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Zivildiener am Bauernhof: Arbeiter auf Zeit mit Familienanschluss

Mag. Susanne Überegger, 05.06.2017 06:00

Ob Klauenpflege bei den Schafen, Waldarbeit, Versorgung der Masthühner, Feldarbeit oder Reperaturen – Florian Leitner packt als Zivildiener auf dem Bauernhof der Familie Schätz in Dreißgen tatkräftig mit an.

Mit Schafen kennt sich Florian Leitner mittlerweile bestens aus. Fotos: Überegger
  1 / 2   Mit Schafen kennt sich Florian Leitner mittlerweile bestens aus. Fotos: Überegger

Im Bezirk Freistadt gibt es derzeit fünf landwirtschaftliche Betriebe, auf denen landwirtschaftliche Zivildiener im Einsatz sind. Der Hof der Familie Schätz in Dreißgen, Gemeinde Rainbach, ist einer davon. Hier hilft seit März, insgesamt neun Monate lang, Florian Leitner aus Freistadt in der Landwirtschaft mit. „Florian ist der vierte Zivildiener, der bei uns am Hof ist“, sagt Landwirt Peter Schätz, der 30 Hektar im Vollerwerb bewirtschaftet.

Besondere Situation am Hof

Die Situation am Hof ist eine besondere. Gabriel, das zweite von drei Kindern – Markus ist 18 und Valerie acht Jahre alt – leidet von Geburt an an einer schweren Muskelkrankheit. Der 14-Jährige muss beatmet werden, kann sich nicht bewegen und nur mit den Augen kommunizieren. Als Mama Sabine, die ihren Sohn mit Hingabe rund um die Uhr pflegt, 2014 selbst schwer erkrankt und für längere Zeit ins Krankenhaus muss, sucht Peter Schätz um einen Zivildiener als Unterstützung am Hof an.

Einer von 26 Zivis in der Landwirtschaft

„Wenn es Sabine nicht gut geht oder sie zu Behandlungen muss, passe ich auf Gabriel auf und Florian macht die Arbeit am Hof“, ist Peter Schätz froh über die Hilfe. Florian Leitner ist 21 Jahre alt und wohnt in Freistadt. „Mein Vater hat eine Landwirtschaft mit Milchvieh in Albingdorf. Ich selbst habe die Landwirtschaftliche Fachschule in Freistadt besucht und danach eine Lehre zum Dachdecker und Spengler gemacht“, berichtet der Zivildiener, einer von 26 in der Landwirtschaft in ganz Oberösterreich.

„G“schickte Burschen“

„Obwohl die Arbeit bei der Familie Schätz mit den Hühnern und Schafen anders ist als daheim, gefällt es mir hier sehr gut. Mir taugt die Arbeit und dass ich Familienanschluss habe“, sagt der sportliche 21-Jährige, der während seiner Zivi-Zeit 45 Stunden die Woche, in der Regel Montag bis Freitag, arbeitet und Anspruch auf insgesamt zehn Urlaubstage hat. „Chef“ Peter Schätz ist mit Florian sehr zufrieden: „Alle unsere Zivis waren g“schickte Burschen, die einen Bezug zur Landwirtschaft und Interesse daran haben.“

Hilfe nach Schicksalsschlägen

Immer wieder sind bäuerliche Familien mit Schicksalsschlägen konfrontiert, welche die Arbeitserledigung am Hof oder sogar die Weiterführung der Betriebe gefährden. Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich hilft seit 35 Jahren mit dem Einsatz von Zivildienern auf landwirtschaftlichen Betrieben.

Lang andauernde schwere Krankheiten, Unfälle oder gar Tod des Betriebsleiters oder der Betriebsleiterin können zusätzlich zum persönlichen Leid eine Weiterbewirtschaftung von landwirtschaftlichen Familienbetrieben gefährden. Für kurzfristigere Hilfe gibt es in erster Linie die Soziale Betriebshilfe, die über die örtlichen Maschinenringe innerhalb kürzester Zeit organisiert werden kann und von der Sozialversicherungsanstalt der Bauern und Land OÖ bezuschusst wird. Diese Betriebshelfer leisten professionelle Hilfe, überwiegend bei der täglichen Stallarbeit.

Längerfristige Unterstützung mit Zivildienern

Für länger notwendige Unterstützung können landwirtschaftliche Zivildiener eingesetzt werden. In Oberösterreich stehen diese in den arbeitsintensiveren Monaten März bis November zur Verfügung und helfen nicht nur bei der Stallarbeit, sondern auch am Feld oder im Wald. „Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Zivildienern ist steigend. Erfreulich ist, dass es bei der Landwirtschaftskammer OÖ viele Bewerbungen von jungen Männern für die Ableistung des Zivildienstes in der Landwirtschaft gibt“, erläutert Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.

 Wie man Zivildiener in der Landwirtschaft wird

Junge Männer, die bei der Stellung für tauglich erklärt wurden, können eine Zivildiensterklärung beim zuständigen Militärkommando abgeben. Nach dem Bescheid über die Zivildienstpflicht können sich die Männer bei der Landwirtschaftskammer OÖ bewerben. Die landwirtschaftlichen Zivildiener müssen den Traktorführerschein und praktische Erfahrungen in der Land- und Forstwirtschaft haben. Eine land- und forstwirtschaftliche Ausbildung ist von Vorteil. „Die meisten Zivildiener in der Landwirtschaft sind Bauernsöhne, die genau wissen, wie wichtig professionelle Hilfe in Notsituationen ist. Die Arbeitsbekleidung – darunter Schuhe, Helm und Schnittschutzhose – wird von der Landwirtschaftskammer bereitgestellt. Nach einer Einschulung werden die Zivildiener ihren Einsatzbetrieben zugeteilt. Es wird darauf geachtet, dass die Zivildiener möglichst in der Nähe ihrer Wohnorte zum Einsatz kommen“, so Reisecker.

Beantragung eines Zivis

Wird auf einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb ein Zivildiener benötigt, muss ein Antrag auf Zuteilung gestellt werden. Das Antragsformular steht unter www.ooe.lko.at zur Verfügung.


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