„Zunahme an registrierten Waffen geht in zweistelligen Prozentbereich“
RIED. Mitarbeiter von Institutionen, die hilfesuchende Menschen in Gewaltsituationen beraten und unterstützen, werden mitunter zu Mitwissern von legalem oder illegalem Waffenbesitz im Familienverband. Um sich dem heiklen Thema zu nähern, haben der Verein Frauennetzwerk3 und das Frauenhaus Innviertel zum „Runden Tisch“ eingeladen.
„Die Zunahme an registrierten Waffen geht seit 2015 in den zweistelligen Prozentbereich“, berichtet Anna Pucher, Vereinsvorstand des Vereins Frauennetzwerk3. Damit bestätigt sie, was Sozialeinrichtungen seit einigen Monaten wahrnehmen. In Verbindung mit Tätern, die zu häuslicher Gewalt neigen, erhöht die Waffe das Gefährdungspotential für die Familienmitglieder enorm. Um dieser Entwicklung vorzubeugen und proaktiv die Gefährdeten bestmöglich zu unterstützen, luden die Frauenberatungsstelle Frauennetzwerk3 und das Frauenhaus Ried zu einem Runden Tisch der Institutionen. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir Frauen und Kinder aus dem Schussfeld bringen, erst dann setzen wir Maßnahmen“, beschreibt Ursula Walli vom Frauenhaus ihre Erfahrungen. Erst wenn die Familie im sicheren Frauenhaus Unterschlupf finde, könne Anzeige erstattet werden. Maria Schwarz-Schlöglmann vom Gewaltschutzzentrum Oberösterreich erklärt: „Ein Betretungsverbot ist das Mittel der Wahl, wenn häusliche Gewalt, ob mit oder ohne Waffe, im Spiel ist.“ Allerdings: Jede Waffe erhöhe das Risiko erheblich und gehöre daher eliminiert, so die Stellungnahme der Gewaltschutzzentren. Mit einem rechtlichen Input über das Waffengesetz ließ Heidemarie Schachinger, Sicherheitsreferentin der Bezirkshauptmannschaft Ried aufhorchen: Wenn keine Ausschließungsgründe vorlägen, habe man sogar ein Recht darauf, von der Behörde eine Waffenbesitzkarte oder einen Waffenpass ausgestellt zu bekommen. Es gibt Waffenkategorien, die man sogar ohne Waffendokument erwerben oder besitzen darf. Sachkundenachweise und regelmäßige Überprüfungen sollen den richtigen Umgang gewährleisten und die Gefahr minimieren. Wenn beratende oder betreuende Professionisten von Waffen erfahren, müssen sie der allgemeinen Meldepflicht nachkommen, wenn Leib und Leben bedroht sind – zum Beispiel bei häuslicher Gewalt, Bedrohungen, Alkoholmissbrauch, unsachgemäßer Verwahrung etc. Um Opfer zu schützen und Tätern andere und bessere Konfliktstrategien näher zu bringen, wolle man noch intensiver zusammenarbeiten, waren sich die Teilnehmer einig. „Der Bedarf nach Austausch bei diesem brisanten Thema ist offensichtlich“, resümiert Gerlinde Zdralek, Frauennetzwerk3, und stellt ein weiteres Treffen in Aussicht.
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