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Der neue „Fehra“-Bildungsraum macht den Schülern Spaß

Leserartikel Eva Leutgeb, 30.10.2019 07:00

RAPPOTTENSTEIN. Die  Volks- und Neue Mittelschule Rappottenstein hat einen neuen Bildungsraum gestalten lassen. Dieser dient den Schülern nicht nur als Lernraum und ist mit Naturholz – der „Fehra“ (Fichte) – ausgestattet.

  1 / 12   V.l.n.r. vorne: Theresa Kreuzer, Miriam Auer, Anika Weißinger, Alisa Kreuzer, Angela Gattringer, Daniel Bauer; dahinter: Iris Gerstbauer, Anja Ottendorfer, Jan Haag, Direktorin Andrea Strohmayer, Lorenz Rauch, Dilara Wagner; Foto: Tips

Diese Musterklasse realisiert neue pädagogische Lehr- und Lernformen und entspricht den Bedürfnissen von heutigen Schulklassen. Vor allem die Kinder sind begeistert von dem neuen Raum. „Da drin riecht es voll gut“, sagt zum Beispiel Schülerin Linda Hahn oder Paul Damberger schwärmt: „Echt richtig gut, das Baumhaus ist sehr cool.“ Mit vielen Verstecken, runden Plätzen zum Liegen oder eben das „coole“ Baumhaus mit Blick auf die wunderschöne Natur in Rappottenstein haben die Schüler sichtlich mehr Spaß und Freiraum zum Lernen in allen Schulgegenständen. Die Architektur des Sonderunterrichtsraums erfüllt einerseits die Normen und das Regelwerk für gesundes und sicheres Lernen und andererseits bietet sie Freiraum für neue didaktische Konzepte. Der Fehra-Bildungsraum ist Klasse für alle Schulstufen und Unterrichtsfächer, ein Rückzugsort ergänzt die Räumlichkeiten der Nachmittagsbetreuung und steht dem Gemeindeleben als Veranstaltungsraum zur Verfügung. Kinder und Lehrer verbringen immer mehr Zeit in Schulgebäuden, diese sind somit auch ein Lebensort von Kindern und allen, die dort arbeiten. Der Raum der Schule muss demnach mehr als ein Lernraum sein.

Forschungsprojekt der Technischen Universität Wien (TU)

Das einjährige Forschungs- und architektonische Realisierungsprojekt entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes der Forschungsgruppe „Bildungslandschaften in Bewegung“, TU Wien, Fakultät für Architektur und Raumplanung, in Kooperation mit der AUVA. Im Rahmen von forschungsgeleiteter Lehre wurde gemeinsam mit Studierenden aus dem Masterstudium der Architektur der TU Wien der architektonische Entwurf konzipiert.

Konzept nach „Marchtal-Pädagogik“

Die Schule in Rappottenstein richtet ihr pädagogisches Konzept nach der „Marchtal-Pädagogik“, auch „Marchtaler-Plan“ genannt, aus und ist Schwerpunktschule für Wald und Holz. Entsprechend dieser Schwerpunktsetzung war die Vorgabe der Schule an die Architektur und Raumgestaltung die Musterklasse mit Holz als Material zu konzipieren und mit Fehra-Holz (Steinföhre) aus der Umgebung umzusetzen. Das einjährige Forschungs- und architektonische Realisierungsprojekt entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes der Forschungsgruppe „Bildungslandschaften in Bewegung“, TU Wien, Fakultät für Architektur und Raumplanung, in Kooperation mit der AUVA. Im Rahmen von forschungsgeleiteter Lehre wurde gemeinsam mit Studierenden aus dem Masterstudium der Architektur der TU Wien der architektonische Entwurf konzipiert und detailliert für die Umsetzung.

