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Debatte um geplanten neuen Tourismusverband: „Mit Zentralraum zu werben, ist nicht sexy“

Michaela Primessnig, 21.03.2019 08:44

ANSFELDEN/ENNS/MAUTHAUSEN/PERG. Bereits im August des vergangenen Jahres haben die vier Gemeinden beim Land OÖ ihre Pläne für eine künftige Zusammenarbeit in einem neuen Tourismusverband eingereicht. Dafür wurde ein Konzept erarbeitet, welches die gemeinsamen Ziele darlegt und ein Plan, wie die Zusammenarbeit funktionieren soll. Auch die erforderten Voraussetzungen nach dem neuen Tourismusgesetz – mindestens 200.000 Nächtigungen und 600.000 Euro Budget – würde der neue Verband erfüllen. Auf wenig Begeisterung stößt dieses Vorhaben allerdings beim zuständigen Landesrat Markus Achleitner.

  1 / 2   Das Radfahren soll in der gesamten Region um die Donau wieder mehr zum Thema werden.Foto: shutterstock.com/Lisa S.

Die Zusammenlegung der bisher 104 Tourismusverbände auf künftig 20 in Oberösterreich stellt eines der obersten strategischen Ziele von Landesrat Markus Achleitner für das Tourismusland dar. Unter seinem Vorgänger Michael Strugl war der ehemalige Eurothermen-Chef bereits bei der Erarbeitung des neuen Tourismusgesetzes mit an Bord. Voller Lob zeigte sich Achleitner nun deshalb für die bereits geschlossenen neuen Großverbände, allen voran für den Tourismusverband Donau Oberösterreich, bei einem seiner Bezirkstour-Stopps in Perg. „Ich hätte viel verwettet, wenn man mir gesagt hätte, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon so weit sein werden.“

Lösung für Zentralraum noch in Diskussion

Noch nicht überzeugt ist Achleitner allerdings von der geplanten Fusion der Tourismusgemeinden  Ansfelden, Enns, Mauthausen und Perg. Deshalb hat der „Optimierer“ auch einen „ergebnisoffenen Prozess“ für eine Tourismusregion Linz angestoßen. In noch drei Workshops bis zum Sommer soll ausgelotet werden, wie eine Zusammenarbeit ausschauen und in welche Form man diese dann gießen könnte. Auch die vier besagten Gemeinden sind in diese Arbeitsrunden eingeladen.

„Die erste Idee von Ansfelden, Enns, Mauthausen und Perg war, sich zu einem Tourismusverband Zentralraum zusammenzuschließen. Damit würden diese Gemeinden zwar die Erfordernisse nach dem Gesetz erfüllen, aber fachlich betrachtet müssen wir darüber noch diskutieren. Ich verstehe, dass es schwierig ist, wo man dazugehen soll. Wo bereits tourismusorientiert in einem Ort gedacht wird, umso mehr wird auch verstanden, dass das Umland von der Stadt profitieren kann. Wo man noch gemeindeorientierter denkt, ist es noch schwierig.“

Überzeugt ist Achleitner auch, dass durch den immer stärker kommenden Trend zu Outdoor-Aktivitäten das Radfahren ein echtes Revival feiern wird: „Alle Naturerlebnisse werden ein Megathema. Da geht es nicht nur um Sportradler, sondern viel mehr um die Genussradler und Kulturradler. Diese Zielgruppe wird durch das E-Bike aufmachen. Das ist eine große Chance für die ganze Region um die Donau.“

Vier Gemeinden ziehen an einem Strang

Hauptgrund für die vier Gemeinden, nicht in die großen Tourismusverbände wie „Donau Oberösterreich“ einsteigen zu wollen, seien aber die fehlenden Übereinstimmungen in der Bewerbung. Der Großteil der Gäste sind in allen vier Orten die Geschäftstouristen und weniger die Radfahrer. Daher sehe man das Geld falsch investiert und möchte, ausgerichtet auf die gemeinsamen Ziele, eigene Wege gehen. Dafür wurde mit dem 2018 erarbeiteten Konzept und den Beschlüssen für die Zusammenarbeit in den einzelnen Verbänden Anfang des Jahres 2019 die Weichen gelegt.

Geschäftstourismus ist Hauptthema

 “Grundsätzlich gibt es verschiedene Motive, warum Menschen unterwegs sind. Jeder Tourismusverband muss überlegen, wo sieht er seine Zukunft. Größere Einheiten zu bilden, wenn die gemeinsamen Ziele passen, halte ich für sehr sinnvoll“, so Thomas Mayr-Stockinger, Tourismusverband-Obmann aus Ansfelden und Spartenobmann-Stellvertreter der WK-Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft. „Ich weiß aber aus Erfahrung, dass der Geschäftsreisende 365 Tage im Jahr kommt und auch mehr Wertschöpfung zu uns bringt. Diese Sparte macht rund ein Drittel in Oberösterreich aus. Das ist so, auch wenn sich das ein Landesrat, der aus dem Freizeittourismus kommt, anders wünscht. Dann müssen wir schauen, welche Reisemotive das Umland noch hat. Unsere Themen werden Business, Kultur und Naherholung sein. Wenn sich einige Gemeinden gefunden haben, die Synergien sehen und freiwillig zusammenarbeiten wollen, wie wir, dann sollte man das aber auch ermöglichen.“

