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Bäckerhaus St. Georgen/Gusen präsentiert "Die Perlenrede" und "Hitler - ein Hundeleben"

Olivia Lentschig, 06.09.2025 07:30

ST. GEORGEN AN DER GUSEN. Dem Kulturverein Tribüne ist es in Kooperation mit dem Kabelnetz 4222 gelungen, die Videoaufzeichnung des Stückes „Die Perlenrede“ für ein interessiertes Publikum zugänglich zu machen. Zudem werden ausgewählte Stücke der Animal Sculpture „Hitler – ein Hundeleben“ gezeigt, um einen gegenwärtigen Diskurs über die nationalsozialistische Vergangenheit von Österreich und Deutschland zu führen.

  1 / 2   Ausnahmekünstler Flatz ausgewählte Stücke seiner Animal Sculpture „Hitler – ein Hundeleben“. (Foto: Manuel Carreon Lopez)

FLATZ (*1952) zählt zu den außergewöhnlichsten Künstlerpersönlichkeiten der Gegenwart. Sein künstlerisches Werk umfasst nahezu alle Gattungen und Medien, wie die Retrospektive im OK Linz zurzeit zeigt: Von Schmuck über mobile Skulpturen bis hin zu performativen Arbeiten ist FLATZ’ Werk ein Ausloten der Möglichkeiten künstlerischer Gestaltung. Er packt an, hinterfragt und seziert die Zusammenhänge und Entwicklungen unserer Zeit sowie des einzelnen Menschen, der darin unlöslich verstrickt ist. Zentraler Ausgangspunkt hierbei ist der menschliche Körper, der an Grenzen gebracht wird oder mit unterschiedlichsten Mitteln erweitert wird.

Perlenrede

Die „Perlenrede“ Adolf Hitlers am 9. April 1938 von einem provisorischen Holzbalkon am Rathaus vor tausenden Österreichern war der Höhepunkt eines mit modernsten Mitteln in allen verfügbaren Medien und allen öffentlichen Orten Wiens geführten „Wahlkampfes“, der schließlich und im Zusammenspiel mit repressiven Maßnahmen zu einer mit 99,6 Prozent überragenden Zustimmung zum tatsächlich bereits einen knappen Monat zuvor vollzogenen „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich führte. Das Burgtheater war damals der fahnengeschmückte Hintergrund der faschistischen Masseninszenierung.

„Entzauberung“ durch Flatz

Flatz erinnert 86 Jahre später auf spektakuläre, ironische und selbstreflexive Weise an diese Ereignisse. Durch eine Bespielung der Außenfassade mit Fahnen und spiegelbildlichem Holzbalkon, die Ausstellung „Hitler – ein Hundeleben“ im Foyer und eine Aufführung unter anderem mit Bibiana Beglau auf der Bühne des Burgtheaters werden in Zeiten starker rechtsextremer Tendenzen in der nationalen, europäischen und globalen Politik Zeichen und Rhetoriken populistischer und faschistischer Propaganda, nationaler Kriegstreiberei und eindimensionaler Welt- und Menschbilder entzaubert, der Lächerlichkeit preisgegeben und so gegen sich selbst gewendet.

Hitler – ein Hundeleben, 1991–1998

Im Jahr 1990 erwirbt Flatz eine deutsche Dogge, die er zur lebenden Skulptur, zur Animal Sculpture mit dem Namen „Hitler“, erhebt. Auf diese Weise wird das direkte Umfeld Teil seines künstlerischen Schaffens. Flatz hat mit seinem Hund Orte besucht, die von Adolf Hitler bereist wurden oder mit dessen Namen verbunden sind. Diese Plätze wurden zusammen mit dem Hund „Hitler“ fotografiert und trugen Bildunterschriften wie „Hitler besichtigt das Schlachtfeld von Stalingrad“.

Der Künstler hat auch gewöhnliche Situationen wie das Schlafen oder Spielen mit anderen Hunden dokumentiert. Neben fotografischen Arbeiten wird Hund „Hitler“ in die alltäglichen Abläufe des Kunstschaffenden integriert. Er kommt in Theateraufführungen, Werbeplakaten oder Fernsehsendungen vor. Wer Flatz will, hat es auch mit „Hitler“ zu tun und sieht sich sofort mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands und Österreichs konfrontiert, ebenso wie mit der zeitpolitischen Problematik von rassistischen Ausschreitungen.

In Kooperation mit Kabelnetz 4222 Medien GesmbH. Im Anschluss Ausklang mit Technoklängen (Live-DJ).

 

 

Freitag, 12. September, 17 Uhr
Programm:
14.30 Uhr | Memorial Gusen
Den Audioweg Gusen mit dem Kunstschaffenden und dessen Schöpfer Christoph Viscorsum (vormals Christoph Mayer chm.) gehen.
17 Uhr | Bäckerhaus, St. Georgen / Gusen
Auftakt „Flatz in 4222“
Moderation: Julia Mayr (Netzwerkkoordinatorin ERINNERN:AT - OeAD)
17.30 Uhr | Videoaufzeichnung „Die Perlenrede“ – Burgtheater 
19 Uhr | offener Austausch
Mitwirkende: Sandra Kratochwill (Kuratorin OK Linz), Christoph Viscorsum (Kunstschaffender und Schöpfer Audioweg Gusen), Bernhard Mühleder (Erinnerungsarbeiter und Mitarbeiter KZ-Gedenkstätte Mauthausen und Gusen)
19.30 Uhr | Ausklang mit Technoklängen (Live-DJ)
Eintritt frei

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