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Palliativpflege: „Man muss lernen, diese Ohnmacht auszuhalten“

Walter Horn, 22.12.2019 13:53

RIED/INNVIERTEL. Mit der diesjährigen Weihnachtsaktion „Glücksstern“ sammeln Tips Ried und Tips Schärding gemeinsam Spenden für das Mobile Palliative Care Team Innviertel.

Für die Pflegearbeit braucht es Mitgefühl und mentale Stärke.  (Foto: Rotes Kreuz/Finsterer)
Für die Pflegearbeit braucht es Mitgefühl und mentale Stärke. (Foto: Rotes Kreuz/Finsterer)

Die Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin Gabriele Sternbauer-Leeb arbeitet seit 2016 im Mobile Palliative Care Team und weiß, welche Anforderungen dieser Beruf stellt.

„Auf die Realität ist man sicher nicht vorbereitet“

In der Ausbildung lerne man vieles, sagt sie, „aber auf die Realität ist man sicher nicht vorbereitet“. An ihre ersten Einsätze kann sich Gabriele Sternbauer-Leeb noch erinnern: „Die erste Herausforderung ist, dass man manche abgelegenen Höfe mit dem Navi finden muss. Man ist komplett allein unterwegs. Ich habe zwar die Daten und kenne die Diagnose, habe aber keine Ahnung, was mich wirklich erwartet – in welches Milieu komme ich, wie verhalten sich der Patient und sein Umfeld?“

Jeder Patient, jede Situation sei anders: „Manche wollen viel erzählen, manche reden kaum etwas.“ Extrem wichtig sei die Kommunikation mit den Angehörigen und dem Umfeld der Patienten.

Grenzen der Kommunikation

Diese Kommunikation hat aber auch Grenzen; nicht nur, weil die Einsamkeit in der Gesellschaft immer mehr zunehme, wie Sternbauer-Leeb feststellt, sondern auch wegen der Natur der Palliativpflege. Die Pflegerin: „Es gibt Situationen, da ist der Arzt machtlos, da bin ich machtlos, da sind die Angehörigen machtlos. Das muss man mit aushalten können. Man muss lernen, diese Ohnmacht auszuhalten.“ Wenn Reden nicht mehr möglich ist, helfe es oft, einfach da zu sein.

Kraft finden

Die Kraft dafür findet Gabriele Sternbauer-Leeb in der Natur, in der Ruhe, in der Familie, aber auch im Glauben: „Daraus kann ich schöpfen“, sagt sie. Im Allgemeinen könne sie gut abschalten, aber „ab und zu nimmt man doch etwas mit nach Hause“. Im Beruf gibt es Unterstützung durch regelmäßige Supervision. Mindestens ebenso wichtig seien aber Gespräche mit den Kolleginnen: „Da kann man sich gut ausreden, und danach ist es gleich wieder leichter.“

Spezielle Erfolge

Erfolgserlebnisse werden bei der Arbeit mit todkranken Patienten anders definiert als in „normalen“ Berufen: Ein Klient, der nicht mehr reden kann, aber die Pflegerin anlächelt, wenn sie ihm etwas erzählt. Ein hochdementer Patient, der plötzlich beginnt, textsicher alte Lieder aus dem Gottesdienst zu singen – und der, als das Lied zu Ende ist, wieder in seiner eigenen Welt verschwindet.

Gabriele Sternbauer-Leeb: „Einmal ist ein Patient gestorben, als ich gerade bei ihm war. Während der Aromatherapie hat er einfach zu Atmen aufgehört. Es gab keinen Todeskampf, die Angehörigen waren dabei, sie waren vorbereitet, es war eine ruhige Atmosphäre. So würde ich es mir selbst wünschen.“

Spendenkonto

Rotes Kreuz, Landesverband OÖ,

Kennwort: Glücksstern

AT36 4480 0380 6338 0000

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