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Original aus Pucking: Zeitlhams inoffizieller Bürgermeister hat vieles prophezeit

Laura Voggeneder, 16.04.2019 15:07

PUCKING. „Wachsen oder weichen“, hat Franz Hinterholzer schon in den 1970er Jahren den Puckinger Bauern geraten. Bei vielen Entwicklungen im Ort hatte der „Schusterbauer“ seine Finger im Spiel. Nicht umsonst wird er „inoffizieller Bürgermeister Zeitlhams“ genannt.

  1 / 6   Franz Hinterholzer vom "Schusterbauer" ist ein Ur-Zeitlhamer. Die Schafe sind sein Hobby und dienen auch als Rasenmäher. Foto: Voggeneder/Tips

Vor der 19-jährigen Ära Theobald Lummerstorfers als Bürgermeister Puckings ist auch Franz Hinterholzer einmal für das Amt angetreten, „weil wir sonst keinen hatten“, sagt er heute. Hinterholzer hat lieber im Hintergrund als ÖVP-Gemeindeobmann, als Bauernbundobmann oder im Gemeinderat die Fäden gesponnen.

Sogar bei Landeshauptmann Josef Ratzenböck wurde er vorstellig, als es um eine angemessene Ablöse für die Gründe des Traun-Kraftwerks ging. „Für die Autobahn A25 haben die Bauern nur drei oder vier Schilling bekommen. Beim Kraftwerk sind sie mit 50 Schilling abgelöst worden“, so Franz.

Wachsen oder weichen

Dass die kleinteilige Puckinger Bauernschaft so keine Zukunft hat, wusste Hinterholzer schon in den 1970er Jahren. Ein Landwirtschafts-Experte aus Holland hätte den Puckinger Bauern damals erklärt: „Ihr in Linz-Land habt so viele Arbeitsplätze. Lasst eure Kinder lieber etwas lernen“, erzählt Franz. Nicht alle haben dem Experten und Hinterholzer damals geglaubt, aber gekommen ist es dennoch so.

Pucking, Hasenufer und Sammersdorf werden verbaut, die Bauern dort haben ihre Gründe parzelliert und verkauft. Der Schotterboden war ohnehin nie ertragreich, erzählen Franz und seine Frau Maria in der gemütlichen Stube. Am Hof in Zeitlham 10, beim Schusterbauer, gab es bis zum Jahr 2005 Schweinemast, da haben der bald 82-jährige Franz und die 76-jährige Maria noch selbst dem Sohn geholfen.

Ein Kleinod im Speckgürtel

Jetzt gibt es nur noch zwei Schafe mit ihren drei Lämmern am Hof, die Stallgebäude dienen als Lager und Garage. Die beiden Schafe haben zu Jahresbeginn Lämmer geworfen. „Die sind mein Hobby - und mein Rasenmäher“, lacht Franz. Die Schafe geben mit den blühenden Büschen und Bäumen vor dem Schusterbauer-Vierkanter ein idyllisches Bild ab.

„Sie haben gemeint, wir sollten vor dem Haus einen Stall bauen oder ein Wohnhaus bauen lassen, aber da hätten wir uns die schöne Aussicht verbaut“, erzählt Maria Hinterholzer. Sie selbst stammt vom Nachbarhaus ab, ist also auch eine Ur-Zeitlhamerin.

Zeitlham bleibt Zeitlham

Das Dorf Zeitlham hat sich über die Jahre kaum verändert, nur ein paar Wohnhäuser kamen dazu. „Dafür habe ich mich eingesetzt“, sagt Franz. Innovativ waren die Zeitlhamer aber immer: 1924 gab es im Dorf bereits Strom, seit zwei Jahren gibt es eine eigene Kläranlage.

Die Bauern aus der Umgebung kommen noch heute jeden Sonntag zum Stammtisch beim Gasthaus Zeiner in St. Leonhard zusammen. „Das kann manchmal auch länger werden“, erzählt Franz lachend. Die Stammtischrunde habe die Junior-Chefin auch davon überzeugt, dass sie das Gasthaus weiterführt.

Einmal im Jahr macht eine Stammtischrunde von 34 Männern aus der Umgebung sogar einen Busausflug – „aber ohne Frauen“, wirft Maria ein. Franz ist also bis heute aktiv: „Mein Konditionstraining ist die Waldarbeit.“ Bis vor drei Jahren ist er noch Schi gefahren. Früher war er oft oft bergsteigen.

Hoch zu Ross in St. Leonhard

Mit St. Leonhard sind die Zeitlhamer eng verbunden, vor allem wegen der Kirche. Am Leonhardiritt hat Franz oft selbst teilgenommen, auch wenn es am eigenen Hof keine Pferde gab. „Die hat er sich von rundherum ausgeborgt und dann zugeritten - und oft haben sie ihn auf abgeworfen“, sagt Maria lachend. 

1946 hat der erste Leonhardiritt nach dem Krieg stattgefunden. “Da waren 60 Pferde und 3.000 Leute in St. Leonhard dabei. Mit der Technisierung sind die Pferde weniger geworden“, erzählt Franz. 1978 war er dabei, als das Leonhardikomitee gegründet worden ist. Damals war Franz Linsbod senior Obmann, später hat Franz Hinterholzer selbst  den Verein mehrere Jahre lang geleitet. Jetzt engagiert sich Sohn Günter Hinterholzer beim Kulturverein St. Leonhard.

Der Römerstein

Am Grund der Familie Hinterholzer gab es früher eine Kirche mit Friedhof. Ein berühmtes Relikt dieser Bauten ist der Römerstein. Der Grabstein wurde 1934 an der Westseite des Schusterbauer-Vierkanters bei Umbauarbeiten entdeckt. Das OÖ Landesmuseum hat den Familiengrabstein mit den fünf Köpfen gleich erworben.

Seit dem Umbau des Schlossmuseums in Linz wurde er aber nicht mehr ausgestellt. Auf Bemühungen von Vizebürgermeister Franz Almesberger kam der Stein zurück nach Pucking. Bei den Umbauarbeiten am Gemeindeamt Pucking wurde ein passender Platz für den Stein gefunden. Franz Hinterholzer ist zufrieden damit, wie der Stein jetzt ausgestellt wird – auch wenn er nicht mehr in Zeitlham ist.


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