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Wirtschaftskammer OÖ-Präsidentin Doris Hummer: „EU muss sich wieder auf ihre Kernwerte konzentrieren“

Tips Logo Karin Seyringer, 14.05.2024 18:36

OÖ/LINZ/BRÜSSEL. Aufgabenstellungen für die künftige Legislaturperiode auf EU-Ebene formulierte die Wirtschaftskammer OÖ (WKOÖ) mit Präsidentin Doris Hummer und Direktor Gerald Silberhumer am Dienstag in Linz, um die Wirtschaft zu unterstützen und die EU im internationalen Vergleich wieder nach vorne zu bringen.

WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer und WKOÖ-Direktor Gerald Silberhumer haben Aufgabenstellungen für die EU. (Foto: Andreas Röbl)

„Anlässlich der EU-Wahl wollen wir klarmachen, wo künftig die wirtschaftlichen Schwerpunkte der EU gesetzt werden müssen“, so WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer. „Wir bekennen uns klar zur EU, wir wünschen uns eine starke EU, Oberösterreich hat der EU sehr viel Wohlstand zu verdanken“, stellt Hummer ebenfalls klar.

So gehen 71 Prozent der oö. Warenexporte in die EU (37 von 53 Milliarden Euro Gesamtexportvolumen; fast 50 Prozent der oö. Wirtschaftsleistung). Rechnet man die Dienstleistungen hinzu, sind es laut WKOÖ über 60 Prozent der oö. Wirtschaftsleistung. „Mehr als jeder zweite Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt davon ab.“

Im Wettbewerb zurückgefallen 

„Leider aber mussten wir in den letzten Jahren erleben, dass die EU im internationalen Wettbewerb zurückgefallen ist, das schmerzt einen Standort wie Österreich besonders.“ Vor zehn Jahren sei die EU gemessen an der weltweiten Wirtschaftsleistung noch gleichauf mit den USA und vor China gelegen, mittlerweile belegt die EU nur mehr Rang drei.

Dazu komme, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs innerhalb der EU verschlechtert habe, besonders bei Indikatoren wie Lohnstückkosten, Investitions- und Exportentwicklung.

Aufgabenstellungen für die EU

Die Botschaft der Wirtschaftskammer OÖ in Richtung EU bzw. Aufgabenstellungen für die kommende Legislaturperiode:

  • Die Wettbewerbsfähigkeit stärken: Es brauche die „Drei I's“: Infrastruktur (Energie, Verkehr und digitale) sicherstellen und stärken, eine starke Innovationspolitik und Investition, so Hummer.
  • Offensive Handelspolitik forcieren: Handelsbeziehungen auch zu USA und China pflegen, neue Handels- und Investitionsabkommen vereinbaren
  • Unternehmensfreundlichkeit durch Bürokratieabbau: „Die EU hat für Unternehmer gefühlt ein Hauptziel: Sich jeden Tag etwas einfallen zu lassen, was die Arbeit noch schwieriger macht“, kritisiert Hummer. Als Beispiel nennt sie einmal mehr das Lieferkettengesetz: „Wir sollen als Unternehmen Sorge tragen, dass in anderen Ländern zum Beispiel keine Kinderarbeit vorkommt. Der kleine Tischler kann das einfach nicht leisten. Die Einhaltung der Menschenrechte in weit entfernten Ländern muss Aufgabe des jeweiligen Staates sein.“
  • Innovations- und Investitionsoffensiven starten

„Wieder auf Kernwerte konzentrieren“

Generell fordert Hummer: „Die EU muss ich wieder auf ihre Kernwerte konzentrieren. Die EU als Friedensprojekt, die Stärkung des Handels, Erleichterungen für die Wirtschaft, um das Erfolgsprojekt EU nicht zu gefährden.“

WKOÖ bietet Unterstützung

Dass die Wirtschaftskammer aber nicht nur fordere, sondern auch unterstütze, unterstreicht WKOÖ-Direktor Gerald Silberhumer. „Wir schauen als WKOÖ, wie wir beitragen können, damit sich die Wirtschaft positiv entwickelt und es einen fairen Wettbewerb gibt.“

Er nennt als Beispiele ein Monitoring des Ausbaus der Energieinfrastruktur, die WKOÖ sei Standortanwalt und unterstützte Projektbetreiber in Ausbauplänen.

Die WKOÖ ist Ansprechpartner für die oö. Exporteure, auch mit dem ExportCenter OÖ. „Derzeit sind etwa 12.000 Betriebe in Oberösterreich im Export tätig, rund 400 sollen wieder dazukommen und werden von uns begleitet.“

In puncto Bürokratie berät die WKOÖ Unternehmen, etwa zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und den Lieferkettensorgfaltspflichten. Über 5.000 Betriebe haben zuletzt an einer Webinar-Serie zu den wichtigsten Themen und Umsetzungsmaßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit teilgenommen.

Durch das Förderprogramm „Digital Starter“ gemeinsam mit dem Land OÖ wurden 2023 mehr als 1.300 kleine und mittlere Unternehmen bei digitalen Prozessen, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz unterstützt. Mit dem neuen Format „Creative Services“ werde gezielte Unterstützung in frühen Phasen von Innovationsprozessen geleistet.

Zudem forciere die WKOÖ die Zusammenarbeit mit den heimischen Universitäten, um Brücken zu bauen – aus der Wissenschaft in Betriebe hinein, so Silberhumer.


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