Caritas Ried: Steigende Energiekosten werden immer öfter zur Existenzfrage
BEZIRK RIED. Immer mehr Menschen im Bezirk Ried geraten durch explodierende Energiekosten in Not – und wenden sich an die Caritas-Sozialberatung. Bereits bei über der Hälfte der Beratungen im Vorjahr stand das Thema Energie im Fokus.
Im vergangenen Jahr stand bei mehr als der Hälfte der Beratungen das Thema Energie im Mittelpunkt. Insgesamt wurden 149 Erwachsene und 139 mitbetroffene Kinder im Bezirk Ried unterstützt. Diese Hilfe ist nur durch Spenden möglich. Bis Herbst sind wieder zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter für die Caritas-Haussammlung unterwegs, um Spenden zu sammeln und so rasche Hilfe zu ermöglichen.
Einkommen reicht nicht zum Leben
Verena F. ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Die 30-Jährige arbeitet Teilzeit und bezieht Familienbeihilfe, doch das Einkommen reicht nicht zum Leben. Dazu kommt, dass der Kindesvater erst seit Kurzem wieder Unterhalt zahlt – Kontakt besteht keiner. Als die Heizkosten stiegen, geriet Verena F. in Rückstand. Zwar kann sie die laufenden Zahlungen durch den Unterhalt des Kindesvaters wieder leisten, doch die Nachzahlung von über 1.600 Euro ist für sie unmöglich zu stemmen. Neben den finanziellen Sorgen belasten sie auch gesundheitliche Probleme: Seit einem Autounfall kann sie ihre Hand nur mehr eingeschränkt bewegen. In ihrer Verzweiflung wandte sie sich an die Caritas – ein schwerer Schritt, der Mut erforderte. Doch sie erhielt die Hilfe, die sie so dringend brauchte: finanzielle Unterstützung bei den Heizkosten und eine Energiesparberatung, bei der die Caritas-Mitarbeiterin schaut, ob es im Haushalt noch Einsparungspotenziale gibt.
Ende von Strompreisbremse verschärft Situation
„Im vergangenen Jahr haben wir in Oberösterreich um die Hälfte mehr Anfragen im Zusammenhang mit Energiekosten erhalten. Menschen, die sich an die Caritas-Sozialberatung wenden, haben oft Nachzahlungen von mehreren 1.000 Euro, die sie nie alleine bewältigen können. Seit dem Ende der staatlichen Strompreisbremse verschärft sich die Situation weiter“, berichtet Günther Fischinger von der Caritas-Sozialberatung in Ried. Für viele bleiben nach Abzug von Miete und anderen Fixkosten oft weniger als zehn Euro pro Tag – für Lebensmittel, Hygieneartikel und alles andere. Menschen, die in die Caritas-Sozialberatung kommen, müssen im Schnitt über 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnen und Energie aufbringen – im Vergleich zu 21 Prozent im österreichweiten Durchschnitt (Statistik Austria). Die Mieten sind in den letzten zehn Jahren in Oberösterreich im Schnitt um 35 Prozent gestiegen. Das trifft gerade armutsgefährdete Menschen hart, weil sie überdurchschnittlich oft zur Miete wohnen und keine Möglichkeit haben, auf günstigere Heizsysteme umzusteigen. Neuanmietungen werden nur dann staatlich unterstützt, wenn es sich um besonders günstige Wohnungen handelt. Und diese sind Mangelware am Wohnungsmarkt. Zusätzlich verschärft die Anrechnung der Wohnbeihilfe auf die Sozialhilfe die finanzielle Not, anstatt sie zu lindern. Viele armutsbetroffene Menschen haben gar keinen Anspruch auf Wohnbeihilfe, weil sie in privaten Mietverhältnissen leben, in denen der Quadratmeterpreis über acht Euro liegt. Insgesamt hat die Caritas im Jahr 2024 oberösterreichweit 15.035 Menschen in Not – inklusive ihrer Angehörigen – in 15 Sozialberatungsstellen unterstützt.
Spende bei der Haussammlung
Die Caritas-Nothilfe ist nur durch Spenden möglich. Ein großer Teil davon wird bei der Haussammlung gesammelt. Ehrenamtliche aus den Pfarren gehen dabei von Tür zu Tür. Wenn sie niemanden antreffen, hinterlassen sie einen Haussammlungs-Erlagschein in den Postkästen. Die Spenden bleiben in Oberösterreich und helfen rasch und unbürokratisch: mit Lebensmittelgutscheinen, Zuschüssen für Strom und Heizung, beratenden Gesprächen, Lernhilfe für sozial benachteiligte Kinder, Notunterkünften, warmem Essen, Medikamenten und Kleidung für Menschen, die auf der Straße leben. Nähere Informationen zur Caritas-Hilfe und zur Haussammlung mit Online-Spendenmöglichkeit unter www.caritas-ooe.at/haussammlung
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