Noch kein Rudel, aber der Wolf streift immer wieder durch unsere Region
BEZIRK ROHRBACH/BÖHMERWALD. Die DNA mag zwar etwas anderes sagen, aber alle Anzeichen deuten darauf hin, dass gegen Ende des letzten Jahres ein Wolf ein Kalb in St. Ulrich gerissen hat. Fest steht auf jeden Fall, dass der Wolf immer wieder durch unsere Gegend streift, man wird sich mit dem Wildtier arrangieren müssen.
1874 wurde der letzte Wolf im Böhmerwald von Jägern erlegt, seither galt er als ausgerottet. Seit 2015 kehren die Wölfe auf natürlichem Weg wieder in das Grenzgebiet zwischen Bayern, Böhmen und dem Oberen Mühlviertel zurück. Erst vor kurzem ist es einem tschechischen Forscherteam gelungen, eine Wölfin mit einem Sender auszustatten. Sie erhoffen sich dadurch neue Erkenntnisse über das Leben der Tiere im benachbarten tschechischen Nationalpark Sumava. Dort sollen zwei Wolfsfamilien leben, wobei es von den ersten Einzelwölfen bis zum ersten Rudel sehr lange gedauert hat.
Einzelwölfe auf der Durchreise
Im Mühlviertel kann von einer Population noch keine Rede sein. Allerdings taucht er manchmal auf Wildkameras auf und es gibt weitere Anzeichen, dass Einzelwölfe auf der Durchreise sind. „Wenn das Rotwild für zwei, drei Wochen verschwindet und auch keine Fährten mehr zu sehen sind – wie etwa im vergangenen Herbst –, dann ist das ein erstes Zeichen für einen Wolf“, berichtet Bezirksjägermeister Martin Eisschiel. Die Sichtungen hätten in den letzten zwei Jahren zugenommen, Risse gibt es jedoch nur wenige. Das Kalb in St. Ulrich gehört da dazu. „Es wurde nur Fuchs-DNA gefunden, aber 25 Kilo Fleisch kann ein Fuchs nicht fressen. Das war bestimmt ein Wolf“, ist Eisschiel überzeugt. Und auch, dass die Landwirtschaft am stärksten von der Rückkehr des Wildtieres betroffen sein wird. „Bei der Mutter-Kuh-Haltung oder der Weidehaltung wird es vermutlich zuerst Probleme geben.“
„Darf uns nicht so gehen wie beim Fischotter“
Für den Bezirksjägermeister ist klar, dass sich der Wolf nicht aufhalten lässt. „Aber wenn die Probleme zu groß werden, müssen wir ihn reglementieren. Es darf uns nicht so gehen, wie beim Fischotter oder dem Biber, die geschützt sind und zur Plage geworden sind. Das darf uns beim Wolf nicht passieren.“ Zumal sich seit dem Verschwinden des Wolfes hierzulande viel verändert hat: Besiedlung, Landwirtschaft, Freizeitaktivitäten – da hat der Wolf nicht mehr viel Platz. Wichtig wird daher ein gutes Monitoring sein und dass man ihn zu den Menschen auf Distanz hält.
Derzeit noch keine Probleme
Dass der Wolf derzeit noch keine Probleme macht, weiß Jäger Hubert Katzlinger, Oberförster im Stift Schlägl und Mitarbeiter der Naturschutzbund-Regionalgruppe Mühlviertel West. „Einzelwölfe sind ständig im Böhmerwald unterwegs. Sie ziehen ihre gerade, zielgerichtete Spur, daran sind sie erkennbar.“ Man müsse sich anschauen, wie sich das Ganze entwickelt, sagt Katzlinger und ergänzt: „Der Wolf wird sicher mehr Einfluss haben als der Luchs, mit dem wir jetzt schon seit einigen Jahren leben.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden