Hoffnung und Sorge bei den Flüchtlingen in Eggenstein
PETTENBACH. Im Ortsteil Eggenstein in Pettenbach sind seit Jänner diesen Jahres Asylsuchende untergebracht. Viele Gemeindebürger engagieren sich ehrenamtlich und organisieren in verschiedenen Gruppen Deutschkurse, Aktivitäten und Ausflüge mit den Flüchtlingen.
Neben der großen Hilfsbereitschaft gab es in Eggenstein auch Vorbehalte und Ängste gegenüber den Neuankömmlingen. Bei einer Demonstration in den ersten Wochen trafen Befürworter und Gegner der Unterbringung in Eggenstein aufeinander. Dabei entwickelten sich viele Gespräche.
Für die Asylsuchenden selbst ist die Situation alles andere als erfreulich, sie haben Furchtbares erlebt und mussten ihre Heimat verlassen – jetzt müssen sie monatelang auf ihren Asylbescheid warten.
Menschen aus Syrien und Afghanistan
Die 22 Menschen in Eggenstein kommen aus Syrien und Afghanistan, einer von ihnen, Ibrahim, hat schon einen positiven Asylbescheid und zeigt sich sehr erfreut darüber. Einige der Männer helfen bei der Gemeinde mit, schneiden Hecken, mähen Rasenflächen oder säubern Straßen.
Hoffnung auf einen neuen Anfang
Khitam kommt aus der vom Bürgerkrieg zerstörten Stadt Homs in Syrien. Sie hat sieben Kinder und ist seit zehn Monaten in Pettenbach. Dreimal in der Woche lernt sie, wie die anderen Asylsuchenden, Deutsch. Besonders gerne kocht sie und backt Kuchen. Sie hofft, vielleicht einmal ein Restaurant in Österreich eröffnen zu können.
Zekria war als Grafiker und Steinmetz in Afghanistan tätig und ist nun ebenfalls seit rund zehn Monaten in Pettenbach. Täglich arbeitet er eine Stunde in einer Schule, putzt und macht Hilfstätigkeiten. Durch das Engagement vieler Ehrenamtlicher, das in verschiedenen Gruppen organisiert wurde, kann er in der Freizeit nun auch das Klettern ausprobieren und repariert beispielsweise Computer und Handys für die anderen Asylwerber.
Es sind auch viele schreckliche Geschichten dabei, die die Asylsuchenden erleben mussten. Diese sollen aus Gründen des Personenschutzes hier nicht im Detail aufgeführt werden.
Charakterfrage
Die Pettenbacher Asylsuchenden hören immer wieder von Ängsten und auch Ablehnung in der Bevölkerung. Sie verstehen nicht, warum ihnen manche so ablehnend gegenüberstehen. „Wenn ich jemanden nicht kenne, sollte ich nicht sagen: „Du bist ein schlechter Mensch“. Ich finde, es kommt auf den Charakter des Menschen, nicht auf seine Herkunft oder Religion an“, erzählt Sabir. Und Zekria fügt an: „Wir sind vor den Problemen geflohen, wir wollen hier keine Probleme machen.“
Eine Belastung ist auch für die Asylsuchenden in Pettenbach ihre ungewisse Situation – das Warten auf den Asylbescheid zehrt an ihren Nerven. Zekria formuliert es so: „Jetzt sind wir gerade niemand – wir möchten wissen, was wir in Zukunft machen sollen.“
Für die Integrationsbemühungen lassen sich in Pettenbach viele positive Beispiele finden. Einige Asylsuchende singen im Kirchenchor mit, Deutschkurse gab es in Pettenbach von Anfang an, was laut den ehrenamtlichen Helfern nicht immer selbstverständlich ist. In der Freizeitgruppe werden Ausflüge und Aktivitäten organisiert. So gab es etwa schon einen Ausflug ins Linzer Ars Electronica Center oder zur Burgruine Scharnstein. Im Winter sind etwa gemeinsame Spieleabende und das Keksebacken geplant.
Engagement
Wer sich in einer der Unterstützungsgruppen für die Pettenbacher Flüchtlinge engagieren möchte, kann sich bei Theresia Schlattl unter 0650/2384953 oder Franziska Wasserbauer unter 07586/8727 melden. Ein Spendenkonto für die Flüchtlingshilfe Pettenbach gibt es ebenfalls (siehe Kasten). Die überparteiliche Initiative „Land der Menschen“ setzt sich für die Integration und Teilhabe der Asylsuchenden in Oberösterreich ein.
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