Leserbrief zur geplanten 110 kV-Leitung im Mühlviertel
MÜHLVIERTEL. Warum in Linz ein millionenschweres „Energie-Repräsentationszentrum“ entstehen kann, für ein Erdkabel im Mühlviertel aber zu wenig Geld da sein soll, kann Rudolf Niederwimmer nicht verstehen. Er, als ein von der geplanten 110 kV-Leitung betroffener Anwohner, hat in einem Leserbrief seine Gedanken dazu festgehalten.
Für uns Mühlviertler wird die Politik in Linz langsam, aber sicher zum echten politischen Albtraum. Zuerst das Brückenfiasko – von dem Bürgermeister Luger behauptet, das gehe ihn und seine Stadtregierung eigentlich nichts an. Und jetzt plötzlich: aberwitzige Millionen-Designer-Phantasien der Stadtregierung und des ehemaligen roten Fast-Landesfürsten Erich Haider!
Da errichtet die Linz AG/Linz Netz um 58 Mio. Euro ein schon vorweg selbst als Architekturjuwel bejubeltes „Energie-Repräsentationszentrum“, das allen Spargedanken der hochverschuldeten Stadt blanken Hohn spricht. Und nun kommen wir Mühlviertler ins seltsame Spiel. Bei uns soll die durch den Klimawandel ohnehin schon gequälte Mühlviertler Naturlandschaft mit zwei neuen 110-kV-Hochspannungsfreileitungen geschändet werden. Die Linz Netz plant mit der Netz OÖ eine Stromautobahn von Rainbach aus quer durch das Mühlviertel. Ausführen will man diese 110kV-Leitung partout als Freileitung, mit 30 Meter hohen Masten. Dazu sollen, so nebenbei, auch 49,2 ha Wald gerodet werden und aufstrebende Ortschaften mit der Freileitung vor der Tür der Entwertung anheimfallen. Nun haben besonders wichtige Verantwortliche aus der E-Wirtschaft nachweislich betont, dass „der Strombedarf des Mühlviertels unerheblich ist“. Der Strombedarf ist zuletzt ja tendenziell (und durch die Pandemie sogar stark) zurückgegangen, oder? Wozu dann zwei neue Hochspannungstrassen durch das Mühviertel?
Nach der seit Monaten aufliegenden, fachlich unwiderlegten Machbarkeitsstudie international renommierter Experten für eine innovative, kostenoptimierte Erdkabellösung im Mühlviertel, ist eine der gepushten 110-kV-Doppelfreileitung leistungsmäßig mindestens ebenbürtige, in entscheidenden Belangen sogar deutlich überlegene, einsystemige Erdkabellösung bei Vergleich mit den Errichtungskosten der jüngsten Mühlviertler 110-kV-Freileitungstrasse 8a deutlich billiger als die Freileitungsvariante. Technisch nachhaltiger und innovativ, die Landschaft und Menschen schonend sowieso. Diese Erdkabellösung für das Mühviertel ist in besagter Machbarkeitsstudie mit maximal (!) 46 Mio Euro (für die volle Länge, inklusive Umspannwerke und Anpassungen!) veranschlagt. Das neue Designer-Stromnetz-Zentrum der Linz AG/Linz Netz allein soll lockere 58 Mio Euro kosten! Erdkabel für das Mühlviertel sollen zu teuer sein, wird uns seit zwei Jahren gepredigt? Freunde, geht“s noch?
Übrigens: Tschechien baut ebenfalls eine Stromautobahn nach Kaplice (aber eh nur für den dortigen „riesigen“ Industriepark?! Natürlich.) Das wären dann nur mehr 20 km für den Lückenschluss nach Rainbach und der Temelin-Strom könnte munter (und billig) Richtung VOEST und Linz fließen. Aber ein Lückenschluss wird natürlich nie kommen. Garantiert nicht! Befürchtungen in Richtung Transittrasse sind daher wie immer auch jetzt völlig absurd und haltlos.
Verfasser: Rudolf Niederwimmer, betroffener Anwohner
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22.06.2020 22:27
Leserbrief zur geplanten 110kV-Leitung im Mühlviertel
Gratulation Rudolf Niederwimmer zu diesen klaren Worten ! Paläste und selbstverständlich Erdverkabelung in der Stadt, Monster-Hochspannungsleitungen am Land. Es ist zum Schämen, wie sich verantwortliche Politik großteils verhält bzw. wegduckt. Es ist zum Schämen, dass Netzbetreiber auf Kosten der betroffenen Regionen noch immer veraltete Freileitungen bauen wollen, in den Regionen Raab-Ried, Vorchdorf-Kirchdorf, aktuell im Mühlviertel. Oberösterreich disqualifiziert sich als "Land der Möglichkeiten". Ach ja, wann waren nochmal die ersten Menschen am Mond ?
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