Längstdienender Bürgermeister des Bezirkes Rohrbach trat Fusions-Pension an
ST.STEFAN-AFIESL. Nur wenige Tage, ehe Erhard Grünzweil (67) 30 Jahre lang ÖVP-Bürgermeister gewesen wäre – Stichtag wäre der 24. Jänner –, hat „seine“ Gemeinde Afiesl mit St. Stefan Hochzeit gefeiert und der Ortschef ging mit 1. Jänner in die wohlverdiente Pension. Damit war Grünzweil der bisher längstdienende Bürgermeister des Bezirkes. Tips hat mit ihm Rückschau auf 30 bewegende Jahre gehalten.
Tips: Wie war das damals, als du Bürgermeister wurdest?
Grünzweil (lacht): Das war ursprünglich nicht so geplant. Ich bin 1979 von Schönegg nach Afiesl gezogen und habe angefangen, in der Partei mitzuarbeiten. Bei der Gemeinderats-Vorwahl 1985 hab ich schon sehr gut abgeschnitten und bin Vizebürgermeister und Gemeinderat geworden. Ich war damals 34. 1989 war ein Bürgermeisterwechsel vorgesehen und ich wurde vom Gemeinderat zum Nachfolger von Josef Keplinger gewählt.
Du bist ja in Gemeindestuben beruflich „groß“ geworden und warst lange Jahre auch Amtsleiter in Helfenberg.
Ja, nach der Schule hatte ich mich auf der BH gemeldet, dass ich gerne in einer Verwaltung arbeiten würde. Aber eigentlich wäre ich noch lieber Koch und Kellner geworden. Ich hatte schon die Zusage vom Klosterhof in Linz in der Tasche, als die Mitteilung von der BH gekommen ist, dass sie am Gemeindeamt Schönegg-Afiesl wen suchen. Dort habe ich dann meine Ausbildung gemacht. Amtsleiter war ich dann zuerst in Windhaag bei Perg und 1978 habe ich mich in Helfenberg für den Posten beworben, wo ich bis zu meiner Pensionierung vor drei Jahren geblieben bin. Insgesamt habe ich in meinem Berufsleben mit 15 Bürgermeistern zusammengearbeitet. Drum hab ich mich bei meiner Arbeit als Bürgermeister von Afiesl auch immer leicht getan. Man kennt ja alle Abläufe, die Leute...
Wenn du deine Bürgermeister-Zeit in drei Begriffen zusammenfassen müsstest, welche wären das?
Interessant, schöne Arbeit und immer für die Leute da.
Welche Projekte sind dir in all den Jahren besonders wichtig gewesen und was hat die Gemeinde Afiesl geprägt?
Der Ausbau und Erhalt der Infrastruktur war meiner Meinung nach immer besonders wichtig und da waren wir immer gut drauf. Bei uns in Afiesl hat jedes ständig bewohnte Haus in der Gemeinde eine asphaltierte Zufahrt. Für mich persönlich war der Gemeindehausbau ein Höhepunkt, obwohl man schon damals in die Richtung ging, für alle vier Gemeinden (Afiesl, Ahorn, Helfenberg, Schönegg, Anm.) ein gemeinsames Amtshaus in Helfenberg zu bauen. Aber damals war die Zeit dafür einfach noch nicht reif und aus politischen Gründen ist es dann doch nichts geworden. Deshalb ist es für mich auch jetzt umso wichtiger, dass das ehemalige Gemeindehaus eine super Nachnutzung als Kinderbetreuungszentrum erfahren hat.
In 30 Jahren gibt es sicherlich auch Erlebnisse, die einem ganz besonders in Erinnerung bleiben. Welche sind das bei dir?
Ganz eindeutig der Christbaum für den Vatikan. Das war schon eine gewaltige Geschichte für die Gemeinde und dank der guten Zusammenarbeit mit unserer Feuerwehr konnten wir dem Papst 2005 einen prächtigen Weihnachtsgruß schicken. Ja, und dann natürlich die Grenzöffnung 1989. Auf einmal war alles offen. Von meinem Elternhaus haben wir immer in die Tschechei rübergesehen. Und auf einmal war es möglich, dass wir von drinnen heimgeschaut haben! 1989 haben wir sogar das Friedenslicht nach Budweis gebracht. Das war schon was...
Wo hast du in all den Jahren deine Energie hergenommen?
Wir hatten immer ein tolles Miteinander in der Gemeinde und ich hatte das Vertrauen der Leute, wofür ich heute noch allen dankbar bin. Die Parteipolitik konnten wir immer hintanstellen. Uns war das Gemeinsame immer wichtiger.
Jetzt ist Afiesl als Gemeinde Geschichte. Wie denkst du über die gemeinsame Zukunft mit St. Stefan?
Ich glaube, das ist derzeit nur der Anfang einer Bewegung und die wird sich nicht auf diesen Bereich beschränken. Für Afiesl war die 2018 gegründete Verwaltungsgemeinschaft mit St. Stefan ein super Übergang zur Fusion. Ich bin überzeugt, die Afiesler sind hier gut aufgehoben, aber auch die Waldhäusler, die nach Helfenberg gekommen sind. Meine Nachfolger werden sich mit ihren neuen Gemeindebürgern leicht tun, weil allen immer ein gutes Miteinander wichtig war. Für mich war die Fusion ein guter Abschluss und ich bin am Gemeindeamt in St. Stefan super aufgenommen worden und immer gerne hineingegangen.
Was fordert dich jetzt, in deiner Pension?
Jetzt kann ich es genießen und mich freut, dass ich eben nicht mehr gefordert bin. Aber mit sechs Enkerl bin ich eh gut beschäftigt!
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