Reinsberg. Im stimmungsvollen Ambiente der Burgarena ging die Präsentation des Buches „Die Hechals“ über die Bühne. Tips-Redakteurin Ariane Zeilinger traf die „Hechals“ Johann und Leopoldine Frühwald sowie Autorin Eunike Grahofer vorab am „Hechabergerhof“ zum Gespräch.
Seit 40 Jahren schreibt Johann Frühwald Tagebucheinträge, der erste stammt aus dem Jahr 1974. Mit 32 Jahren begann er mit der Dokumentation von Anbau und der Ernte, Tagesabläufen und des Wetters. Gemeinsam mit Autorin Eunike Grahofer arbeitete er seine Erinnerungen auf. Diese wurden nun als Buch mit dem Titel „Die Hechals. Brauchtum, altes Handwerk und Rezepte aus dem Mostviertel“ publiziert.
Dokumentation von Erinnerungen
Im Zuge der Langen Nacht der Kräuter 2015 stand Eunike Grahofer als Moderatorin auf der Bühne und interviewte im Rahmen des Programms Johann Frühwald. Seine Erinnerungen und Beobachtungen, die er im Laufe der Zeit erlebt und aufgezeichnet hatte, faszinierten die Waldviertler Autorin sehr. Gerade die Bräuche nehmen den ersten, großen Teil des Buches ein. Dabei wird der Fokus allerdings nicht nur auf traditionelle und weniger bekannte Rituale im christlichen Jahreskreis gelegt, sondern auch Bezug auf Bräuche zu Neujahr, Sonnenwende, Hochzeit und Nachbarschaft gelegt. Altbewährte Hausmittel und überlieferte Rezepte sind ebenso Inhalte des Buches.
Private Einblicke
Johann Frühwald gewährt ganz private Einblicke in seine Vergangenheit, indem er seine Erinnerungen und die alten, erlebten Geschichten mit den Lesern teilt. Ein weiteres Kapitel ist der Geschichte des „Hechabergerhofes“ gewidmet, welcher bereits seit 1815 durchgehend im Besitz der Familie Frühwald ist. Seit dem Jahr 1969 sind Leopoldine und Johann Frühwald verheiratet und leben auf dem Hechabergerhof. Die beiden übernahmen im Jahr 1977 die Wirtschaft, die seit 2006 von Sohn Augustin und seiner Gattin Daniela geführt wird. Auf die Frage, wie lange die Arbeit an dem Buch gedauert habe, antwortete die Autorin: „Wenn etwas Spaß macht, dann zählt man die Stunden nicht“, und führt weiter aus, „ich habe die „Hechals“ über ein ganzes Jahr lang mehrmals besucht und die Gespräche aufgenommen. Für die Transkription einer Stunde Tonbandaufnahme können etwa sechs Stunden Arbeit gerechnet werden.“ Aber auch Johann Frühwald gehen die Ideen nicht aus. Als nächstes Projekt könnte er sich eine Publikation seiner Mundartgedichte, welche er zu verschiedenen Anlässen verfasste, ebenso gut vorstellen wie eine Publikation über die Arbeit am Bauernhof, etwa aus dem Jahr 1954. „Es ist erstaunlich, was sich seit Kriegsende bis jetzt verändert hat. Als wir im Jahr 1961 den ersten Traktor bekamen, hatten wir jahrelang noch Ochsen für die Arbeit am Hof, da man der Technik noch nicht ganz vertraute“, so Johann Frühwald.
Präsentation des Buches in der Burgarena
Auch Reinsbergs Bürgermeister Franz Faschingleitner (ÖVP) dankte den „Hechals“ dafür, ein Stück Geschichte niedergeschrieben zu haben. Darüber hinaus sprachen Martin Lammerhuber, Geschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich, Landesrat Stephan Pernkopf und Landtagsabgeordneter Anton Erber (beide ÖVP) Gruß- und Dankesworte aus, wobei vor allem die Bedeutung des Brauchtums betont wurde. Es folgte ein Impulsvortrag von Michael Brauer von der Universität Salzburg, der auf den Wert und die Bedeutung des Volkswissens verwies. Marlene Ernst, ebenfalls von der Universität Salzburg, beschäftigt sich im Rahmen ihrer Dissertation mit barocken Rezepten und stellte dem Publikum einige davon vor. Sie betonte, dass das Wissen der Vorfahren und die Verbindung zu Zeitzeugen im Rahmen der Forschung wesentlich sein können, vor allem wenn es um unbekannte Begriffe oder Orte geht. In der Interview-Runde standen Autorin Eunike Grahofer, Johann und Leopoldine Frühwald Moderatorin Silvia Schreiber, vom ORF NÖ, Rede und Antwort und gaben Einblicke in den Entstehungsprozess des Buches.
Über die Autorin
Die zertifizierte Kräuterpädagogin und Autorin Eunike Grahofer wurde 2015 für ihre Forschungsarbeit mit dem Uniko und Ö1- Preis für Innovationsprojekte ausgezeichnet. Sie publizierte gemeinsam mit dem Freya Verlag unter anderem Bücher wie „Die Leissinger Oma“ oder „Der Pepi Onkel“, deren Inhalt sich um das Pflanzenwissen der Leute aus dem Waldviertel beziehungsweise aus dem Burgenland, Wien und Niederösterreich dreht.
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