Dienstag 16. April 2024
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PERG. Validation bietet ungeahnte Vorteile im Umgang mit demenziellen Erkrankungen. Diese Methode lehrt, alte Menschen besser zu akzeptieren und die Hintergründe ihres veränderten Verhaltens zu erkennen. Validationsexpertin Hildegard Nachum vermittelte in einem Workshop im Seniorium Perg betroffenen Angehörigen Basiskenntnisse. Tips hat die Expertin zum Gespräch gebeten.  

Sonja Neuhofer (r.) von der Demenz-Beratungsstelle Perg mit Validationstrainerin Hildegard Nachum (Foto: maf)
Sonja Neuhofer (r.) von der Demenz-Beratungsstelle Perg mit Validationstrainerin Hildegard Nachum (Foto: maf)

Tips: Demenz ist ein Schreckgespenst. Laut Studien soll sich die Zahl der Erkrankten in den nächsten zehn Jahren verdoppeln. Wie kann man sich auf diesen Anstieg vorbereiten?

Hildegard Nachum: Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich plötzlich an einem Ort an dem Sie die Sprache nicht verstehen und Sie erkennen die Schriftzeiten nicht – das ist Demenz. Jemand geht auf Sie zu und nimmt Sie im sprichwörtlichen Sinn an der Hand – das ist Validation. Im Umgang mit Menschen, die an Demenz erkranken, ist die Gesellschaft und wäre die Politik gefragt. Wir brauchen mehr Unterstützung für pflegende und sorgende Angehörige. Das müssen mehr Tagesstrukturen und Beratungsstellen sein, die Angehörigenkurse, die Basiswissen in der Begleitung ihrer veränderten Angehörigen anbieten. Ich höre immer wieder, dass keine Plätze frei sind. Die Angehörigen sind häufig ausgelaugt und sie sind die nächsten, die auf Grund ihrer seelischen und körperlichen Anstrengung in eine Krankheit flüchten. Das Thema Demenz hat seinen Platz in der Gesellschaft. Wohnformen wie Bauernhöfe, die für fünf bis sieben Menschen mit Demenz eine Lebensform bieten wären eine adäquate Möglichkeit. Skandinavische Länder sind uns in dieser Hinsicht weit voraus.

Tips: Was sind die ersten Anzeichen für Demenz?

Nachum: Der Betroffenen spürt als erstes seine Veränderung. Wir verändern uns alle im Alter. Jede Veränderung hat eine Ursache, das muss nicht immer eine Demenz sein. Ich empfehle, Veränderungen eines Angehörigen ein halbes Jahr zu beobachten und in einem Art Tagebuch festzuhalten.  Es gibt Warnsignale: Vor allem eine Persönlichkeitsveränderung: Der Betroffene zieht sich mehr und mehr zurück, meidet oft soziale Kontakte, geht nicht mehr zum Stammtisch - aus Angst, die Außenwelt sieht und bemerkt seine kognitiven Schwächen. Alltagshandlungen, die immer selbstverständlich waren, werden nicht mehr korrekt durchgeführt. Wortfindungsstörungen können auch Hinweise sein. Aber, wie gesagt, sorgsames Beobachten ist angesagt. Denn es kann auch eine andere Ursache haben.

Tips: Wie unterscheidet sich Demenz von Altersvergesslichkeit?

Nachum: Bei der Altersvergesslichkeit fällt mir irgendwann wieder das ein, was ich im Moment vergessen habe. Bei Demenz nicht. Lediglich vorübergehendes Auftreten von Vergesslichkeit, Vergesslichkeit im Alter ist eine ganz natürliche Entwicklung.

Tips: Lässt sich der Krankheitsverlauf beeinflussen, beziehungsweise verlangsamen?

Nachum: Es gibt keine Heilung. Für alle zur Verfügung stehenden Medikamente gilt, dass sie lediglich den Verlauf der Erkrankung verzögern. Diese Anti-Dementiva haben natürlich Nebenwirkungen, die wiederum mit Medikamenten behandelt werden.

Tips: Was raten Sie Angehörigen? Wie soll man mit einem Betroffenen umgehen?

Nachum: Ich sehe in den Angehörigenkursen und Gesprächen immer diese Unsicherheit. Die meisten glauben, wenn man dem Menschen, der sich verändert, immer wieder die Wahrheit sagt, wird er es einmal doch verstehen. Nein! Er wird es nicht mehr verstehen, sondern er wird sich seiner kognitiven Schwächen auf der emotionalen Ebene bewusstwerden und darauf reagieren. Mit Rückzug, mit Wut, mit Trauer. Wissen schafft Verständnis! Ich rate, sich ein Netzwerk aufzubauen, mit Nachbarn, den Stellen, die der Betroffene öfters aufsucht (die Bank, das Lebensmittelgeschäft) - sich informieren. Wir müssen lernen, mit dieser Veränderung in unserer Gesellschaft zu leben.

