Masterplan steht: gemeinsamer Weg zu einer zeitgemäßen Gedenkkultur in Gusen
GUSEN. Nach einem umfangreichen Bürgerbeteiligungsprozess liegt nun der Masterplan zur Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Gusen vor. In den kommenden acht Jahren soll an drei Standorten in den Gemeinden Langenstein und St. Georgen an der Gusen eine würdevolle und zeitgemäße Gedenkkultur entstehen.
In den Jahren 2021 und 2022 hatte die Republik Österreich mehrere Grundstücke auf dem Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen erworben. Ziel dabei war es, die noch vorhandenen Überreste als Gedenkorte zu gestalten und an das bereits bestehende Gusen Memorial anzubinden. Um möglichst viele Interessensgruppen einzubeziehen, wurde ein intensiver Bürgerbeteiligungsprozess gestartet, dessen Ergebnisse in die Erstellung des Masterplans einflossen. Innenminister Gerhard Karner präsentierte den fertigen Masterplan nun vergangenen Donnerstag in Wien. Am Abend zuvor wurde er bereits zahlreichen Interessierten im AktivPark4222 in St. Georgen vorgestellt.
Angebot wird sukzessive ausgebaut
Mit der Umsetzung des Masterplans soll die benachbarte KZ-Gedenkstätte Mauthausen beauftragt werden. Deren Leiterin Barbara Glück nennt hier einen Zeitraum von acht Jahren, bis die neugestaltete Gedenkstätte in Vollbetrieb gehen kann. Das Angebot vor Ort solle in dieser Zeit sukzessive ausgebaut werden.
Drei Standorte
Die Gedenkstätte soll laut Masterplan künftig drei Standorte umfassen. Neben dem bereits bestehenden Memorial Gusen sollen auch die Stollenanlage „Bergkristall“ in St. Georgen sowie der Bereich rund um die ehemaligen SS-Baracken, Appellplatz und Schotterbrecher in Gusen als Gedenkorte ausgebaut werden.
Neues Besucherzentrum
Glück zufolge übernimmt die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ab 2024 die Betreuung der angekauften Grundstücke. Erste bauliche Veränderungen seien ab 2026 vorgesehen. Die wichtigste Neuerung ist beim Appellplatz geplant. Hier soll eine neue Ankunftszone für Besucher entstehen. Ein großes Thema ist auch das Parken, so sollen in der Nähe aller drei Standorte neue Stellflächen geschaffen werden. Ein großes Anliegen ist es auch, die Stollenanlage „Bergkristall“ besser zugänglich zu machen. Hier gibt es die Idee, die ersten 50 Meter der Stollenanlage dauerhaft zu öffnen.
Infrastruktur ausbauen
In Summe umfasst die neue Gedenkstätte Flächen von rund sieben Hektar. Ein großes Thema wird die Herstellung von Barrierefreiheit sein. Auch muss eine entsprechende Infrastruktur mit Wegen geschaffen werden, um die einzelnen Gedenkorte besser zugänglich zu machen. Auf dem gesamten Areal soll es außerdem Ausstellungen geben. Inhaltlich will man das Bildungsangebot ausbauen, um vor allem junge Menschen anzusprechen.
Schutz der Anrainer
Bei den Diskussionen im Vorfeld stand vor allem ein Thema im Mittelpunkt: den Balanceakt zwischen der Aufwertung der Gedenkstätte und dem Schutz der Anrainer zu schaffen. Barbara Glück hofft, dass es auch weiterhin ein „offenes und wertschätzendes Miteinander“ bleibt. Denn es sei „etwas Positives, das hier entsteht“.
„Funke in Region entzündet“
Die beiden Bürgermeister Christian Aufreiter (Langenstein) und Andreas Derntl (St. Georgen an der Gusen) bedankten sich für den umfangreichen Bürgerbeteiligungsprozess. Aufreiter sprach von „intensiven Jahren“. Sein Amtskollege Derntl ergänzt: „In der Zusammenarbeit ist viel passiert. Es wurde ein Bewusstsein geschaffen, welches es ohne den Bürgerbeteiligungsprozess nicht gegeben hätte. In der Region wurde ein Funke entzündet.“
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