Draußen vor der Tür: Bühnenspielgruppe bringt Heimkehrerdrama auf die Bühne
ROHRBACH-BERG. Zum 60-jährigen Jubiläum des Rohrbacher Gymnasiums wird natürlich auch Theater gespielt. Zumal das Bühnenspiel ebenso schon lange Tradition hat.
Mit „Unsere kleine Stadt“ hat 1967 die Theatertradition am BG/BRG Rohrbach begonnen. Es folgten unregelmäßig einige weitere Aufführungen und seit 1975 wird durchgehend Theater an der heuer jubilierenden Schule gespielt. Am Anfang gab es nur eine Theatergruppe der Oberstufe, dann hat Josef Wöhrer begonnen, auch mit den Mittelstufe-Schülern zu spielen. „In besten Zeiten hatten wir vier Gruppen und 2020 gab es sogar eine Gruppe zusätzlich, bei der Schülerinnen und Schüler selbst inszenierten“, erinnert der Spielleiter an die Jugendtheatergruppe „Ad Lucem“, die „Biedermann und die Brandstifter“ und auf die Bühne brachten.
Wöhrer ist von der Bedeutung und der positiven Wirkung des Theaterspiels überzeugt: „Ich merke jedes Jahr wieder, wie sehr die Theatergruppe zusammenwächst. Die Schüler lernen Sprechtechnik aber auch soziale Werte, wie verlässlich zu sein. Das Wichtigste ist für mich aber, dass sie sich in eine andere Rolle versetzen: Sie lernen zu unterscheiden, wer sie als Schauspieler sind, wer die Figur ist – und was sie unterscheidet.“
Antikriegsstück
Das heurige Stück der Bühnenspielgruppe der Oberstufe ist das Heimkehrerdrama „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert. Es handelt von dem ehemaligen Unteroffizier Beckmann, der, an Seele und Körper gebrochen, aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückkehrt und in seiner alten Heimatstadt Hamburg keinen Platz mehr für sich findet. Der 25-jährige Soldat hat wenig, woran er nach dem Krieg anknüpfen könnte. Er leidet unter seiner Schuld und fühlt sich von der Gesellschaft, die nichts mehr vom Krieg wissen will, ausgeschlossen. Immer wieder motiviert ihn aber der Optimist in ihm, die Hoffnung nicht zu verlieren.
Jakob Zöchbauer (8b) spielt den jungen Beckmann: „Die Verkörperung dieser Figur ist für mich mehr, als nur Theater zu spielen. Beckmann erinnert mich an meinen Großvater, der den Krieg als junger Soldat selbst miterleben musste. Während er mit 17 Jahren seine Zeit in Hungerlagern verbringt, darf ich auf der Bühne stehen. Deshalb spiele ich bei den Aufführungen nicht nur meine Rolle, sondern schlüpfe auch in die meines Großvaters.“
Die Kabarettdirektorin wird von Linda Raab (8a) verkörpert. Sie meint zur ihrer Figur: „Die Kabarettdirektorin ist nicht zwingend herzlos, Empathie steht jedoch auf ihrer Prioritätenliste klar unter dem Geschäft. Sie ist gewinnorientiert, gierig und stolz, und sie will sich keine Schuld am Leid Beckmanns – ob direkt oder indirekt – eingestehen. Ich finde es herausfordernd, das Mitleid der Direktorin gegenüber Beckmann und das gleichzeitige Abweisen dessen darzustellen.“
Aktueller denn je
Für Spielleiter Josef Wöhrer hat das Stück aus dem Jahr 1947 nichts an Aktualität verloren. „Man denke nur an die Kriege in der Ukraine, in Syrien, im Sudan. Im Gegensatz zur aktuellen Berichterstattung geht es aber nicht um Erfolge auf den Kriegsschauplätzen oder um Waffenlieferungen. Vielmehr wird der Fokus auf jene gerichtet, die aus dem Krieg heimkehren. Es wird exemplarisch gezeigt, mit welchen traumatischen Erlebnissen Soldaten fertig werden müssen. Soldaten auf beiden Seiten“, sagt Wöhrer.
Gespielt wird der Klassiker ab 27. Mai im Kellertheater des Rohrbacher Gymnasiums.
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