Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Zehn Jahre Kulturhof Perg – Theater, Tanz und ein bisschen Wahnsinn

Andrea Burgstaller, 30.06.2025 14:14

PERG. Der Kulturhof Perg feiert heuer sein zehnjähriges Bestehen – und das mit einer besonderen Inszenierung: William Shakespeares Romeo und Julia wird in einer eigenständigen Fassung auf die Bühne gebracht. Tips hat mit Julia Ribbeck-Dreiling über zehn Jahre Kulturarbeit, kreative Anfänge und ein Herzensprojekt gesprochen.

  1 / 2   Für die Jubiläumsproduktion von Romeo und Julia verantwortlich: Julia Ribbeck-Dreiling und Martin Dreiling. (Foto: Boris Mitterlehner)

Gemeinsam mit ihrem Mann Martin Dreiling verantwortet Julia Ribbeck-Dreiling die Jubiläumsproduktion. Als die Theatermacherin auf die Anfänge im Jahr 2015 zurückblickt, ist da sofort diese Mischung aus Lachen und Staunen in ihrer Stimme: „Wir hatten keine Bühne, keine Infrastruktur – nur ein paar alte Möbel, Schotterboden und die Holzsessel vom Turnverein.“ Das erste Bühnenbild bestand wortwörtlich aus dem, was man in der Scheune fand – „ein Haufen Müll, alte Möbel, wir haben einfach daraus gebaut, was ging.“

Improvisation trifft auf Begeisterung

Der erste Kartenvorverkauf endete im Chaos: „Wir hatten ein Prepaid-Handy – und als der Vorverkauf startete, hat es ununterbrochen geklingelt. Wir kamen nicht mehr hinterher“, erinnert sie sich. Trotz oder vielleicht gerade wegen dieser Improvisation war die erste Saison ein voller Erfolg. „Es war ein Rausch“, sagt sie, und meint damit nicht nur das Publikum, sondern auch den Ausnahmezustand, den das kleine familiäre Team damals erlebte. „Wir mussten Leute wegschicken, weil alles voll war. Es gab nur Dixiklos, improvisierte Bars – und sehr überforderte Familienmitglieder“, erzählt sie mit einem herzlichen Lachen.

Langsames Wachstum, große Visionen

Inzwischen ist aus dem improvisierten Start ein professioneller Kulturbetrieb geworden. „Wir haben uns bewusst langsam entwickelt – immer nur das umgesetzt, was das Budget erlaubt hat“, erklärt Ribbeck-Dreiling. Und das mit klaren Prioritäten: „Die erste Investition waren die WC-Anlagen – dafür gab’s überraschend viel Lob (lacht).“ Nach und nach folgten fixe Tribünen, eine dauerhaft installierte Bar und schließlich der Umbau des ehemaligen Schweinestalls zu einem zweiten Veranstaltungsraum mit Heizung, Lüftung und Bestuhlung.

Weiterentwicklung

Auch künstlerisch hat sich der Kulturhof weiterentwickelt – mit einer klaren Handschrift: die Verbindung von Schauspiel und Tanz. „Romeo und Julia ist bereits die dritte Produktion, in der wir Tanz integrativ einsetzen.“ Das Besondere: In der aktuellen Inszenierung sprechen Romeo und Julia kein einziges Wort. Sie werden von Tänzern verkörpert, während andere Figuren die Worte übernehmen oder – ganz sparsam – Einspieltexte wie innere Gedanken die Handlung tragen. „Tanz kann Emotionen auf eine Weise ausdrücken, wie es Worte oft nicht können“, sagt Ribbeck-Dreiling. Die Fassung wurde auf das Ensemble maßgeschneidert – einige Figuren aus dem Original wurden gestrichen oder auf neue Rollen übertragen. Der Fürst etwa fungiert als moralische Instanz, beinahe wie ein Erzähler; die Mutter Julias übernimmt im Stück die Rolle des Ratgebers – eine kreative, reduzierte und zugleich dichte Umsetzung des Klassikers.

Ein Herzensprojekt

Was beim Gespräch mit Julia Ribbeck-Dreiling immer wieder durchklingt: Der Kulturhof ist nicht nur ein Theaterort, sondern auch ein Lebensprojekt. „Es steckt so viel Privatleben darin“, sagt sie sichtlich bewegt. „Wir haben mittlerweile mehr als 40 Leute im Team – und alle sind gerne hier. Das ist das, was wir wirklich feiern.“ Das große Jubiläum wird daher nicht mit einem Festakt begangen, sondern mit einem eigens gestalteten Jubiläumsheft und dem gemeinsamen Blick zurück. „Beim Erstellen dieses Hefts ist mir bewusst geworden, wie viel Arbeit hier schon hineingeflossen ist. Es war schön, sich einmal selbst auf die Schulter zu klopfen.“

Ausblick: ein ganzjähriger Kulturhof

Für die Zukunft wünscht sich das Team rund um Ribbeck-Dreiling vor allem eines: mehr Raum. „Ein geplanter Anbau soll künftig auch bei Schlechtwetter Aufenthaltsmöglichkeiten für das Publikum bieten – oder Raum für Winterproduktionen.“ Noch steht das Projekt, da denkmalrechtliche Genehmigungen ausständig sind. Doch der Blick nach vorn ist klar: „Unsere Vision ist ein ganzjährig bespielbarer Ort – mit Werkstättencharakter für Künstler, die hier Neues entwickeln können. Wir wollen ein breites, lebendiges Angebot schaffen, das Menschen wirklich erreicht.“

Aufführungstermine von Romeo und Julia: 10., 11., 16., 18., 19., 23., 24., 25., 26., 30. und 31. Juli sowie 1. und 2. August, jeweils 20 Uhr Karten sind erhältlich unter: www.kulturhof-perg/theaterkarten


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden