Das erste und letzte Bild eines Kindes, das sein Leben nicht leben durfte
ST. PETER. Heute ist weltweiter Gedenktag für Sternenkinder. So nennt man Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Oft fehlt von ihnen etwas Bleibendes, das die Eltern mitnehmen, berühren und tatsächlich begreifen können. Michaela Eckerstorfer (33) aus St. Peter ist Sternenkind-Fotografin und bewahrt mit ihren Bildern die Erinnerung an das verstorbenen Kind vor dem Verblassen.
Viele Familien gedenken jährlich am zweiten Sonntag im Dezember ihrer Sternenkinder, indem sie um 19 Uhr eine brennende Kerze ans Fenster stellen (Worldwide Candle Lightning). So geht auch heute Abend eine Welle des Lichts um die Welt als Erinnerung an eine viel zu kurze gemeinsame Zeit. Denn fast jede dritte Frau verliert ein Kind während der Schwangerschaft.
Noch immer wird über diese Verluste aber wenig gesprochen. Das weiß auch Michaela Eckerstorfer aus St. Peter, die als erste Fotografin im Bezirk für die Stiftung „Dein-Sternenkind“ ins Krankenhaus kommt, wenn ein Kind tot zur Welt kommt oder bald nach der Geburt stirbt und die Eltern das möchten. „Eine Fehl- oder Totgeburt ist nach wie vor ein Tabuthema. Nach einem so traumatischen Erlebnis wollen manche – nicht alle – Eltern etwas, das ihnen versichert: Ja, mein Kind hat tatsächlich existiert, es war da! Würdevolle Bilder können helfen, das Geschehene zu verarbeiten.“
Kostenlos & ehrenamtlich
Ihr ist es wichtig, dass werdende Eltern von der Existenz dieses kostenlosen Angebotes überhaupt wissen. „Wir Sternenkinder-Fotografen sind ehrenamtlich unterwegs. Wünschen sich Eltern, dass ein Sternenkind-Fotograf zu ihnen ins Krankenhaus kommt, dann werden wir entweder vom Pflegepersonal, den Hebammen oder auch den Eltern selber kontaktiert und koordinieren uns via App untereinander.“
Für die Mama zweier lebhafter Jungs ist ihre Arbeit eine Herzensangelegenheit: „Ich wollte etwas machen, was mich über meinen Beruf als Fotografin hinaus erfüllt und habe schon einige Zeit mit dem Gedanken gespielt, Sternenkinder ehrenamtlich zu fotografieren. Die ersten Reaktionen aus meinem Umfeld waren aber recht ernüchternd und da merkte ich auch, wie negativ besetzt das Thema auch heute noch ist. Doch vor kurzem habe ich mich dann beim Verein Dein-Sternenkind beworben und nun darf ich meiner Berufung folgen“, ist sie dankbar.
Verein Pusteblume
Vom Verein Pusteblume aus Wels wird Michaela Eckerstorfer mit kostenloser Kleidung für das frühverstorbene Kind unterstützt. Diese bringt sie ins Krankenhaus mit, damit die Kinder geschützt und behütet, warm und weich gebettet sein können. Die Bilder selbst erhalten die Eltern dann in digitaler Form – um sie zu Hause aufzuhängen, ihr Kind seinen Geschwistern zu zeigen, die es vielleicht niemals selbst gesehen haben, oder vielleicht auch, um jahrelang unangetastet zu bleiben, bis man sich mit dem Geschehenen auseinandersetzen möchte. So oder so bleiben sie für viele Eltern die einzige Möglichkeit, ihr Kind noch einmal zu sehen.
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