Wenn der Darm Probleme macht: Nicht zu lang selbst herumdoktern
RIED. Bei Reizdarm und anderen Verdauungsbeschwerden greifen viele zu Präparaten, die die Darmflora verbessern sollen. Doch wenn die Beschwerden über Wochen anhalten, sollten sie unbedingt medizinisch abgeklärt werden. Denn Störungen im komplexen Zusammenspiel der zahllosen Darmbakterien können schwere Folgen haben – und es kann auch anderes dahinterstecken.
Dass manche dieser Präparate durchaus gute Wirkung zeigen, bestätigt Hermann Mayr. Der Oberarzt in der Abteilung für Innere Medizin I am Krankenhaus Ried verweist jedoch darauf, dass der erste Schritt zu einer guten Verdauung stets eine ausgewogene Ernährung ist: viele Ballaststoffe, wenig Zucker, wenig Fett. Er rät nicht grundsätzlich davon ab, bei Darmbeschwerden Probiotika oder ähnliche Mittel einzunehmen – allerdings mit einem großen Aber: „Wenn die Beschwerden zwei, drei Wochen unverändert fortdauern, muss mit der Selbstbehandlung Schluss sein. Dann gehört das unbedingt fachgerecht abgeklärt“, betont der erfahrene Internist.
Im Innviertler Schwerpunktkrankenhaus steht dazu eine umfangreiche Diagnostik zur Verfügung: modernste bildgebende Verfahren (CT, MR etc.), Labor- und Gewebsuntersuchungen sowie zahlreiche endoskopische Maßnahmen wie Koloskopie (Dickdarmspiegelung), Gastroskopie (Magenspiegelung) und Enteroskopie (Dünndarmspiegelung). Zur noch gezielteren Abklärung dient unter anderem die Kapsel-Endoskopie, bei der eine winzige Kamera nach dem Verschlucken auf eine zwei- bis dreitägige Reise durch den Darm geht. Auch zahlreiche funktionelle Untersuchungen des Verdauungstrakts werden im Krankenhaus angeboten, wie Atemlufttests, Druckmessungen und Säuremessungen im oberen Magen-Darm-Trakt.
Aufholbedarf nach der Pandemie
Doch auch wenn der Darm keine Probleme macht, ist man gut beraten, das Thema Darmgesundheit ernst zu nehmen: Eine jährliche Untersuchung, z. B. beim Hausarzt, auf verstecktes Blut im Stuhl und ab dem 50. Lebensjahr eine Vorsorge-Koloskopie können Leben retten, denn Darmkrebs entwickelt sich anfangs oft ohne auffällige Symptome. Bei der Koloskopie können bereits mögliche Vorstufen als Wucherungen in der Darmschleimhaut erkannt und auch gleich entfernt werden. So lässt sich die Entstehung von Darmkrebs effektiv verhindern.
Die Untersuchung erfolgt im Krankenhaus Ried durch speziell ausgebildete Fachärzte, die Abteilung ist nach den Richtlinien der „Sanften Koloskopie“ zertifiziert. „Leider haben wir während der Corona-Pandemie gesehen, dass diese wichtige Präventionsmaßnahme weniger in Anspruch genommen wurde. Das sollte sich nun wieder normalisieren“, sagt Oberarzt Mayr. Nicht immer darf damit bis 50 gewartet werden: Gibt es in der Familie bereits Fälle von Darmkrebs, sollte die Vorsorge der Angehörigen schon zehn Jahre vor jenem Lebensalter beginnen, in dem das Familienmitglied erkrankt ist.
Zehn Jahre Darmgesundheitszentrum
Patienten, bei denen tatsächlich Darmkrebs auftritt, werden im Innviertler Schwerpunktspital in einem eigenen Darmgesundheitszentrum (DGZ) behandelt. Diese Einrichtung bündelt seit nunmehr zehn Jahren die Expertise mehrerer medizinischer Fachgebiete, von Innerer Medizin und Chirurgie bis zu psychoonkologischer Betreuung und Rehabilitation. Die abgestimmte, interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht individualisierte Therapien nach neuesten Standards, vielfach in Kombination von Operation und Chemotherapie, sowie umfassende Nachsorge. Für allenfalls erforderliche Strahlentherapien stehen Partnereinrichtungen in Linz, Vöcklabruck und Passau zur Verfügung. Ansprechpartner im DGZ sind Oberarzt Peter Adelsgruber (Chirurgie) und Oberarzt Hermann Mayr. „Die bestmögliche Versorgung von Krebspatienten in der Region Innviertel zählt zu den zentralen Aufgaben unseres Hauses. Das Darmgesundheitszentrum ist seit seiner Einführung im Jahr 2013 eine wichtige Säule dieser onkologischen Kompetenz“, erklärt Johannes Huber, der Ärztliche Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried.
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