Wirtschaftskammer Oberösterreich fordert Sicherheit bei Gasversorgung
OÖ. Die heimische Wirtschaft brauche sichere Gasversorgung und eine Perspektive beim Thema Wasserstoff, fordert die Wirtschaftskammer (WK) OÖ mit Präsidentin Doris Hummer und Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie der WKO Oberösterreich. Erdgas sei für die Grundversorgung des Standorts eine zwingend notwendige Brückentechnologie hin zu einem klimaneutralen Energiesystem.
Klimaneutral erzeugtes Gas, vor allem Wasserstoff und Biomethan, werde ein zentraler Energieträger für die industrielle Produktion der Zukunft sein, ist Hummer überzeugt. Für die Transformation benötige die heimische Industrie aber ein planungssicheres Investitionsumfeld.
Versorgung für 2024 gesichert, für 2025 laut WKOÖ fraglich
Für das Jahr 2024 ist die Gasversorgung in Österreich gesichert, da das Land ausreichend Gas über den Knoten Baumgarten aus Russland erhält und die Speicher mit über 73 TWh (Terawattstunden) sehr gut gefüllt sind, weiß Bernhard Painz, Vorstand der AGGM Austrian Gas Grid Management.
Gleichzeitig kritisiert die WKOÖ-Präsidentin „politische Versäumnisse“, wodurch die Versorgungssicherheit in den kommenden Monaten „massiv unter Druck geraten könnte.“ Denn: Mit Jahresende 2024 drohe ein Ende der Gas-Transite durch die Ukraine - der Gastransit-Vertrag zwischen der Ukraine und Russland läuft aus.
Hummer befürchtet deutliche und dauerhafte Preissprünge, sollte es zu einem abrupten Stopp der Lieferungen im Jänner 2025 kommen. Daher brauche es erfolgreiche Diversifizierung. Diese scheitere aktuell aber sowohl an technischen als auch an finanziellen Gründen.
Mehr Tempo gefordert, Kritik an deutscher Gasspeicher-Umlage
Konkret fordert die Wirtschaftskammer mehr Tempo beim Ausbau der West-Austria-Gasleitung „WAG-Loop“ im Oberen Mühlviertel. Dadurch würde die Importkapazität aus Deutschland um ein Drittel erhöht werden können, so Painz. Mittlerweile gibt es hier die Zusage zur Mitfinanzierung des Bundes.
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„Neben einer neuen Importstrategie und dem Ende der Blockade bei wichtigen Infrastrukturprojekten muss auch die nationale Gasproduktion zurück in den Fokus rücken“, fordert auch Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie der WKO Oberösterreich. Die heimische Erdgasproduktion sinke kontinuierlich, sei aber „finanziell, strategisch und klimapolitisch attraktiv. Eine heimische Förderung wirkt kostendämpfend, erhöht die nationale Resilienz und wirkt auch positiv auf das Klima, da der Energieaufwand für die Erdgasgewinnung gegenüber ausländischem Fracking beträchtlich geringer ist“, ist er überzeugt.
Ebenfalls sieht die WKOÖ den Bund am Zug angesichts der in Deutschland eingeführten Gasspeicher-Umlage. In Deutschland wird eine Gasspeicherumlage von aktuell 1,86 Euro/MWh eingehoben, wenn Gas aus dem Fernleitungsnetz entnommen wird. Dies gilt auch für Exporte aus Deutschland nach Österreich. Hummer sieht hier europarechtswidrigen Handelshemmnisse, das Gas werde dadurch nochmals teurer. Ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wird gefordert.
Neues Wasserstoff-Servicetool
Die Sparte Industrie der WKOÖ bietet gemeinsam mit dem Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz ein neues Wasserstoff-Servicetool, das die Relevanz von Wasserstoff für die Produktionsprozesse und die Energiebereitstellung in der oö. Industrie bewertbar macht. Das interaktive Tool gibt Unternehmen einen Überblick, ob bzw. welche Alternativen zu erneuerbarem Wasserstoff in konkreten Anwendungsfällen zur Verfügung stehen.
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