Integrationsklassen droht das Aus - Eltern wehren sich
PEUERBACH/ALKOVEN. Massiver Widerstand regt sich gegen das drohende Aus der Integrationsklassen an der Johann-Eisterer-Landesschule in Peuerbach und an der Martin-Buber-Landesschule in Alkoven. Ab Herbst sollen keine neuen Integrationsklassen an den Schulen mehr starten. Grund dafür ist, dass das Bundesgesetz über die Führung von Schulversuchen überarbeitet wurde. Auf Unverständnis trifft diese Entscheidung bei den Eltern - sie wehren sich mit einer Online-Petition und könnten erste Erfolge erzielt haben.
Mit der Änderung des Bundesgesetzes über die Führung von Schulversuchen geht einher, dass „Inklusive Klassen an Sonderschulen“ nicht mehr genehmigt werden. Das betrifft insgesamt zehn Schulen in Oberösterreich. Ein Schock für Eltern und Lehrer. In einer Online-Petition von Elternvertretern an das Bundesministerium wurden bisher mehr als 2400 Unterstützungserklärungen gesammelt.
Widerstand von Eltern
Oliver Luger und Nathalie Fiedler aus Natternbach haben die Petition ins Leben gerufen. Ihr Kind hätte mit Herbst mit der ersten Klasse an der Johann-Eisterer-Landesschule gestartet. Dass ihnen diese Möglichkeit nun verwehrt bleiben soll, wollen die Eltern nicht einfach hinnehmen. Gemeinsam mit anderen Eltern wollen sie sich für den Erhalt der Schulform einsetzen. „Für uns wäre das schlimm, weil wir unserem Kind die Möglichkeit geben wollen, in diese Schule zu gehen“, so Luger. Denn die Johann-Eisterer-Schule hätte einen sehr guten Ruf. „Für uns war ausschlaggebend, mit welcher Motivation die Kinder aus der Volksschule kommen und welche Freude sie am Lernen haben“. Gemeinsam mit Menschen mit Beeinträchtigung zu lernen, sei eine Win-Win-Situation für alle Kinder.
Online-Petition
Mit ihrer Online-Petition wollen die Eltern das Aus der Integrationsklassen verhindern. Auch in Alkoven formieren sich Eltern gegen das geplante Aus. Eine Online-Petition wird auch hier gestartet. Gemeinsam mit 40 Unterstützern will sich Stefan Langfellner aus Alkoven für den Verbleib der Integrationsklassen einsetzen. „Es wird immer von inklusiver Beschulung gesprochen und dann gibt man die Integrationsklassen einfach auf“. Für Langfellner und die betroffenen Eltern ist es unverständlich, dass funktionierende Schulsysteme nicht weitergeführt werden. „Man sollte stattdessen das Positive behalten und ins Regelsystem übernehmen. Die Politik hat die inklusiven Klassen immer gelobt, deshalb verstehe ich diesen Weg nicht, denn es wäre ein Schritt zurück“, so Langfellner.
Integrationsklassen als Bereicherung
Für die Direktorin der Johann-Eisterer-Landesschule, Margarita Prokoph, ist es wichtig, eine nachhaltige Lösung für die Weiterführung der inklusiven Klassen an der Schule zu erreichen. Als Alternative wurde vom Landesschulrat ein Kooperationsmodell mit einer Volksschule in der näheren Umgebung angeboten. Nach Beratungen mit den Direktorinnen der VS Peuerbach und Bruck sowie mit Pflichtschulinspektorin Doris Aflenzer war man sich einig, dass so ein Modell am Standort Peuerbach jedoch nicht umsetzbar ist. „Alle Mitarbeiter, die an der Schule arbeiten, sehen die Integrationsklassen als große Bereicherung für den gesamten Schulbetrieb. Ich bin überzeugt, dass auch die Kinder das so erleben. Wir wollen eine nachhaltige Lösung für die Weiterführung der erfolgreichen inklusiven Klassen an der Johann-Eisterer-Landesschule erreichen“, so Prokoph. Ähnlich sieht es auch Karl Schmidhuber, Direktor der Martin-Buber-Landesschule in Alkoven. „Unsere Schule war vor dem Einziehen der Kinder in inklusiven Klassen ein sehr leises Haus, aber auch jetzt gilt in unserem Haus: Kinderlärm ist Zukunftsmusik. So soll es bleiben“. Schmidhuber hofft „dass es für die betroffenen Standorte eine ordentliche, längere Zeit tragfähige Lösung geben wird, da der momentan in Aussicht stehende Plan B, die Kooperation mit einer Volksschule, viele Probleme bergen kann“.
Erster Erfolg – Inklusive Klasse startet im Herbst
Vom Landesschulrat wurde der Direktorin mitgeteilt, dass im Herbst mit einer Klasse gestartet werden kann. Für Eltern, Kinder und Lehrer sollte sich so vorerst nichts ändern. Die Klasse sei nur formal anders organisiert. „Alle betroffenen Schulen sind sich aber einig, dass wir eine nachhaltige Bundesgesetzlösung brauchen; wir werden also weiterhin aktiv bleiben“. Auch dem Landesschulrat sei es ein Anliegen, dass die Schulen so bestehen bleiben. „Den einen geht es um Ideologie, uns geht es um Pädagogik. Daher ist unser Agieren im Sinne der Kinder.“ Kommendes Schuljahr wird es an den betroffenen sonderpädagogischen Einrichtungen für die Schüler unverändert weitergehen.
Hier geht's zu den Petitionen gegen das Aus der Integrationsklassen an der Johann-Eisterer- und der Martin-Buber-Landesschule:
https://www.openpetition.eu/at/petition/online/johann-eisterer-schule-droht-das-aus
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