Kommentare

Schülerin Isabella Zeibeck: „Da gibt es viele Verstecke und Plätze zum Lernen.“ Schülerin Miriam Auer: „Ich freue mich schon so auf den Unterricht, das ist wirklich die coolste Klasse.“ Schülerin Angela Gattringer: „Schön, ich bin echt begeistert und freue mich auf den Unterricht darin.“

Direktorin OSR Andrea Strohmayer:  “In Anlehnung an den „Marchtaler Plan“ lernen unsere Schülerinnen und Schüler durch freies Arbeiten zu fächerübergreifenden Schwerpunktthemen eigenverantwortliches, interessenorientiertes Lernen mit freier Zeiteinteilung. Mit der Gestaltung der multifunktionalen Musterklasse spiegelt sich dieser Schwerpunkt auch in der Gestaltung des Lernumfeldes wider. Der neue Fehra-Bildungsraum als Lebens-, Lern- und Wohlfühlraum schafft eine Atmosphäre, in der optimale Bedingungen das Lernen noch zusätzlich unterstützen. Dieser Raum ist in seiner Konzeption einzigartig ist und nach den Bedürfnissen von Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern geplant, er bietet die ideale Voraussetzung für einen modernen, zukunftsweisenden Unterricht.“

Claudia Maria Walther (Architektur und Forschung zu Bildungsräumen: „Schulen werden vermehrt als ganztägige Schulformen geführt, sind also zentraler Lebensort von Kindern und allen, die dort arbeiten. Der Raum der Schule muss demnach mehr als ein Lernraum sein.  Die Einbindung von Nutzerinnen und Nutzern im Vorfeld der eigentlichen architektonischen Planung  war die Grundlage für das Raumprogramm und den Entwurf der Musterklasse. Die Anforderung durch die Pädagogik und die Wünsche der Nutzerinnen und Nutzer erforderten eine präzise Analyse des Gebäudebestandes und in Folge die Optimierung der Parameter des Raumes wie Akustik, Belichtung, Beleuchtung, Möblierung, Zonierung und vor allem Materialität. Neue Schulmöbeln aus Fehra-Holz wurden gemeinsam mit Architektur-Studierenden der Technischen Universität Wien entwickelt und in Kooperation mit der Holzforschung Austria geprüft: einerseits flexible Tisch-Hocker-Kombinationen, andererseits Boxen als Raumeiler und/oder Rückzugsmöglichkeit. Die so genannte Musterklasse entspricht in ihrer Konzeption und Realisierung den Normen und Regeln für gesundes und sicheres Lernen und ermöglicht Freiraum für neue didaktische, pädagogische Formen des Lernens und Lehrens.“

Die Masterstudierenden der TU WIEN | Fakultät für Architektur und Raumplanung

  • Rumeysa Kirimli
  • Rosa Kemetmüller
  • Kübra Koc
  • Juliane Sigl
  • Linda Stix
  • Tobias Speckner

Beteiligte Forscherinnen

  • Christine Egeler (Doktorandin): Partizipative Methoden
  • Sandra Köster (Doktorandin): Nutzerpräferenzen und Genderaspekte
  • Dörte Kuhlmann: Nutzerpräferenzen und Genderaspekte
  • Katharina Takacs: Spannungsfeld Rechte/Normen – Praxis
  • Katharina Tielsch: Methoden und Strategien der Architekturvermittlung
  • Claudia Maria Walther: Architektur: Potenzialanalyse des Raumes und Raumgestaltung; Betreuung architektonische Umsetzung, künstlerische Oberaufsicht

Fehra: Waldviertlerisch für Föhre | Kiefer

Die Steinföhre | Weißkiefer ist ein im Waldviertel ursprünglich heimischer Baum. Verdrängt durch Fichtenmonokulturen erlebt die Föhre heute ein Revival, auch durch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Borkenkäfer und in Hinblick auf den Klimawandel. Ihr Holz ist besonders harzreich und in seinen Eigenschaften dem Zirbenholz ähnlich. Die architektonische, räumliche wie materielle Konzeption der Klasse erfolgte vom ersten Konzept bis zur Detailplanung in enger Kooperation mit den ortsansässigen Firmen und deren Erfahrungen mit FEHRA-Holz.


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