Maximilian Senft: „Meine Ambition ist, in die Bundesliga zu kommen“
RIED. Trainer Maximilian Senft verspürt vor der zweiten Saison in der 2. Liga keinen besonderen Druck, sondern ist froh über die Erwartungshaltung.
Tips:Wie läuft die Vorbereitung?
Senft: Die Vorbereitung läuft gut. Wir sind gerade in der Phase, in der wir versuchen, die Jungs aus der Komfortzone zu holen, Dinge schwieriger zu machen und sie auf eine sehr herausfordernde Saison vorzubereiten. Wir hatten ein gutes Teamevent, haben Super-Charaktere und Fußballer dazubekommen. Es läuft wie geplant.
Tips: Was sind die Schwerpunkte der Vorbereitung?
Senft: Es geht einerseits immer darum, unsere Spielidee zu festigen. Wir hatten ein Jahr Zeit, sie zu entwickeln.
Aber der größte Schwerpunkt ist auf der mentalen Seite: dass wir die neuen Spieler gut integrieren, die Rollenfindung bis zum Meisterschaftsstart gut hinbekommen und gleichzeitig versuchen, uns auch im Training auf schwierige Situationen vorzubereiten. Das habe ich mit der Komfortzone gemeint. Wir versuchen in unseren Spielformen, die Jungs vor Probleme zu stellen, sei es, dass wir Szenarien trainieren oder Schiedsrichtersituationen simulieren. Du kannst im Training nie das Spiel abdecken, aber du kannst versuchen, herausfordernde Situationen zu schaffen.
Ich gehe davon aus, dass die Kapitänsregel in Österreich übernommen wird. Der Andi Leitner wird als Kapitän in die Saison gehen und der Philipp Pomer soll dann der „Feldkapitän“ sein.
Tips: In der vorigen Saison hatte die SV Ried den besten Sturm und die beste Verteidigung. Was hat noch gefehlt?
Senft: Offensichtlich war, dass wir in den engen Partien gegen die besten Gegner oft die bessere Mannschaft waren, aber in den entscheidenden Momenten es nicht geschafft haben, das Ergebnis auf unsere Seite zu holen. Da beziehe ich mich wieder darauf, uns bestmöglich auf diese schwierigen Momente - wenn du mal als bessere Mannschaft in Rückstand gerätst - vorzubereiten, damit wir diese Spiele trotzdem noch auf unsere Seite drehen können. Dass wie gegen den GAK ein reguläres Tor aberkannt wird oder eine gelb-rote Karte nicht gegeben wird, passiert einfach. Es gibt externe Einflüsse, die wir nicht bestimmen können, aber auf die wir richtig reagieren können. Ich glaube, der Mannschaft hat vor allem gemeinsame Erfahrung gefehlt, im Vergleich zum Beispiel gegen den GAK.
Wir haben in der letzten Saison super Hebel betätigt, um aus den Phasen, wo es nicht gut gelaufen ist, unsere Lehren zu ziehen.
Tips:Was nehmt ihr mit aus dieser Saison?
Senft: Wir nehmen mit, dass wir Spiele absolut dominieren können und dass wir zuhause unsere Fans mit unserem Fußball begeistern können. Wir wissen, wie es geht und welche Tugenden, Aktionen und Charaktereigenschaften es dafür braucht. Wir nehmen mit, dass wir absolute Überzeugung in unsere Idee haben, wie wir Fußball spielen wollen, und wir nehmen mit, dass wir schwere Spiele bestritten haben und aus denen unsere Lehren gezogen haben. Diese gemeinsamen Erfahrungen, auch und gerade negative Erfahrungen, sehe ich als essenziell an, damit man als Mannschaft wächst.
Tips:Der Kader ist großteils zusammen geblieben, die Einkäufe waren sehr gezielt. Was war die Idee bei der Planung?
Senft: Die Situation in diesem Sommer ist komplett anders als im letzten Sommer. Da waren wir wenig vorbereitet und haben sehr schnell handeln müssen. Dieses Jahr haben Wolfgang Fiala und ich gemeinsam mit Lukas Brandl wöchentlich einen Kaderevaluierungstermin gehabt, bei dem wir reflektieren, wie wir den Kader einschätzen, welche Veränderungen wir brauchen.
Deswegen war dieser Sommer meiner Meinung nach sehr gut vorbereitet und wir haben genau gewusst, welche Spielerprofile und Charaktere wir holen wollen. Der Abgang von Arjan Malic war nicht geplant, aber wir haben natürlich auch Szenarien vorbereitet, weil es ein Stück weit absehbar war, dass es Interesse an den jungen Spielern geben wird, weil die eine sehr gute Saison gespielt haben. Da ist Arjan Malic ja nicht der einzige, da gibt es noch drei, vier andere.
