108 Tageseltern, 480 Kinder: Aktion Tagesmütter OÖ schließt Teilbereich, Land OÖ über Schritt verwundert

Die Schließung des Teilbereichs sei aus wirtschaftlichen Gründen nötig, teilt der Verein mit.

In Oberösterreich wird ab 1. September die beitragsfreie Vormittagsbetreuung bis 13 Uhr in den Krabbelstuben eingeführt. „Da in dieser neuen Tarifverordnung des Landes die Finanzierung von Tageseltern zu Hause nicht ausreichend berücksichtigt ist, ist eine kostendeckende Weiterführung dieses Teilbereiches bedauerlicherweise nicht mehr möglich“, erklärt Jasmine Chansri, Vorsitzende des Vereines Aktion Tagesmütter OÖ.

Betroffen sind 108 Tageseltern, neun Verwaltungsangestellte, 480 Kinder. „Was vor allem bedeutet, dass Randzeiten von 6 bis 7 Uhr und von 17 bis 20 Uhr nicht mehr abgedeckt werden. Vor allem in systemrelevanten Bereiche hat das enorme Auswirkungen auf die Jobsituation“, so Chansri.

Obwohl man noch auf Gespräche dränge und hoffe, mussten aus rechtlichen Gründen die ersten anstehenden Kündigungen im AMS-Frühwarnsystem angezeigt werden.

Chansri betont zudem, dass der von einem ehrenamtlichen Vorstand geführte Verein stets ordnungsgemäß gewirtschaftet habe und der Vorstand sowie die Gewerkschaft bei der Begutachtung der neuen Tarifordnung darauf hingewiesen habe, dass der Teilbetrieb „Tagesmütter zu Hause“ so nicht fortführbar sei, die Tarifordnung vom Land OÖ dennoch umgesetzt wurde, so die Kritik.

Unverständnis beim Land

Beim Landes OÖ zeigt man sich „über diesen voreiligen Schritt verwundert“ und verweist darauf, dass heuer 1,5 Millionen Euro an der Verein Aktion Tagesmütter ergangen sind. Das Budget im Bereich Tageseltern sei die vergangenen Jahre auch kontinuierlich gestiegen. Das neue Fördermodell mit einem festen Landesbeitrag anstelle der bisherigen Abgangsdeckung würde auch eine stabile und vorhersehbare Finanzplanung ermöglichen.

„Die Bildungsdirektion als Aufsichtsbehörde hat eine Prüfung des Vereins durch externe Sachverständige angeordnet“, so Bildungs-Landesrätin, LH-Stellvertreterin Christine Haberlander.

Von Seiten des Landes werde außerdem mit bestehenden Trägern Kontakt aufgenommen, um die Übernahme einzelner Tagesmütter zu prüfen. Auch sei es für Tageseltern möglich, als pädagogische Assistenzkraft in einer Kinderbetreuungseinrichtung zu arbeiten. Aktuell sind 150 solcher Stellen ausgeschrieben.

Überrascht zeigt sich auch oö. Gemeindebund-Präsident Christian Mader, die Gemeinden jedenfalls seine Ansprechpartner für betroffene Eltern, diese sollten für individuelle Lösungen mit ihren Bürgermeistern in Kontakt treten.

Kritik von SPÖ, Grünen und NEOS

SPÖ-Klubchefin Sabine Engleitner-Neu teilt in einer Aussendung zum Thema mit, dass vor der neuen Tarifverordnung gewarnt worden sei. Förderbedingungen müssten so gestaltet sein, dass der Betrieb von Tageselternvereinen gesichert sei.

„Keine Zeit für Scheingefechte, sondern für rasche Lösungen“ sehen die Grünen. Klubobmann Severin Mayr kann sich auch einen Krisengipfel vorstellen. Er fordert auch eine landesweite Betreuungs-Bedarfserhebung.

NEOS-Landtagsabgeordnete Julia Bammer glaubt, dass dieses Aus nicht das letzte sein werde. Tageseltern seien ein absolutes Muss in einem Flächenbundesland wie Oberösterreich: „Wir haben immer wieder auf die prekäre finanzielle Lage der Tageselternvereine hingewiesen. Wir müssen Kinderbetreuung nicht als entweder oder, sondern als sowohl als auch begreifen. Nur durch die Vielfalt an Kinderbetreuungsmöglichkeiten schaffen wir echte Wahlfreiheit. Das ist auch für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich unabdingbar.“