„Der Gesang meiner Mama hat die Liebe zur Musik in mir geweckt“
MAUTHAUSEN/ST. FLORIAN. Wer hat schon im Kindes- und Jugendalter die Chance, im In- und Ausland Konzerthallen zu füllen, mehrere Kontinente zu bereisen und die Herzen von Massen zu erreichen? Die Florianer Sängerknaben tun das. Einer von ihnen ist seit fünf Jahren der Mauthausner Kendrick Nsambang. Die Gemeinschaft der Sängerknaben wurde für ihn zur zweiten Familie.
Das Erfolgsrezept der Florianer Sängerknaben hängt wohl damit zusammen, dass der glockenhelle Gesang der Knaben die Menschen an etwas erinnert, das in der Geschäftigkeit des Alltags oft verloren gegangen zu sein scheint: Daran, dass Musik die Sprache der Seele ist. Dass Musik die Herzen öffnet. Nicht selten haben Konzertbesucher Tränen in den Augen, wenn sie den Knabenchor zum ersten Mal live hören.
Einer der 41 Florianer Sängerknaben ist der 14-jährige Kendrick Nsambang. Seine Eltern Hermann und Silviane stammen ursprünglich aus Kamerun. „Da ich der einzige Dunkelhäutige in unserer Gruppe bin, werde ich bei unseren Auftritten besonders häufig fotografiert“, erzählt Kendrick. Ob ihn das manchmal auch ein wenig störe? „Nein, gar nicht, es liegt in der Natur der Sache, dass jemand, der optisch anders aussieht, auffällt. Ich habe mich daran gewöhnt und ich habe ja bisher nur positive Reaktionen des Publikums erlebt“, so der aufgeweckte Mauthausner.
Mutter sang daheim bei Hausarbeit
Seine Liebe zur Musik gehe auf seine Mutter zurück, erzählt der 14-Jährige. „Meine Mama hat bei der Hausarbeit und beim Kochen immer so schön gesungen. Da habe ich schon von klein auf mitgesummt und mitgesungen.“ Dass sich in Kendricks Fall Leidenschaft auch mit einer wunderschönen Stimme und musikalischer Begabung paarte, fiel schließlich dem Mauthausner Chorleiter, Musikpädagogen und Komponisten Alfred Hochedlinger auf. Er empfahl der Familie, Kendrick bei den Florianer Sängerknaben anzumelden. Bei den Internatskosten erhielten die Eltern Unterstützung von wohlmeinenden Förderern wie etwa den örtlichen Goldhaubenfrauen.
„Wir sind sehr dankbar für die Fügungen, die es ermöglicht haben, dass unser Sohn diesem weltberühmten Chor beitreten konnte. Und wir sind auch froh, dass Kendrick damals in der dritten Klasse Volksschule den Mut zu diesem großen Schritt hatte“, zollt Vater Hermann seinem Sohn Respekt.
Musikalische Zweit-Heimat
Da Mut zu Neuem meist schnell belohnt wird, sollte es nicht lange dauern, bis Kendrick feststellte, dass es nie um die Entscheidung Familie oder Sängerknaben gegangen war. Vielmehr bekam er in der Gemeinschaft der Sängerknaben eine zusätzliche Familie geschenkt. Eine musikalische Zweit-Heimat sozusagen. In dieser blühte er regelrecht auf. Nicht nur sein Gesangstalent befand sich nun in den besten Händen, auch innerlich reifte und wuchs Kendrick von Jahr zu Jahr. Besonders geprägt haben ihn die vielen Konzertreisen. Mehrere Kontinente hat er mit den Sängerknaben schon bereist und viele fremde Kulturkreise kennengelernt.
Nun heißt es jedoch bald Abschiednehmen. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass die Zeit beim Knabenchor zu Ende geht, wenn die Knaben keine Knaben mehr sind, sondern junge Männer werden. Obwohl bei Kendrick viel Wehmut über den baldigen Abschied mitschwingt, freut er sich auch auf den neuen Lebensabschnitt. Denn in diesem hat er viel vor.
Berufswunsch: Arzt
„Ich möchte ein Gymnasium besuchen und später Arzt werden“, kündigt er an. Und außerdem freut er sich schon riesig darauf, mehr Zeit mit seinen Eltern und den beiden Schwestern verbringen zu können.
Dann wird er auch wieder öfter das stille Glück genießen, wenn er seiner Mama daheim beim Singen zuhören kann. Wie immer es auch weitergeht, in einer Sache ist sich Kendrick sicher: „Die Erinnerungen an die wunderbare Zeit bei den Sängerknaben werde ich für immer wie einen Schatz in meinem Herzen aufbewahren.“
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