Tips: Ist Saliou Sané der Torjäger, den die SVR braucht?
Senft: Er ist ein sehr erfahrener Stürmer, der vor allem seine Qualitäten im Torabschluss hat, aber auch vom Profil ein Stürmer ist, den wir unbedingt gebraucht haben. Er kann in Phasen, wo das Spiel gerade vielleicht kein fußballerischer Leckerbissen ist, Bälle festmachen und sichern und auch mal hohe Bälle körperlich behaupten. Speziell auf gewissen Auswärtsplätzen brauchst du so einen Spieler. Unser Stadion ist ja wunderschön, aber auf manchen Auswärtsplätzen geht es einfach nicht, dass du alles mit der feinen Klinge spielst.
Tips:Rechnen Sie damit, dass noch Spieler weggekauft werden?
Senft: Es gibt einige Spieler, die in der letzten Saison grundsätzlich nicht unentdeckt geblieben sind. Es ist unser Job, dass wir uns auf diese Szenarien vorbereiten und Listen mit Spielern haben, die Thema werden können, wenn jemand einen Spieler von uns kaufen will.
Tips: Aus der AKA und von den Jungen Wikingern wurden im vorigen Jahr viele Spieler zu den Profis raufgeholt; das wird vermutlich so bleiben oder soll das noch verstärkt werden?
Senft:Auf der Ebene hat es wenig Änderungen gegeben. Von den Jungen Wikingern kommt Alex Mankowski rauf, Benjamin Sammer hat letztes Jahr schon sein Debüt bei uns gehabt und ist jetzt fix im Kader.
Es bleibt dabei, dass wir einen sehr regen Austausch haben. Der Trainer der Jungen Wikinger, Julian Baumgartner, sitzt bei uns im Büro. Lukas Brandl ist ganz essenziell im Übergang U18–Junge Wikinger–Profis. Ich glaube, das ist einer unserer X-Faktoren im Verein, wie gut diese Zusammenarbeit von Marcel Thallinger, Clemens Zulehner, Lukas Brandl, Julian Baumgartner und mir gelebt wird. Da passt kein Blatt dazwischen. Von dieser engen Zusammenarbeit können die jungen Spieler nur profitieren.
Wir wissen, dass wir nicht Real Madrid sind und dass wir unsere jungen Spieler, wenn wir sie gut ausbilden, nicht ewig halten können. Diese Zeiten sind vorbei. Aber es ist eine schöne Position, weil es nicht selbstverständlich ist, dass die Spieler aus unserer Akademie so gefragt sind. Das spricht für unseren Weg und erfüllt mich eher mit Stolz, als dass ich mich darüber ärgere. Wenn du nicht ganz oben in der Nahrungskette stehst, dann ist das eben so.
Tips:Verspüren Sie vor dieser Saison einen größeren Druck, weil es überall heißt, dass die SVR jetzt aufsteigen muss?
Senft: Erst mal bin ich froh, dass wir in einer Situation sind, in der diese Erwartungshaltung da ist. Das spricht für die Arbeit vom letzten Jahr. Diese Erwartung kommt ja nicht nur von dem Namen Ried, sondern ist auch der vorigen Saison geschuldet.
Das Zweite ist: Ich will um den Aufstieg spielen. Meine Ambition ist, in die Bundesliga zu kommen. Ich mag es, Verantwortung für große Ziele zu haben. Ich will mich gar nicht gegen diese Erwartungen wehren, sondern wir nehmen das zu hundert Prozent an.
Aber wir wissen auch, dass es Faktoren gibt, auf die wir keinen Einfluss haben. Und wir wissen auch, dass es in dieser Liga auch noch andere Mannschaften mit Ambitionen gibt. Wenn eine Persönlichkeit wie Peter Stöger sagt „der Aufstieg für Admira Wacker ist alternativlos“, dann ist das auch eine Kampfansage und man sieht ja auch, welche Transfers sie tätigen.
Tips:Wer werden die größten Konkurrenten sein?
Senft:Admira auf jeden Fall. Dann sehe ich mit FAC und Vienna zwei Vereine, die über die letzten Jahre extrem auf Kontinuität setzen und sich ein unglaublich starkes Grundgerüst gebildet haben. Mit beiden ist zu rechnen. Ich glaube auch, dass St. Pölten und Lustenau von den Möglichkeiten und Spielerqualitäten her um den Titel mitspielen werden.
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