch viele Arbeiten übernehmen und kompensieren. Darunter fallen etwa viele administrative Arbeiten oder die Supplierung von ausgefallenen Stunden.
Die Studie der Linz School of Education der Johannes Kepler Universität Linz zeigt die aktuelle Situation als Schulleitungs-Barometer Austria 2024 auf. Darin wurden repräsentative Meinungen und Erfahrungen von Schulleitern aus ganz Österreich und aus allen Schulformen abgefragt. Von den rund 4.000 Schulleitern aus Österreich nahmen 2.000 an der Studie teil.
Personalmangel in allen Bereichen
Rund 45 Prozent der Schulleitungen gaben an, dass derzeit ein Mangel an Lehrkräften an ihrer Schule herrscht. Grundsätzlich besteht dieser Mangel in allen Bereichen, am stärksten betroffen sind jedoch die Sonderpädagogik, Volksschullehrkräfte sowie die Fächer Physik, Chemie, Sport und Musik. Die Folge sind Unterrichtsausfälle oder die Zusammenlegung von Klassen.
Häufig müssen aufgrund des Personalmangels ausgebildete oder fachfremde Lehrkräfte unterrichten und sowohl teil- als auch vollzeitbeschäftigte Lehrer Überstunden leisten - und das nicht zu wenig. Die Befragten stimmten außerdem zu, dass die Überstunden in den letzten Jahren zugenommen haben.Auch Schulleitungen haben in Österreich neben den Schulleitungstätigkeiten eine hohen Anteil an selbst zu unterrichtenden Stunden.
Ursachen des Lehrkräftemangels und Maßnahmen
Dass es derzeit einen derartigen Mangel an Lehrkräften gibt, habe mehrere Ursachen, wie in der Studie abgebildet wird. Zum einen steigt die Anzahl an Schülern, gleichzeitig herrscht eine Pensionierungswelle. Außerdem steigt die Anzahl der Lehrkräfte, die Teilzeit beschäftigt sind. Durch die zusätzlichen Anforderungen sind viele Lehrer mental erschöpft und fühlen sich zu wenig wertgeschätzt.
Die befragten Schulleitungen sehen als wirksame Maßnahme gegen den Lehrkräftemangel unter anderem die Anhebung der Gehälter, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Einstellung von zusätzlichem administrativem Personal sowie die Verkürzung der Ausbildung.
Schulleitung als Managementfunktion
Rund ein Drittel der befragten Schulleitungen gab an, in ihrem Beruf ständig überfordert zu sein. Rund die Hälfte gibt an, selten das Gefühl zu haben, einmal richtig abschalten zu können. Eine der Ursachen für diese empfundene Belastung könnte darin liegen, dass der Aufgabenbereich von Schulleitenden nach eigenen Angaben in den letzten fünf Jahren eher größer (20 Prozent) bzw. viel größer (71 Prozent) geworden ist.
Abhilfe könnte hier sein, Entlastungsstrukturen zu etablieren durch Schulsekretariate, Stellvertretungen von Schulleitungen und weitere Personen, die in Schulleitungs- und Schulentwicklungsaufgaben eingebunden werden. Im Sinne einer angemesseneren Ausübung ihrer Managementfunktion wäre außerdem eine Reduktion der Stundenzahl bzw. der wöchentlichen Unterrichtsverpflichtung nötig, die aber dem aktuellen Personalmangel entgegensteht.
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