Ried hat fast ein Vierteljahrhundert Erfahrung mit barrierefreiem Bauen
RIED. Ein recht gutes Zeugnis für behindertengerechte Gestaltung stellt Josef Fuchs, Bezirksobmannn der Bezirksgruppe Ried-Schärding des Oberösterreichischen Zivil-Invalidenverbandes (OÖZIV), der Stadt Ried aus.
Zum Anlass des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember hat Tips mit Fuchs über die Situation in Ried gesprochen.
Der Gedenk- und Aktionstag wurde von den Vereinten Nationen ausgerufen, um das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Probleme von Menschen mit Behinderung wachzuhalten.
„Es hat sich viel getan“
Seit dem Behinderten-Gleichstellungsgesetz 2006 habe sich viel getan, sagt Fuchs. Als aktuelle Beispiele nennt er unter anderem das barrierefrei zugängliche Rathaus, den gerade umgebauten Eingang der Post am Hauptplatz, das neue Ärztehaus in der Kränzlstraße, das Einkaufszentrum Weberzeile und die Pflasterung der Innenstadt (vor allem der Begegnungszone). Auch fast alle Veranstaltungsorte und das Messegelände seien barrierefrei erreichbar.
Ein neuralgischer Punkt ist die Bahnunterführung der Eberschwanger Straße bei Wegleiten, die aber nicht in der Verantwortung der Stadt liegt. Wer hier mit einem Rollstuhl oder Kinderwagen unterwegs ist und nicht das Risiko auf sich nehmen will, an dieser unübersichtlichen Stelle auf die Fahrbahn auszuweichen, muss einen großen Umweg in Kauf nehmen.
Generell seien die sichtbaren Behinderungen gut abgedeckt, meint Fuchs. Bei den nicht sichtbaren, z. B. für Hörbehinderte, sei es manchmal schwieriger.
Lange Erfahrung
Ried hat eine relativ lange Erfahrung mit barrierefreiem Bauen, sagt Bürgermeister Albert Ortig, der auch Vorsitzender des Behindertenbeirates ist. Schon vor etwa 23 Jahren wurde in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe ein Plan erstellt, der die wichtigsten Barrieren für mobilitätseingeschränkte Personen aufzeigte – die wurden nach einem Grundsatzbeschluss im Gemeinderat dann der Reihe nach beseitigt. Bei der damaligen Neugestaltung der Innenstadtplätze wurden Gehsteige und Pflasterungen erstmals flächendeckend barrierefrei gestaltet.
Beratung und Hilfe
Der OÖZIV sieht sich nicht nur als Interessensvertretung für Menschen mit Behinderung, sondern auch als Beratungsstelle.
„Wir laufen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger herum“, sagt Josef Fuchs. „Wir wollen die Leute auf die Anliegen und Probleme der Behinderten aufmerksam machen und bieten auch Hilfe an.“
OÖZIV-Experten beraten auch beim Hausbau. „Wenn man einen Neubau von Anfang an behindertengerecht baut, kostet das nur drei bis fünf Prozent mehr“, sagt Fuchs. „Ein nachträglicher Umbau ist wesentlich teurer.“ Um die Vorteile behindertengerechten Bauens am eigenen Leib zu spüren, muss man nicht im Rollstuhl sitzen oder sehbehindert sein. Fuchs: „Da reicht es schon, wenn man sich einmal den Fuß bricht.“
OÖZIV
Der OÖZIV hat 5400 Mitglieder in 17 Orts- und Bezirksgruppen und führt mehr als 4000 Beratungen im Jahr durch. Die Bezirksgruppe Ried-Schärding besteht seit 1960 und hat rund 340 Mitglieder.
Der Verein bietet seinen Mitgliedern und deren Angehörigen vor allem persönliche und vertrauliche Beratungen an, organisiert aber auch einen zweiwöchentlichen Stammtisch, Ausflüge und verschiedene Feiern. Dabei werden auch Dolmetscher für Gebärdensprache hinzugezogen.
Berater für soziale Themen ist Josef Fuchs, Rechtsauskünfte erteilt die Anwältin Claudia Schoßleitner, in steuerrechtlichen Angelegenheiten berät Karl Wilflingseder.
Der OÖZIV ist Mitglied im Rieder Behindertenbeirat und wird bei neuen Projekten um Rat gefragt. Auch private Bauherren können sich beim OÖZIV beraten lassen.
Bezirksgruppe Ried-Schärding
- 4910 RiedBahnhofstr. 13
- Mail: ried-schaerding@ooe-ziv.at
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