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Hoffnung und Sorge bei den Flüchtlingen in Eggenstein

Leserartikel Jakob Weiermair, 27.10.2015 20:05

PETTENBACH. Im Ortsteil Eg­genstein in Pettenbach sind seit Jänner diesen Jahres Asylsu­chende untergebracht. Viele Gemeindebürger engagieren sich ehrenamtlich und organi­sieren in verschiedenen Grup­pen Deutschkurse, Aktivitäten und Ausflüge mit den Flücht­lingen.

  1 / 2   Die Flüchtlinge im Gästehaus in Eggenstein werden von vielen ehrenamtlich Engagierten betreut und unterstützt – seit Jänner sind sie im Pettenbacher Ortsteil Eggenstein.

Neben der großen Hilfsbereit­schaft gab es in Eggenstein auch Vorbehalte und Ängste gegen­über den Neuankömmlingen. Bei einer Demonstration in den ersten Wochen trafen Befürwor­ter und Gegner der Unterbrin­gung in Eggenstein aufeinander. Dabei entwickelten sich viele Gespräche.

Für die Asylsuchenden selbst ist die Situation alles andere als er­freulich, sie haben Furchtbares erlebt und mussten ihre Heimat verlassen – jetzt müssen sie mo­natelang auf ihren Asylbescheid warten.

Menschen aus Syrien und Afghanistan

Die 22 Menschen in Eggenstein kommen aus Syrien und Afgha­nistan, einer von ihnen, Ibrahim, hat schon einen positiven Asyl­bescheid und zeigt sich sehr er­freut darüber. Einige der Män­ner helfen bei der Gemeinde mit, schneiden Hecken, mähen Ra­senflächen oder säubern Straßen.

Hoffnung auf einen neuen Anfang

Khitam kommt aus der vom Bür­gerkrieg zerstörten Stadt Homs in Syrien. Sie hat sieben Kinder und ist seit zehn Monaten in Pet­tenbach. Dreimal in der Woche lernt sie, wie die anderen Asyl­suchenden, Deutsch. Besonders gerne kocht sie und backt Ku­chen. Sie hofft, vielleicht einmal ein Restaurant in Österreich er­öffnen zu können.

Zekria war als Grafiker und Steinmetz in Afghanistan tätig und ist nun ebenfalls seit rund zehn Monaten in Pettenbach. Täglich arbeitet er eine Stunde in einer Schule, putzt und macht Hilfstätigkeiten. Durch das En­gagement vieler Ehrenamtlicher, das in verschiedenen Gruppen organisiert wurde, kann er in der Freizeit nun auch das Klettern ausprobieren und repariert bei­spielsweise Computer und Han­dys für die anderen Asylwerber.

Es sind auch viele schreckliche Geschichten dabei, die die Asyl­suchenden erleben mussten. Diese sollen aus Gründen des Personenschutzes hier nicht im Detail aufgeführt werden.

Charakterfrage

Die Pettenbacher Asylsuchenden hören immer wieder von Ängsten und auch Ablehnung in der Be­völkerung. Sie verstehen nicht, warum ihnen manche so ableh­nend gegenüberstehen. „Wenn ich jemanden nicht kenne, soll­te ich nicht sagen: „Du bist ein schlechter Mensch“. Ich finde, es kommt auf den Charakter des Menschen, nicht auf seine Her­kunft oder Religion an“, erzählt Sabir. Und Zekria fügt an: „Wir sind vor den Problemen geflohen, wir wollen hier keine Probleme machen.“

Eine Belastung ist auch für die Asylsuchenden in Pettenbach ihre ungewisse Situation – das Warten auf den Asylbescheid zehrt an ihren Nerven. Zekria formuliert es so: „Jetzt sind wir gerade niemand – wir möchten wissen, was wir in Zukunft ma­chen sollen.“

Für die Integrationsbemühun­gen lassen sich in Pettenbach viele positive Beispiele finden. Einige Asylsuchende singen im Kirchenchor mit, Deutschkurse gab es in Pettenbach von Anfang an, was laut den ehrenamtlichen Helfern nicht immer selbstver­ständlich ist. In der Freizeitgrup­pe werden Ausflüge und Aktivi­täten organisiert. So gab es etwa schon einen Ausflug ins Linzer Ars Electronica Center oder zur Burgruine Scharnstein. Im Win­ter sind etwa gemeinsame Spie­leabende und das Keksebacken geplant.

Engagement

Wer sich in einer der Unterstüt­zungsgruppen für die Petten­bacher Flüchtlinge engagieren möchte, kann sich bei Theresia Schlattl unter 0650/2384953 oder Franziska Wasserbauer unter 07586/8727 melden. Ein Spendenkonto für die Flücht­lingshilfe Pettenbach gibt es ebenfalls (siehe Kasten). Die überparteiliche Initiative „Land der Menschen“ setzt sich für die Integration und Teilhabe der Asylsuchenden in Oberöster­reich ein.


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