Wenn Alleinstehende, Paare oder Familien nicht mehr weiterwissen
PERG. Lockdown Nummer vier – eine Herausforderung für die Psyche. Erst recht in den dunklen Wintermonaten. Tips hat daher mit den beiden Perger Beratern von beziehungleben.at, Josef Lugmayr und Ursula Jahn-Howorka, über die aktuelle Situation gesprochen.
Tips: Inwiefern haben sich die Beratungen in den letzten Monaten durch die Pandemie verändert?
Jahn-Howorka: Wir haben neue Wege gesucht, wie Klienten auch angesichts der Pandemie und in Zeiten von Lockdowns mit uns sicher in Kontakt treten können. Es besteht nach wie vor die Möglichkeit, persönlich in die Beratungsstelle zu kommen, wir bieten aber auch telefonische Beratung, Chatberatung, Videoberatung und Beratung über E-Mail an. Ich mache die Erfahrung, dass die meisten doch lieber persönlich in die Beratungsstelle kommen. Dort achten wir auf Abstands- und Hygieneregeln und auf das Tragen von FFP2-Masken. Derzeit gilt darüber hinaus die 2G-Regel für KlientInnen, das heißt, jetzt während des Lockdowns können nur Geimpfte und Genesene Beratung vor Ort in Anspruch nehmen – unsere alternativen Angebotsformen stehen selbstverständlich allen offen.
Lugmayr: Der Umgang mit der Pandemie und den Coronaregeln ist auch zum Thema in der Beratung geworden. Unterschiedliche Sichtweisen führen in vielen Familien zu Streitigkeiten und Schuldzuweisungen. Da raten wir, Ängste offen auszusprechen, die innere Not des anderen wahrzunehmen und Unterschiede anzuerkennen. Um sich nicht in wenig zielführenden Wortgefechten zu verstricken, kann es notwendig sein, das Gespräch zu unterbrechen und die Aufmerksamkeit auf Verbindendes zu legen, wie etwa auf einen Spaziergang in der Natur.
Tips: Wer sucht oder benötigt am meisten Beratung?
Lugmayr: Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenszusammenhängen suchen bei uns Unterstützung. Viele erleben psychische Krisensituationen oder suchen Klarheit vor Entscheidungen in der Partnerschaft. Berufstätige holen sich Unterstützung, um eine Balance zwischen Arbeitsleben, Partnerschaft, Familie und persönlichem Freiraum zu finden. Auch Erziehungsfragen – vor allem in Patchworkfamilien – sind immer wieder Thema. Etwa jede zweite Beratung ist eine Paarberatung, in der es in der Regel um Beziehungsfragen geht.
Tips: Es ist Winter, es ist dunkel und kalt. Merkt man in diesen Monaten einen Anstieg an Beratungen?
Jahn-Howorka: Die dunkle Jahreszeit, die derzeit auch noch vom Lockdown geprägt ist, ist für Menschen in psychischen Krisensituationen eine große Herausforderung. In schwierigen Paarbeziehungen können sich Konflikte verschärfen. Ungeklärtes kommt jetzt, wo die Abende lang sind und es wenige Möglichkeiten zur Ablenkung gibt, an die Oberfläche. Der Bedarf an Beratungen ist jedenfalls gegeben.
Lugmayr: Einen Anstieg an Beratungen sehe ich derzeit noch nicht, da manche Klienten jetzt sehr vorsichtig sind und ihre Beratungen verschieben. Oft wird Beratung auch mit einer Verzögerung gesucht. Meiner Erfahrung nach melden sich viele Paare nach dem Jahreswechsel zur Beratung an, um schlimme Erfahrungen zu besprechen, die sie in den Wochen davor gemacht haben.
Tips: Weihnachten ist für viele ein Fest der Liebe und für viele andere ein Fest der Einsamkeit. Wie geht man hier mit Problemen um?
Jahn-Howorka: Mit dem Weihnachtsfest verbinden viele jedes Jahr sehr hohe Erwartungen. Da sind emotionaler Stress und Enttäuschungen fast vorprogrammiert. Sinnvoll ist es, bewusst Prioritäten zu setzen und sich in der Familie darüber auszutauschen. Was macht für jeden ein gelungenes Weihnachtsfest aus? Welche Rituale sind dabei bedeutsam? Was kostet viel Zeit und Mühe, ist aber vielleicht gar nicht so wichtig? Wie können wir einander bei den Vorbereitungen unterstützen?
Tips: Wie sind die Beratungszeiten im Bezirk Perg?
Jahn-Howorka: In der Beratungsstelle Perg werden jeden Montag Beratungen angeboten und in St. Georgen an der Gusen und Grein an unterschiedlichen Wochentagen.
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