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Generationswechsel: Tochter übernimmt Arztpraxis des Vaters

Leserartikel Gerlinde Riegler-Aspelmayr, 29.07.2025 10:42

SCHWERTBERG. Über vier Jahrzehnte lang war Leopold Biermair (70) mit viel Einsatz und Engagement als Allgemeinmediziner für seine Patienten da. Ab 1. Oktober übernimmt Christina Patri als Wahl-Hausärztin die Ordination, die sie im Sinn ihres Vaters weiterführen, aber auch ganz eigene Spuren hinterlassen will.

  1 / 3   Der Arztberuf ist für Vater und Tochter auch Berufung: Christina Patri und Leopold Biermair (Foto: Gerlinde Riegler-Aspelmayr)

Mit der Übernahme der Praxis ihres Vaters schließt sich für die leidenschaftliche Ärztin Christina Patri nun ein Kreis, der eigentlich schon mit ihrem Start ins Leben begonnen hatte. Denn die heute 40-Jährige erblickte das Licht der Welt genau zwei Wochen, bevor Leopold Biermair – tatkräftig unterstützt von seiner Frau Christa im Ordinationsmanagement – die Praxis eröffnete. „Ich bin in diesen Räumlichkeiten aufgewachsen und habe meinen Vater schon als Kind zu Visiten begleitet“, sagt Christina Patri. „Dabei ist der Wunsch, selbst Ärztin zu werden und Menschen zu helfen, von Jahr zu Jahr größer geworden“, erinnert sie sich.

Seit 2013 als Wahlärztin tätig

Bereits seit 2013 unterstützt Patri, die heute selbst dreifache Mutter ist und mit ihrer Familie in Perg lebt, ihren Vater in dessen Ordination als Wahlärztin. Eine prägende Zeit. „Ich konnte in diesen Jahren viel von ihm lernen. Gleichzeitig habe ich aber auch versucht, meinen ganz eigenen Weg als Allgemeinmedizinerin zu finden.“

Ein Weg, der sich nun in der Übernahme und Neueröffnung der Wahlarzt-Praxis ab Herbst vollendet. Bis 27. August wird Leopold Biermair noch für seine Patientinnen und Patienten da sein. Dann wird die Praxis einen Monat lang für Adaptierungs- und Umbauarbeiten geschlossen sein und am 1. Oktober wiedereröffnet. Zusätzlich zur klassischen Familienmedizin bietet Patri in Zukunft auch moderne Behandlungsmethoden wie Vitalstoff-Infusionen, Eigenblut- und Lasertherapien an. „Die Praxis im Sinne meines Vaters weiterzuführen und zugleich neue Impulse einfließen zu lassen, ist für mich eine spannende Aufgabe, der ich mit Freude und Dankbarkeit entgegenblicke“, sagt die Ärztin.

Was sie an der Allgemeinmedizin besonders reize, sei die Nähe zum Menschen. „In keinem anderen Fachgebiet ist man so nah an der Lebenswelt der Patientinnen und Patienten. Man kennt ihre privaten und beruflichen Herausforderungen, die familiären und genetischen Einflussfaktoren und kann all dieses Wissen gebündelt in die Behandlung einfließen lassen“, so Patri. Gerade in einer Zeit der zunehmenden Technisierung – auch in der Medizin – sei der persönliche Kontakt wichtiger denn je. „Viel Zeit für die Menschen zu haben, die meine Hilfe suchen, war für mich der Grund, warum ich die Ordination als Wahlärztin führen wollte“, erklärt die Ärztin.

Bis 70 als Arzt aktiv

Und wie geht es Leopold Biermair beim Gedanken, Ende August den Arztkittel für immer auszuziehen? „Grundsätzlich sehr gut, denn ich hatte ja eigentlich gar nicht vorgehabt, bis 70 zu arbeiten. Mein Plansoll als Arzt habe ich somit wohl übererfüllt.“ To-do-Listen, um dem „Pensionsschock“ vorzubeugen, gebe es jedenfalls derzeit keine. „Bei insgesamt fünf Enkelkindern, einem großen Haus mit Garten und vielen Hobbys wird mir sicher nicht so schnell langweilig“, sagt Biermair mit jener gewohnt stoischen Gelassenheit, die auch als Arzt sein Markenzeichen wurde.

Auch in Freizeit ehrenamtlich als Arzt tätig

Was ihn nach 41 Jahren als Hausarzt – vielen davon als Gemeindearzt – freut, ist die Tatsache, dass ihm so viele Menschen über Jahre und Jahrzehnte das Vertrauen schenkten: „Wenn man ganze Familien über Generationen hinweg ärztlich betreuen darf, dann ist das eine große Form der Wertschätzung.“ Sein berufliches Engagement dehnte er auch auf seine Freizeit aus, denn seit 1989 war Biermair ehrenamtlich als Rotkreuz-Arzt sowie als Feuerwehrarzt der FF Winden-Windegg tätig. Als große Gnade empfindet der Mediziner rückblickend, dass er selbst nie ernsthaft erkrankte.

Stabile Gesundheit

Ähnliches gilt auch für seine Frau Christa. Sie, die täglich Krankmeldungen schreibt, füllte für sich selbst in über 40 Arbeitsjahren nie eine solche aus. „Meine Frau war in all den Jahren meine große Stütze“, resümiert Biermair. „Als Arzt stand für mich das Wohl der Patienten immer an erster Stelle. Meine Frau Christa hat das nicht nur verstanden, sondern diese Haltung auch aus Überzeugung mitgetragen.“

Psychologin und Schwester Caterina Tober arbeitet interdisziplinär mit

Eine Grundhaltung, die man an die nächste Generation weitergab, denn auch die zweite Tochter von Leopold und Christa Biermair, Caterina Tober, ist als Psychologin in einer verwandten Branche tätig und arbeitet bereits jetzt interdisziplinär in der Ordination mit. „Wir haben beide Töchter offenbar nicht abgeschreckt, einen Beruf im Dienst der Gesundheit der Menschen zu ergreifen“, meint Leopold Biermair – mit einem Lächeln, in dem ganz viel Stolz und Freude mitschwingt.