Pilger-Abenteurer legte auf 15.000 Kilometer langer Tour kurzen Halt bei Quelle seiner Inspiration in Arbing ein
ARBING. 4.500 Kilometer und sechs Monate war Johannes Aschauer im Jahr 2010 auf historischen Pilgerpfaden von der Heimat aus zu Fuß nach Israel unterwegs. Mit der aufsehenerregenden Tour in Begleitung seines Polizeikollegens Otto Klär sowie des einstigen Abfahrtsweltmeisters David Zwilling hat der Arbinger das Pilgern nach Jerusalem wiederbelebt.
Sich zu Fuß auf den Weg in die Heilige Stadt zu machen, vieles zurückzulassen – aber mit noch vielem mehr wieder nach Hause zurückzukehren: Inspiriert durch Aschauer & Co. haben sich in den vergangenen zehn Jahren viele Pilger für den Jerusalemweg entschieden und dem längsten Pilgerweg und gleichzeitig auch der längsten internationalen Friedens- und Kulturroute zu einer Renaissance verholfen. Aschauer, der regelmäßig für Gruppen Reisen zu Teilabschnitten des Weges organisiert, kümmert sich seit Jahren um die Weiterentwicklung. „Wir haben damals quasi eine Hauptader geschaffen, nun gibt es aus vielen Ländern Zubringerwege. Das ‚Netzwerk Jerusalemweg‘ erstreckt sich mittlerweile über 18 Länder“, sagt der Machländer mit Stolz. Internationale Begegnungen und Kontaktpflege stehen für Aschauer seit seiner Tour 2010 an der Tagesordnung. „Vor kurzem hat mich ein australischer Radiosender um ein Interview gebeten. Auch die Errichtung der 1. Friedenstaube in Deutschland im Zuge der Donauwörther Pilgertage vom 16. bis 19. September in Bayern beschäftigen mich im Moment“, erzählt der Arbinger, der sich zuletzt über Besuch von einem ganz besonderen Gast freute.
Über Nordafrika nach Jerusalem
So legte Slawomir Moleda, ein 50-jähriger Pole, auf seinem Weg nach Jerusalem ein paar Tage Rast in Arbing ein. Das Besondere an seinem Vorhaben? Der ehemalige Anwalt startete den Weg in die „verkehrte“ Richtung. Seine Route, die in der Nähe von Warschau ihren Ausgang nahm, führt ihn in Richtung Spanien, dann hinunter nach Nordafrika und über Ägypten nach Israel. Ein Marsch entlang der regulären Route ist aufgrund der Lage in Syrien schon seit längerem nicht mehr möglich. Moleda entschied sich daher für diese außergewöhnliche Variante, für die es – wenn er wie angestrebt auch zurück nach Polen marschiert – rund 15.000 Kilometer zurückzulegen gilt. Tips hat sich mit dem polnischen Pilger bei seiner Durchquerung des Bezirks getroffen und mit ihm über die Beweggründe gesprochen.
Tips im Gespräch mit Slawomir Moleda
Tips: Herr Moleda, wie entstand die Idee zu diesem außergewöhnlichen Pilgermarsch?
Slawomir Moleda: Eigentlich bin ich durch gesundheitliche Probleme zum Pilgern gekommen. Nach meiner zweiten Thrombose-Attacke habe ich meinen Job als Anwalt gekündigt. Ich hatte persönlich eine schwere Zeit zu meisten, das Gehen hat sich dann sehr positiv ausgewirkt. 2015 bin ich auf dem Jakobsweg nach Compostela gegangen. Ein erster Versuch von meinem polnischen Heimatort in der Nähe von Warschau auf dem Jerusalemweg ins Heilige Land zu pilgern scheiterte 2019, da ich ich die Grenze zu Syrien nicht passieren durfte. Nun hab ich einen neuen Versuch gestartet. Da ich heuer 50 Jahre alt geworden bin, ist es quasi ein besonderes Geschenk an mich selbst. Der Weg ist zwar um einiges länger, ist aber umso spannender.
Tips: Haben sie eine genau Route bereits im Vorfeld festgelegt?
Moleda: In den Grundzügen schon. Zunächst geht es quer durch Europa in Richtung Spanien, dann Versuche ich es über die nordafrikanischen Staaten in den Nahen Osten zu kommen. Ich denke, dass es keine Probleme gibt. Bei Libyen bin ich mir aber noch nicht sicher was mich dort erwartet. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr darauf unterwegs vielen Menschen aus anderen Kulturen und mit anderer Religionszugehörigkeit zu begegnen. Der Jerusalemweg ist ja schließlich ein Friedensprojekt, der das Verständnis zwischen den drei monotheistischen Weltreligionen fördern soll. Hier will ich meinen Beitrag leisten.
Tips: Gibt es einen Zeitrahmen?
Moleda: Eigentlich nicht. Ich rechne damit, dass ich eventuell mal in Quarantäne muss oder beim Grenzübertritt vielleicht etwas länger warten muss. Ich bin nicht in Eile. Neu bei dieser Pilgerreise ist das Gefühl, dass ich immer dort wo ich gerade bin, am richtigen Platz bin. Das fühle ich jeden Tag. Auch hier bei meinem Zwischenstopp in Arbing, wo mich für diesen Zeitraum dankenswerter Weise Johannes Aschauer bei ihm aufgenommen hat. Ich kenne Johannes bereits, aber ich werde bestimmt auch bei anderen Leuten unterkommen, die mir noch nicht vertraut sind. Auf diese Begegnungen freue ich mich. Ich bin mir auch sicher, dass mir Gott den rechten Weg weisen wird. Da beim Pilgern meiner Meinung nach nicht nur das Ankommen wichtig ist, habe ich vor, den Weg aus Jerusalem auch wieder in meine Heimat retour zu gehen.
Tips: Was hat dich bei deinen bisherigen Pilgerwanderungen und bei deiner aktuellen am meisten fasziniert?
Moleda: Es ist die Tatsache, dass man die Welt beim Gehen ganz anders wahrnimmt. In den Medien sieht man leider oft nur ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit, das oft auf Gewalt und negative Aspekte gerichtet ist. Wenn man unterwegs ist und sich Zeit nimmt, sieht man, dass das nicht so ist. Die Natur ist überall wunderschön und die Menschen – egal wo man ist – sind sehr freundlich, dass bekommt man aber in unserer schnelllebigen Zeit oftmals gar nicht mit.
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