LINZ/SANDL. Nach heftigen Diskussionen hat das größte Windparkprojekt Oberösterreichs in Sandl Aufwind erhalten. Bis jetzt hatte die schwarz-blaue Landesregierung den Bau aufgrund geplanter Windkraftzonen ausgeschlossen. Nun verkündete Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) gegenüber den OÖN, dass das Projekt vorerst nicht von der entsprechenden Verordnung betroffen sei. Diese würde erst im kommenden Jahr verbindlich festgelegt werden.
22 Windenergieanlagen sollen zukünftig 125.000 Haushalte mit günstigem und grünem Strom versorgen, so lautet zumindest der Plan, wenn es nach den Verantwortlichen der Windenergie Sandl geht. Nach wie vor steht jedoch nicht fest, ob das Projekt wirklich umgesetzt werden kann. „Das Verfahren wurde auch durch die Ankündigung einer Roten Zone durch die Landesregierung nicht unterbrochen und läuft wie vorgesehen weiter“, heißt es von Seiten der Windenergie Sandl.
Die Entwicklung des Projekts
Die Entwicklungen rund um den Windpark Sandl sind von politischen Entscheidungen und rechtlichen Auseinandersetzungen geprägt. Wie von Tips berichtet, wurde der Genehmigungsantrag für das Projekt bereits Ende November 2024 bei der Umweltverträglichkeitsbehörde eingereicht. Seit dem einstimmigen Beschluss des Gemeinderats befindet sich das Projekt in diesem Verfahren. Die möglichen Auswirkungen des Windparks auf Umwelt und Natur werden geprüft und gegeneinander abgewogen.
Im Februar 2025 folgte dann die „Ernüchterung“. Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) und Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) kündigten eine Windkraft-Verbotszonenverordnung an, die auch den geplanten Windpark Sandl betreffen würde.
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Landeshauptmann sieht Möglichkeit
Laut den OÖN könnte der Windpark nun doch eine Chance auf eine Umsetzung haben. Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das 260-Millionen-Euro-Projekt laufe weiter, heißt es. Grund dafür sei, dass Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) den Faktor Zeit nütze. Im Gespräch mit den OÖN habe dieser bestätigt, dass die Windkraftzonen in Oberösterreich erst im kommenden Jahr verbindlich festgelegt werden würden. Verfahren zu Projekten davor seien aus diesem Grund nicht betroffen, so Stelzer gegenüber den OÖN.
Wirtschaftskammer „begrüßt klares Bekenntnis“
„Es ist sehr erfreulich, dass Landeshauptmann Thomas Stelzer nun ein so deutliches Bekenntnis zur Energiewende abgibt“, so die Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Doris Hummer (ÖVP).
Auch, dass bei der Zonierung für Windkraft in Oberösterreich jetzt der Druck herausgenommen werde, sei zu begrüßen, so Hummer weiter. „Die laufenden Projekte und Verfahren können damit gemäß den derzeit geltenden gesetzlichen Bedingungen unter Wahrung des Vertrauensgrundsatzes abgehandelt werden.“ Genau dafür gebe es das Instrument der Umweltverträglichkeitsprüfung. „Eine sichere, leistbare und nachhaltige Energieversorgung ist das Fundament unserer Wettbewerbsfähigkeit und sichert den starken Wirtschaftsstandort auch in Zukunft“, so Hummer.
Kaineder: „Windkraftverbot muss zur Gänze fallen“
Der Standort Sandl wird von den Verantwortlichen als ideal bezeichnet. Aufgrund der Standortvoraussetzungen könnten dort Abstände von bis zu 2.000 Metern zu Wohngebieten eingehalten werde. Dies liege weit über dem vom Land Oberösterreich vorgeschriebenen Mindestabstand von 1.000 Metern.
Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) betont in einer Aussendung, dass das Projekt Klimaschutz, Versorgungssicherheit und regionale Wertschöpfung in einer strukturschwachen Region bedeute. Er sieht in der geplanten Verbotszone ein „energiepolitisches Trauerspiel“ und „politische Willkür“.
Eine aktuelle BirdLife-Studie liefere zudem ein „klares Gegenargument“ zur ÖVP-FPÖ-Zoneneinteilung. Keines der Windräder liege in einer kritischen Zone. Wer den Windpark verhindern wolle, tue das nicht im Interesse von Natur oder Klima, sondern aus rein parteipolitischen Motiven, kritisiert Kaineder.
„Das geplante Verbot des größten Energiewendeprojektes Oberösterreichs wäre die fatalste Entscheidung der schwarz-blauen Landesregierung gewesen und hätte der Energiewende, der Wirtschaft und den Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern massiv geschadet“, so der Umwelt-Landesrat.
SPÖ will faire Regeln für schnellen Ausbau
Auch SP-Landesrat Martin Winkler, starker Befürworter des Ausbaus auch von Windkraft, begrüßt Stelzer Aussagen, sieht die FPÖ in der Energiefrage aber „weiter gefangen von der FPÖ.“ Mit überzogenen Verbotszonen und Stimmungsmache gegen Kraftwerke werde die heimische Energieproduktion gebremst statt beschleunigt. Und er warnt, dass zentrale Infrastrukturprojekte nicht vom Gutdünken Einzelner abhängen dürften.
Die SPÖ OÖ fordert daher ein Zurück an den Start bei den Verbotszonen und schnellere Verfahren: Oberösterreich brauche vernünftige und faire Rahmenbedingungen für den Ausbau erneuerbarer Energie.
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