Über 500 Firmen-Insolvenzen in Oberösterreich in ersten drei Quartalen
OÖ/LINZ. In den ersten drei Quartalen sind in Oberösterreich 506 Unternehmen in die Insolvenz geschlittert - ein Anstieg von 26,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das zeigt die aktuelle Hochrechnung des Kreditschutzverbandes KSV1870.
Die bereits in den ersten beiden Quartalen ansteigende Zahl der Insolvenzen setzt sich weiter fort. Pro Gerichtstag gab es in Oberösterreich heuer durchschnittlich 2,7 Pleiten.
Insolvenztreiber: Handel, Bauwirtschaft, Tourismus/Gastronomie
Besonders betroffen sind der Handel (101 Fälle), die Bauwirtschaft (89 Fälle) und Tourismus/Gastronomie (76 Fälle). „Hohe Kosten etwa beim Faktor Energie und fehlendes Personal bilden eine gefährliche Mischung, die für viele Betriebe über einen längeren Zeitraum nicht zu stemmen ist“, erläutert Petra Wögerbauer, Insolvenzexpertin des KSV1870 am Standort Linz.
„Der Blick auf die vergangenen Wochen zeigt, dass eine Vielzahl der heimischen Unternehmen mit ihrer Geschäftslage und fehlenden Einnahmen zu kämpfen hat“, erläutert Wögerbauer. Der wirtschaftliche Druck ist auch während der Sommermonate nicht weniger geworden. Der private Konsum und die Exporte haben sich rückläufig entwickelt.“
Jede dritte Insolvenz wird nicht eröffnet
Die Zahl der eröffneten Insolvenzen zeigt einen deutlichen Zuwachs auf 334 Fälle (plus 34,6 Prozent). Die Zahl der mangels Kostendeckung nichteröffneten Verfahren ist moderat auf 172 Fälle (plus 13,9 Prozent) angestiegen. Im Vergleichszeitraum 2023 wurden in Oberösterreich 151 Verfahren mangels kostendeckendem Vermögen nicht eröffnet.
Jede Eröffnung bedeutet für den Unternehmer eine Chance auf Sanierung des Unternehmens, und für die Gläubiger die Chance auf Quotenzahlungen in einem geordneten Umfeld. „Aus Sicht des KSV1870 wäre es eine Option, zukünftig über die Eröffnung von aktuell nichteröffneten Fällen nachzudenken. Auch, weil es im Zuge einer ordentlichen Regulierung häufig durchaus realistisch wäre, verwertbare Assets zu versilbern, die zugunsten der Gläubiger ausgelegt werden könnten“, erläutert Wögerbauer.
Oberösterreich an vierter Stelle
Ein Blick auf die Österreich-Karte zeigt, dass das Burgenland und Vorarlberg den höchsten Anstieg bei Unternehmensinsolvenzen verzeichnen. Geschuldet ist dies vor allem den „Nachholeffekten“ vergangener Monate.
Im Bundesländerranking findet sich Oberösterreich mit 506 Firmenpleiten auf Platz vier hinter Wien (1.824 Firmeninsolvenzen), Niederösterreich (865 Firmeninsolvenzen) und der Steiermark (543 Firmeninsolvenzen).
Schäden für die Gläubiger um sieben Prozent niedriger
Mit 279 Millionen Euro Passiva (vorläufiger Wert) liegen in Oberösterreich die negativen Auswirkungen der Insolvenzen der ersten neun Monate des Jahre 2024 unter dem Vergleichswert des Vorjahres von 301 Millionen Euro. Das bedeutet ein Minus von 7,3 Prozent.
Die Anzahl der von der Insolvenz des Arbeitgebers betroffenen Dienstnehmer hat sich in Oberösterreich aber um 19 Prozent auf 2.297 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erhöht.
Knapp 700 Firmenpleiten erwartet
Der KSV 1870 erwartet eine Fortsetzung der aktuellen Insolvenzdynamik, bis Jahresende wird mit knapp 700 Firmenpleiten in Oberösterreich gerechnet.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden