Zahnärztliche Versorgung im Bezirk Rohrbach schaut düster aus
BEZIRK ROHRBACH. Dass in Österreich seit langem nicht genügend Zahnärzte ausgebildet werden, um anstehende Pensionierungen kompensieren zu können, ist momentan im Bezirk Rohrbach deutlich spürbar. „Patienten suchen händeringend nach einem Zahnarzt“, weiß Bezirkszahnarzt Bernd Getzendorfer.
Aktuell ist der Kassenvertrag von Andrea Grims zur Neubesetzung mit 1. Jänner 2021 ausgeschrieben. Sie und ihr Mann Hugo (ein Wahlzahnarzt, für den keine Ausschreibung erfolgt) haben mit September den Ruhestand angetreten. Damit fehlen in der Bezirkshauptstadt wieder zwei Zahnärzte. „Früher gab es hier sieben Zahnärzte – mit Inge und Gerhard Rak sind nur mehr zwei übrig“, zeigt Bezirkszahnarzt Getzendorfer auf.
Im ganzen Bezirk sei die Situation schlimm: Die Kassenstellen in Haslach und Hofkirchen wurden schon mehrfach ausgeschrieben und konnten bislang nicht besetzt werden, weitere Pensionierungen stehen bevor. „Am Anfang haben wir noch Patienten übernommen, aber irgendwann sind wir auch an unsere Grenzen gekommen“, spricht der Peilsteiner Zahnarzt die hohe Auslastung an. Da geht es ihm wie all seinen Kollegen im Bezirk Rohrbach. „Der Nachwuchs fehlt total“, kennt Getzendorfer auch den Grund dafür. Zum einen gebe es zu wenig Studienplätze, zum anderen wollen junge Zahnärzte kaum mehr die Verantwortung und das Risiko für eine eigene Praxis auf sich nehmen. Steuerliche Anreize könnten seiner Meinung nach hier Abhilfe schaffen.
Kein Hauszahnarzt mehr
Derzeit gibt es im Bezirk 16 niedergelassene Zahnärzte, von denen 14 einen Kassenvertrag haben, zwei von denen haben wiederum einen Kieferorthopädievertrag. Bei einer so geringen Behandlerdichte haben immer mehr Patienten keinen Hauszahnarzt mehr. Im Akutfall steht das zahnärztliche Notdienstzentrum in Linz jeden Tag (auch an Samstagen, Sonn- und Feiertagen) offen. Allerdings nur für echte Schmerzpatienten.
Das Auslastungsproblem ist nicht nur im Bezirk Rohrbach vorhanden, weiß der Präsident der Landeszahnärztekammer für OÖ, Günter Gottfried: „Österreich hält schon seit über zehn Jahren zu wenig Studienplätze für Zahnärzte vor. Diese Situation wird seit 2020 massiv verschärft, denn die Zugangsbeschränkung für ausländische Zahnmedizinstudenten wurde abgeschafft.“ Er spricht von „gesundheitspolitischem Totalversagen und das nicht erst seit gestern.“
Gottfried bricht aber eine Lanze für seine Kollegen im Bezirk Rohrbach: „Auch ich führe eine Kassenpraxis mit vergleichbar hoher Auslastung und weiß, was es heißt, den Spagat zwischen zeitintensiver, hochqualitativer Zahnheilkunde und hoher Patientenfrequenz schaffen zu müssen.“
Gegensteuern ist dringend notwendig
Als erste Gegenmaßnahme müsste die Inländerquote von 85 Prozent für das Zahnmedizinstudium wieder eingeführt und zudem die Studienplätze aufgestockt werden. Der Chef der oö. Zahnärztekammer ergänzt: „In Hinkunft wird es mehr Zahnärztinnen als Zahnärzte geben. Meine jungen Kolleginnen haben das Recht, Familie und Beruf miteinander verbinden zu können. Die aktuelle Struktur des Kassenvertragswesens ist leider alles andere als familienfreundlich. Es ist dringend notwendig, diese obsoleten, verkrusteten Strukturen aufzubrechen, bevor es zu spät ist. Hier ist die ÖGK am Zug, sich diesen Veränderungen zu öffnen.“
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