"Jeder hat eine Berufung, und das ist meine"

„Ich kann mich noch erinnern, dass wir im Kindergarten, wenn wir tote Tiere gefunden haben, immer Begräbnisse veranstaltet haben. Und schon damals hab ich immer den Pfarrer gespielt, der das Tier eingegraben hat“, erzählt H. Matthias, der vor seinem Eintritt noch Vincent hieß. Er hätte immer schon eine gewisse Faszination für Priester und Ordensleute gehabt.

Seit August ist er einer von 15 Augustiner-Chorherren im Stift Reichersberg. Mit seinen 23 Jahren ist er nicht nur der jüngste Chorherr dort, sondern im gesamten deutschsprachigen Raum. Er wird im Herbst sein Theologie-Studium fortsetzen und plant, wie auch 13 seiner Mitbrüder, Pfarrer zu werden.

Zum Leben im Kloster berufen

Glaube und Kirche spielten in H. Matthias Leben schon immer eine große Rolle. Deshalb ministrierte er jahrelang und engagierte sich auch lange vor seinem Eintritt bei Events im Stift. Selbst in Zeiten des Zweifelns hat er sich immer den Kontakt zu Gott gewünscht. Er hat lange Zeit darüber nachgedacht, ob er diesen Schritt wirklich gehen will. Dabei setzte er sich auch mit der Kritik an der katholischen Kirche auseinander. Außerdem konnte er sich früher auch einmal vorstellen, eine Familie zu gründen. Letztendlich hat er zum Leben im Kloster berufen gefühlt. „Manche sind dazu berufen, zu heiraten und Kinder zu bekommen und ich eben zum Leben als Chorherr“, sagt H. Matthias.

Sein Eintritt war für ihn dann ein bisschen wie eine Hochzeit. „Ich habe mich gefühlt wie der Bräutigam, der vor der Kirche steht und überlegt, ob er doch noch wegrennt“, lacht H. Matthias, „aber ich glaube, das ist ganz normal bei solchen Entscheidungen.“

Neuer Alltag

Im letzten halben Jahr hat sich H. Matthias bereits in den Orden eingelebt. Sein Tag startet jetzt um 6.30 Uhr mit dem Morgengebet. Auch zu Mittag und am Abend treffen sich die Chorherren und beten gemeinsam. Dazwischen geht H. Matthias verschiedenen Tätigkeiten nach – seine Hauptaufgabe im ersten Jahr ist es, den Orden und das Haus kennenzulernen.

Viele Leute erkundigen sich, wie ihm das Klosterleben gefällt. „Ich hab da leider keine spektakulären Antworten“, sagt H. Matthias, „Sicher ist mein ganzes Leben anders geworden, aber irgendwie ist auch nichts anders geworden. Ich steh nicht jeden Tag auf und frag mich, was der Tag wohl bringen wird. Mal geht“s mir gut, mal geht“s mir nicht so gut.“ Genau wie alle Menschen erlebt er Höhen und Tiefen.

940 Jubiläum

Eine Höhe sind für ihn die anstehenden Jubiläumsfeierlichkeiten, denn das Stift Reichersberg wird dieses Jahr 940 Jahre alt. „Das gehört gefeiert! Sei es mit großartigen Konzerten ab Pfingsten oder mit unserem Jubiläumswein“, freut sich H. Matthias. Alle Infos zum Jubiläumsjahr und zu den Augustiner Chorherr des Stift Reichersberg gibt es unter www.stift-reichersberg.at.