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ARBING. In einer Welt, die zunehmend von Hektik, Entfremdung und der Jagd nach Effizienz geprägt ist, feierte man in Arbing ein bemerkenswertes Jubiläum: Der örtliche Verein Zeitbank plus wurde zehn Jahre alt. Was auf den ersten Blick wie ein kleiner, lokaler Erfolg erscheint, ist in Wirklichkeit ein starkes Signal gegen den Zeitgeist und für mehr Menschlichkeit und Nähe.

Zehnjähriges Bestehen der Zeitbank Arbing (Foto: privat)
  1 / 2   Zehnjähriges Bestehen der Zeitbank Arbing (Foto: privat)

Denn die Zeitbank, das ist mehr als nur eine moderne Variante der guten alten Nachbarschaftshilfe. Sie ist ein Gegengewicht zu der bedenklichen Entwicklung, in der das Miteinander immer seltener wird. In der man sich vielleicht noch mit der Familie oder seinen Freunden verbunden fühlt, aber mit den übrigen Menschen in seinem Umfeld oft nur noch wenig zu tun hat.

Geschenkte Zeit wird auf einem Konto gutgeschrieben

Die Metapher zu einer Bank ist offensichtlich: Auf einer Bank legt man Geld an, verwahrt es, lässt es arbeiten. Bei der Zeitbank geht es um etwas viel Wertvolleres: die eigene Lebenszeit. Mitglieder dieses Vereins stellen ihre Talente und Fähigkeiten bereit, nicht zum Verkauf, sondern zum Tausch.

Jeder bietet, was er gerne tut, was er gut kann. Und was er „einzahlt“, wird auf einem digitalen Zeitkonto gutgeschrieben. Ein genialer Kreislauf, denn was man gibt, bekommt man in anderer Form zurück, wenn man selbst Unterstützung braucht.

Ein gegenseitiges Geben und Nehmen

Konkrete Beispiele zeigen die Einfachheit des Prinzips: Ein älteres Ehepaar braucht Hilfe am Computer? Ein Zeitbank-Mitglied springt ein. Später benötigt dieses Mitglied vielleicht einmal Unterstützung bei der Kinderbetreuung, beim Heckenschneiden oder braucht jemanden, der Vorhänge kürzen kann. Die Zeitbank organisiert Hilfe. Die Liste der getauschten Dienste ist beliebig erweiterbar und so vielfältig, wie es die Menschen sind: Sie reicht von Schneeschaufeln über Arzt- und Einkaufsfahrten bis hin zu Fotobuchgestaltung und gemeinsamen Ausflügen.

44 Mitglieder bei Zeitbank plus in Arbing

In Arbing funktioniert dieses System der professionalisierten und digitalisierten Nachbarschaftshilfe seit einem Jahrzehnt wie am Schnürchen. Was einst als kleine Initiative begann, ist zu einem lebendigen Verein mit 44 Mitgliedern herangewachsen.

Daniela Kranzer, die Gründerin und treibende Kraft der Zeitbank Arbing, spricht von einer Rückbesinnung auf Werte, die in den letzten Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geraten sind: „Früher war es selbstverständlich, dass man in einer örtlichen Gemeinschaft anderen Hilfe anbietet oder selbst danach fragt. Dieses Aufeinanderschauen im zwischenmenschlichen Bereich ist leider immer weniger geworden. Der Verein Zeitbank plus kultiviert dieses Wachsam-Sein wieder. Ein Rädchen in diesem großen Zahnrad zu sein, ist sehr erfüllend. Man bekommt so viel zurück. Es entstanden wunderbare Freundschaften.“

17 Zeitbanken in OÖ, drei davon im Bezirk Perg

Insgesamt gibt es in ganz Oberösterreich 17 Vereine des Dachverbands Zeitbank plus. Die Zeitbank Arbing ist neben Mauthausen und Naarn eine von drei im Bezirk Perg. Wer in seiner Gemeinde einen Zeitbank-Verein gründen will, kann sich auf der Website www.zeitbankplus.at genauere Infos holen.


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