„Von Rad-Touristen allein können wir nicht leben“

„Der Business-Tourist kommt nicht von ungefähr. Da muss man dahinter sein und wir wollen mehr von diesen Gästen haben und ihnen etwas bieten“, ist auch sein Kollege Wolfgang Brunner sicher. „Der Radtourismus ist seit Jahren rückläufig. Wenn ich ehrlich bin, bleibt uns von den Radfahrern auch nicht viel und die Kreuzfahrt-Touristen lassen sowieso fast kein Geld bei uns, weil sie nach Salzburg oder woanders hingebracht werden.“

Unterstützung  erhalten die beiden Touristiker  auch vom Perger Stadtmarketing-Geschäftsführer Günter Kowatschek: „Rund zehn Prozent der Gäste kommen zu uns über den Donau-Radweg. Natürlich ist die Donau ein Thema bei uns, aber man muss schon schauen, in welcher Dimension. Die Saison dauert auch nur von Mai bis September. Davon kann bei uns keiner leben. Geschäftsreisende sind unsere Hauptkunden. Natürlich wollen wir auch weiterhin mit allen zusammen arbeiten, aber unsere Interessen müssen sich schon wiederfinden.“

Enttäuschung über ernüchterndes Feedback

 “Wir möchten schon gerne weiterhin für die ausländischen Besucher einen touristischen Mehrwert bieten. Unsere Nächtigungszahlen steigen ständig, wir haben die Bettenkapazitäten verdoppelt und auch das Angebot an Aktivitäten und Veranstaltungen für unsere Gäste verbessert. Wie das in Zukunft sein soll, wenn niemand vor Ort ist, da bin ich skeptisch. Wie ein Verband heißt, wird niemanden interessieren, „Zentralraum“ ist jetzt mal ein Arbeitstitel. Scheinbar wurde aber nicht gelesen, was wir uns auf 50 Seiten alles überlegt haben“, so Gottfried Kraft vom Tourismusverband Mauthausen ernüchtert. „Wir wollen an unseren Plänen festhalten, auch wenn das der Meinung des Tourismus-Landesrates widerspricht. Es heißt immer, dass wir das Band an der Donau unterbrechen. Dem Gast ist es aber völlig egal, welcher Tourismusverband wo zuständig ist.“

Tourismus-Produkt steht jetzt im Vordergrund

 “Um Gäste von außerhalb in die Region zu bringen, braucht es ein Produkt, das am Markt nachgefragt wird. Es geht um die Frage: Welche Gäste haben wir nicht? Mit dem Zentralraum zu werben, wird für einen Städter aus Deutschland nicht sexy sein.“ Darum gehe es jetzt einmal darum, zu schauen, welche Produkte man hat und wie man sie bewerben kann. Erst in einem weiteren Schritt darum, in welcher Struktur man zusammenarbeitet. „Ich bin aber guter Dinge, dass sich die Fachmeinung durchsetzen wird. Es geht jetzt darum, die besten Ideen zu erarbeiten. Das klare Ziel ist, mehr Leute herzubringen“, warnt Achleitner, dass es der falsche Weg sei, sich auf dem bestehenden Geschäftstourismus auszuruhen.

Bei fehlender Zustimmung zurück an den Start?

Ob die Gründung eines neuen Tourismusverbandes vom Land abgesegnet wird, muss schlussendlich dann auch noch durch die Stellungnahme des Strategie-Boards bestehend aus Tourismus-Experten entschieden werden. Sollte die Zustimmung nicht erfolgen, haben die Gemeinden bis zum Ende des Jahres noch Zeit, ihre Weichen neu zu stellen und sich gegebenenfalls einem anderen Verband anzuschließen. „Wer das nicht schafft, dem helfen wir.“ Für die Tourismus-Leute aus Ansfelden, Enns. Mauthausen und Perg könnte dies daher heißen, dass ihnen die Entscheidung vom Land abgenommen wird. „Es wird vermutlich darauf hinauslaufen, dass wir zwangszugewiesen werden“, befürchten die Vertreter.

Wenn die Einnahmen dann in andere Töpfe fließen, hieße das auch, dass man die örtlichen Strukturen nicht mehr aufrecht halten wird können. Das würde wohl auch das Aus oder zumindest eine drastische Einschränkung des Betriebes der Tourismus- und  Stadtmarketing-Büros bedeuten.


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Günter Kowatschek
Günter Kowatschek
26.03.2019 10:02

Sexy Werbung

Das Konzept des geplanten Tourismusverbandes OÖ Zentralraum beinhaltet in keinem Punkt aufreizende Werbemaßnahmen mit seinem Namen zu machen. Das Konzept wurde dem Herrn Wirtschaftslandesrat schon am 31. Oktober 2018 überreicht. Damals war er mit den Tourismusverbänden Ansfelden, Enns, Mauthausen und Perg bei einem Gespräch mit und bei Dr. Strugl eingeladen. Und dort wurde den regionalen Tourismusexperten zugesagt, dass ein Zusammenschluss freiwillig erfolgen könne, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen erfüllt würden. Diese Bedingungen haben die Verbände schon im August 2018 erfüllt und dem Land vorgelegt.