Rohrbacher Jäger wollen den Wolf nicht jagen, sind aber bereit dazu
ROHRBACH-BERG. Mit einer Erfüllung des Abschussplans von über 100 Prozent war sein erstes Jahr als Bezirksjägermeister für Martin Eisschiel ein Rekordjahr. Dennoch äußerte er beim Bezirksjägertag durchaus auch Bedenken – vor allem was das Schwarzwild und den Rückkehrer Wolf angeht.
Gerade zum Thema Wolf gab es von allen Seiten klare Worte: Unsere dicht besiedelte Kulturlandschaft sei kein natürlicher Lebensraum mehr für das Raubtier. „Im Bezirk Rohrbach streift zwar manchmal ein Einzeltier durch die Gegend, bisher stellt dieser aber noch kein Problem dar“, meinte Martin Eisschiel. Mit Betonung auf noch nicht: Denn wenn es zur Rudelbildung komme, dann könne der Wolf sehr schnell zu einem Problem werden. „Hauptbetroffene sind vor allem die Landwirte, die ihre Tiere auf den Weiden halten. Zum Schutz der Kühe oder Schafe muss man sich Gedanken über die Spielregeln machen. Wir Jäger haben kein Interesse daran, den Wolf zu jagen. Aber ein absoluter Schutz des Wolfes kann nicht der richtige Weg sein“, betonte der Rohrbacher Bezirksjägermeister in der voll besetzten Bezirkssporthalle. Das Argument, dass eine Wiederansiedelung den Wildbestand natürlich regulieren würde, lässt er nicht gelten: „Der Wolf lernt schnell, wo er leicht Beute macht“, meinte Eisschiel und nannte das vermutlich von einem Wolf gerissene Schaf in Kirchberg als Beispiel.
Tier darf nicht höheren Stellenwert haben als der Mensch
In dieselbe Kerbe schlug Landesjägermeister Josef Brandmayr: „Wenn der Wolf zum Problem wird, müssen wir die Möglichkeit haben zu handeln – das wollen wir und nichts anderes. Wir Jäger bekennen uns zum Tierschutz, aber wenn für die Gesellschaft ein Tier höheren Stellenwert hat, als der Mensch, dann sind wir nicht mehr auf dem richtigen Weg. Oder sollen wir zuschauen und warten, bis etwas passiert?“, fragte er.
Nichts beschönigen
Warnende Worte fand auch der oö. Landtagspräsident Viktor Sigl: Er kennt Daten aus dem benachbarten Deutschland und meinte: „Da wird noch was auf uns zukommen. Und wir Mühlviertler sind die ersten, die zum Zug kommen.“ Allein in einem Teil von Sachsen werde nicht mehr von 30 Tieren geredet, sondern von 30 Rudeln. Auch seine Heimatgemeinde Bad Kreuzen (Bezirg Perg) sei durch einen Wolf berühmt geworden, der nahe von Siedlungen und bei Bauernhöfen auf Jagd ging. „Da dürfen wir nichts beschönigen, sondern müssen uns als Jäger in dieser Debatte einbringen. Wir dürfen uns nicht von den Wienern erklären lassen, wie wir mit dem Wolf umzugehen haben. Unsere Gesellschaft braucht uns jetzt mehr denn je“, machte er klar.
Wildschweine werden scharf bejagt
Stark zugenommen hat auch der Bestand der Wildschweine, vor allem im tschechischen Grenzraum und an der Donau. Bezirksjägermeister Martin Eisschiel führt dies auf die milden, schneearmen Winter und damit das gute Futterangebot zurück. 316 Stück wurden 2017 erlegt, im Jahr zuvor waren es 123. Zum Problem wird das Schwarzwild nicht nur, weil sie Wiesen und Ackerflächen umgraben, sondern auch, weil sie die afrikanische Schweinepest übertragen können. Eisschiel machte deutlich: „Wir werden das Schwarzwild weiterhin sehr scharf bejagen, aber gesetzeskonform und waidgerecht.“
Streckenlegung
Beim Rehwild konnte mit 5689 Stück der Abschussplan zu 101 Prozent erfüllt werden, im Jahr zuvor waren es 5193 Stück. Beim Rotwild gab es 141 Abschüsse (2016: 124), hier wurde der Plan zu 103 Prozent erfüllt. Beim Dam- und Sikawild wurden 13 Stück erlegt (2016: 7); beim Schwarzwild 316 (123). Weitere Abschüsse: 970 Feldhasen (1152 im Jahr 2016), 91 Fasane (77), 25 Rebhühner (7), 42 Waldschnepfen (44), 607 Wildenten (641), 398 Wildtauben (490), 894 Füchse (880), 385 Marder (558), 61 Iltisse (69), 89 Dachse (117), 60 Hermeline (58).
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