Das Glück liegt am Lichtblickhof auf dem Rücken seiner Pferde
PYHRA. Seit zehn Jahren führt der Wiener Verein e.motion in der Ortschaft Wald inmitten einer idyllischen Landschaft weitab von Hektik und Stress einen kleinen, für Kinder und Pferde adaptierten Bauernhof – den Lichtblickhof. Therapiepferde helfen dort schwerkranken und traumatisierten Kindern, ihr Schicksal aufzuarbeiten, und schenken ihnen Lebensfreude und Motivation.
Der Verein e.motion führt neben dem Lichtblickhof ein Therapiezentrum beim Otto Wagner-Spital in Wien. Während auf der Baumgartner Höhe die Kinder ein bis zwei Mal pro Woche für eine Stunde therapiert werden, verbringen sie am Lichtblickhof von vier Tagen bis zu zwei Wochen. „Am Lichtblickhof ist über Weihnachten, Silvester, Ostern, Pfingsten und in den Sommermonaten Betrieb“, sagt Roswitha Zink, die Geschäftsführerin von e.motion.
Finanziert über Spenden und Projektinitiatoren
Die zwölf am Lichtblickhof engagierten Therapeuten arbeiten hauptberuflich als Psychotherapeuten, Psychologen, Physiotherapeuten oder Krankenpfleger. Neben Einzeltherapie gibt es auch integrative Kleingruppen. Diese sind entweder durchmischt – schwerkranke Kinder verbringen also die Zeit mit körperlich gesunden Kindern, die an psychischen Problemen leiden – oder setzen sich aus Kindern mit gleichen Problemen oder Krankheiten zusammen. Auch ein Intensivpflegeprojekt mit Kindern mit hohem Pflegebedarf wird angeboten. Finanziert wird der Verein über Spendengelder und Projektinitiatoren, die Projekte für Kinder mit einer bestimmten Erkrankung buchen. So gibt es beispielsweise Projekte für an Neurofibromatose erkrankte Kinder oder welche, die von der Kinderkrebshilfe gebucht werden. Kooperationen gibt es auch mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Pferde müssen den Kontakt zu den Kindern suchen
Die Ausbildung der Pferde, die den ehrenamtlich beschäftigten Therapeuten oder ihren Familien gehören, dauert drei Jahre. Trainiert werden sie direkt am Betrieb. Die Pferde dürfen nicht schreckhaft sein, müssen viel aushalten, viel über ihre eigenen Grenzen gehen und ihre eigenen Bedürfnisse zurückstecken können. Gleichzeitig dürfen sie aber nicht dumpf und ausdruckslos, sondern müssen sensibel, aufmerksam und liebevoll sein und den Kontakt suchen, auch wenn sie von einem Kind zurückgewiesen wurden. „Bei der Equotherapie spielen Pferde eine sehr zentrale Rolle. Die Liebe zu den Tieren macht Dinge möglich, die wir Menschen niemals schaffen würden“, sagt Zink.
Kinder bauen Beziehung zu den Pferden auf
Pferde sind nämlich sehr soziale und sensible Tiere, die das innere Befinden ihres Gegenübers viel genauer als Menschen wahrnehmen, womit sie den Therapeuten helfen, entsprechend auf die Kinder und Jugendlichen einzugehen. Während Gefühle zwischen Menschen oft gespielt sind, ermutigen die Pferde die Kinder auch, ihre wahren Gefühle zu offenbaren. So können sehr enge und langfristige Verbindungen zwischen dem Pferd und dem Kind entstehen, die weit über die Kindheit und Jugend hinausreichen. „Manchmal rufen bei uns Erwachsene an, die selbst als Kind bei uns waren und nach einem bestimmten Pferd fragen. An den Namen des Therapeuten können sie sich aber nicht mehr erinnern“, berichtet Zink.
Die unendliche Geschichte als Theaterstück
Durch jedes Jahr begleitet den Verein e.motion ein Literaturthema. 2017 steht ganz im Zeichen der „Unendlichen Geschichte„ von Michael Ende. Am letzten Tag einer vor kurzem abgeschlossenen Projektwoche wurde am Lichtblickhof daher „Die unendliche Geschichte“ als Theaterstück aufgeführt, bei dem die Kinder und natürlich auch die Pferde miteingebunden wurden. Das Stück handelt wie das Buch davon, dass das Nichts das Land Phantásien zerstört, das mithilfe eines Sandkorns zu neuem Leben erblüht. „Die Botschaft für die Kinder ist, nicht aufzugeben und nicht alles hinzuschmeißen, auch wenn alles zerstört ist. Es kommt von irgendwo ein Glücksdrache, der einem wieder ein Stück weiter hilft“, sagt Zink.
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