Tips: Welche Arbeit kann die Hauskrankenpflege bei einem demenzerkrankten Menschen leisten?

Nachum: Das kommt auf die Stufe der Veränderung an. Am Beginn sind oft die Erinnerungen an ganz normale Abläufe notwendig, wie Medikamenteneinnahme, Körperpflege. Im weiteren Verlauf wird sich der Betreuungsablauf ändern und sich der Aufwand erhöhen. Für mich ganz wichtig aber ist die Kommunikation: Wie begegnet die Betreuungsperson den Menschen, der sich bereits auf dem Weg in eine andere Welt gemacht hat. Durch eine achtsame Kommunikation wird Vertrauen aufgebaut: Das ist das Wichtigste in der Betreuung!

Tips: Was ist das Schwierigste an der Arbeit mit an Demenz erkrankten Menschen?

Nachum: Seinen eigenen emotionalen Anteil und seine Empfindlichkeit zurückzunehmen - und das erfordert Training und Übung.

Tips: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Nachum: Schauen Sie, ich werde oft gefragt, ob ich mich vor einer Demenz fürchte. Immer wieder antworte ich: Ja, ich habe panische Angst - nicht aber vor der Veränderung! Ich stelle mir sie als Reise in ein anderes Land vor. Ich habe Angst, wer wird mein Reisebegleiter sein. Wer wird für mich die Landkarte lesen, wenn ich es nicht mehr kann. Ich wünsche mir mehr Fachleute, die von der Basis kommen und die in der Pflegediskussion Lösungen suchen. Wenn Sie mich fragen, was das Schönste im Umgang mit Menschen ist, die in einer Veränderung sind, sage ich Ihnen: Die ungeschminkte Ehrlichkeit! Demenz ist auch eine Befreiung. Aus einem moralischen Korsett.

Die nächste Veranstaltungsreihe „Validation für Angehörige“ mit Hildegard Nachum findet am 12. März, 7. April und 27. April 2020 statt. Sie findet wiederum im Seniorium Perg jeweils von 17,30 bis 20,30 Uhr statt. Eine Anmeldung für diese Veranstaltungsreihe ist auf jeden Fall notwendig.

INFO

Der Sozialhilfeverband Perg hat in Kooperation mit dem Roten Kreuz eine Demenzberatungsstelle ins Leben gerufen. Diese liefert Informationen für Angehörige und stellt den Kontakt zu Fachkräften her. Sie zeigt Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten auf.

Netzwerk Demenz, Kooperationsprojekt SHV Perg und Rotes Kreuz Perg:

·         Demenzberatungsstelle im Seniorium Perg

Sonja Neuhofer, Tel. 0664/823 42 96; 07262/54444-20

Öffnungszeiten: Donnerstag von 15,00 bis 18,00 Uhr im Seniorentageszentrum Perg/Seniorium Perg

Individuelle Termine und Hausbesuche nach tel. Vereinbarung

·         Sprechtag Seniorium Mauthausen: jeden 1. Freitag im Monat in der Zeit von 8,00 bis 12,00 Uhr im

Besprechungszimmer im EG

Ausnahme Jänner 2020 aufgrund der Feiertage: Sprechtag erst am 10.1.2020

·         Angehörigenabend jeden letzten Montag im Monat von 18,00 bis 20,00 Uhr im Seniorium Perg

Betreuungsmöglichkeit in den Räumlichkeiten des Seniorentageszentrums Perg für betroffene

Angehörige bei Voranmeldung möglich

Ausnahme Jänner 2020: Angehörigenabend bereits am 13.1.2020 statt 27.1.; ab Februar dann wieder

jeden letzten Montag im Monat

·         MAS-Training für Personen mit Demenz durch ausgebildete MAS-Trainerinnen in Form von Einzel- oder Gruppentraining

in den Räumlichkeiten des Seniorentageszentrums Perg oder im häuslichen Umfeld

·         Veranstaltungsreihe „Validation für Angehörige“ mit Hildegard Nachum

12. März, 7. April und 27. April 2020

Diese Veranstaltungsreihe findet wiederum im Seniorium Perg jeweils von 17,30 bis 20,30 Uhr statt.

Angebot Betreuungsmöglichkeit für betroffene Angehörige im angrenzenden Seniorentageszentrum

Eine Anmeldung für diese Veranstaltungsreihe ist auf jeden Fall notwendig.

Mehr Information gibt es auf www.shv.perg.at


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