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Ulrichsberger Kaleidophon: wenn die Nische zur Komfort-Zone wird

Sebastian Wallner, 20.04.2022 19:00

ULRICHSBERG. Von Freitag, 29. April bis Sonntag, 1. Mai, geht im Jazzatelier das Ulrichsberger Kaleidophon über die Bühne. In der Szene darf sich das Festival über einen recht hohen Bekanntheitsgrad freuen, in großen Teilen des Bezirks hingegen fragt man sich, was genau dort eigentlich gespielt wird. Grund genug für einen Besuch.

Alois Fischer und sein Team setzen im Jazzatelier auf musikalische Nischen. (Foto: Fellhofer)
Alois Fischer und sein Team setzen im Jazzatelier auf musikalische Nischen. (Foto: Fellhofer)

Einen noblen Konzertsaal braucht man sich nicht erwarten, wenn man das Jazzatelier betritt. Das hängt mit seiner Geschichte zusammen. Aber dafür hat das Haus ganz spezielle „Vibes“; Flair hätte man das früher genannt, die Gemäuer haben halt einfach etwas Spezielles. „Wir haben das Haus in den 80ern gekauft, es wäre sonst wahrscheinlich zusammengefallen. Wir haben es ein bissl hergerichtet und in seinem Zustand stabilisiert“, berichtet Alois Fischer, quasi „Mister Jazzatelier“. Er kümmert sich beruflich um alle Belange, die mit dem Jazzatelier zusammenhängen. Das reicht vom Buchen der Künstler bis hin zum Organisieren eines neuen Gläserspülers und der Reparatur des Mischpults. Ihm zur Seite steht ein Team von ehrenamtlichen Helfern. Gemeinsam schupfen sie das Highlight des Jahres – das Kaleidophon – und natürlich die kleineren Veranstaltungen unterm Jahr.

Aufzeichnung auf Ö1

2020 fiel das Festival der Corona-Pandemie zum Opfer, „2021 haben wir uns mit Live-Streams beholfen, die erstaunlich gut gegangen sind. Wir hatten zwischen 3.000 und 5.000 Zuschauer. Da waren zum Beispiel Australier dabei, die sich gefreut haben, dass sie endlich mal dabei sein können – wenn auch nur virtuell“, sagt Fischer. 2022 soll das Kaleidophon wieder annähernd normal ablaufen. Im Saal haben rund 200 Personen Platz, für ein größeres Publikum sorgt der Radiosender Ö1. „Die zeichnen den ersten Festivaltag auf, der wird später in der Sendung Zeit-Ton gespielt.“

„Wir bedienen eine Nische“

Liest man sich das Programm durch, werden die wenigsten irgendeine der Gruppen kennen. „Wir haben von Anfang an nicht auf die großen Namen gesetzt, sondern auf Musiker und Bands, von denen wir überzeugt waren, dass sie es wert sind, sie einem größeren Publikum zu präsentieren. Wir bedienen damit natürlich eine Nische und die Musik ist für viele sicher gewöhnungsbedürftig. Aber diese Nische gibt es, wir haben uns bewusst dafür entschieden und wir fahren gut damit.“

Rückblick auf die Anfangstage in den 70ern

Entstanden ist die Jazzatelier-Idee in den 70er-Jahren. „Meine Freunde und ich haben eine Möglichkeit gesucht, unsere Abende zu gestalten, ohne viel Geld zum Beispiel für Discos zu brauchen. Aus den 'Zusammensitzereien' ist nach und nach mehr geworden. Irgendwann haben wir angefangen, Konzerte organisieren und so ist das Ganze gewachsen. Irgendwann sind die ersten dann Eltern geworden, andere sind umgezogen und somit stand alles etwas auf der Kippe. Ich habe mich des Jazzateliers beruflich angenommen und so sind wir bis heute aktiv“, lässt Fischer die ersten Tage Revue passieren. Und so wird Ulrichsberg von 29. April bis 1. Mai wieder der Nabel der (Free)-Jazz-Welt und der Neuen Musik, der schrägen Töne zwischen Improvisation und Aufgeschriebenem. Sicher etwas gewöhnungsbedürftig, aber allemal ein Experiment wert.


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