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Der Geschichte der Medizin in der Region nachgespürt

Petra Hanner, 16.07.2024 18:45

BEZIRK ROHRBACH. Das neue Buch „Vom Handwerk zur Wissenschaft“ erzählt die spannende Geschichte der Allgemeinmedizin in Oberösterreich von 1745 bis heute. Besonders die Quellen aus dem Bezirk Rohrbach, etwa aus dem Stift Schlägl, und aus Kleinzell, Neufelden, Putzleinsdorf, Haslach und St. Veit gaben tiefe Einblicke in die Medizin von damals.

  1 / 2   Wundärzte und Doktoren der gesamten Heilkunde aus dem Bezirk Rohrbach im Jahr 1894. Stehend (v.l.): Carl Lugmair, Neufelden; Karl Obernhuber, Aigen; Karl Hölzl, Schlägl und Haslach; Friedrich Just, Kleinzell und St. Martin; Franz Grüll, Altenfelden; Sitzend: Franz Obernhuber, Helfenberg; Bezirksarzt Schardinger, Rohrbach, Ernst Niederleithinger, Haslach; (Foto: OÖ Landes-Kultur GmbH)

Erika Zelko, Professorin für Allgemeinmedizin an der Johannes-Kepler-Universität Linz und Vertretungsärztin im Gesundheitszentrum Haslach, hat das Buch beauftragt. Sie möchte damit die Identität junger Allgemeinmediziner stärken und die Bedeutung des Berufs für die Versorgung der Bevölkerung betonen.

Als der Bader ins Stift kam

Einer der ältesten Verträge stammt aus dem Jahr 1589 und wurde zwischen Badermeister Hans Kempf aus Peilstein und Probst Wenzel aus dem Stift Schlägl abgeschlossen. Der Bader kam alle 14 Tage ins Stift, um Bart und Haare der Mönche zu scheren und kleine medizinische Dienste zu leisten. Ein mehrseitiger Vertrag regelte dies. Dafür wurde der Bader mit Naturalien wie Brot und Bier bezahlt.

Das Buch behandelt auch die Kleinzeller Ärztefamilie Huber. Deren prominentester Vertreter war Wenzel Huber, der sich 1829 als Wundarzt in Neuhaus, Gemeinde Kleinzell, niederließ. Er wurde der Arzt von Adalbert Stifter.

Historisches Foto entdeckt

Ein seltener Fotofund stammt aus dem Jahr 1894. Es zeigt acht Ärzte aus Neufelden, Aigen, Schlägl, Kleinzell, St. Martin, Helfenberg, Rohrbach und Haslach. Unter ihnen war auch der legendäre Wundarzt Carl Lugmair aus Neufelden. Der Mediziner erfreute sich überregionaler Bekanntheit und Anerkennung. Das Foto hat dokumentarischen Wert: Es zeigt Vertreter der alten Generation der Wundärzte gemeinsam mit jüngeren Kollegen, die ihren Beruf nicht mehr als Lehrberuf, sondern bereits mit dem Studium der gesamten Heilkunde abgeschlossen hatten.

Drei Generationen am Werk

Das Buch „Vom Handwerk zur Wissenschaft“ gibt auch Einblicke in die Praxis der Allgemeinmedizin der Gegenwart, etwa mit dem Porträt der Arztfamilie Prammer aus St. Veit. Von Karl bis Norbert und hin zum aktuellen Gemeindearzt Sebastian Prammer prägt die Familie die medizinische Versorgung der Bürger. Wie sehr sich der Beruf des Hausarztes innerhalb von drei Gerationen verändert hat, davon erzählen Vater und Sohn.

Neues Standardwerk

„Dieses Buch ist die erste Überblicksgeschichte zur Allgemeinmedizin in Oberösterreich und wird bestimmt längere Zeit ein Standardwerk zum Thema sein“, freut sich Historiker Gerhard Obermüller, der federführend die Recherchen verantwortete. Thomas Peinbauer, Arzt und Mitbegründer des Gesundheitszentrums Haslach und Universitätsassistent am Institut für Allgemeinmedizin, hat das Buchprojekt als Mitherausgeber begleitet. Beide Akteure stammen aus dem Oberen Mühlviertel und legten Wert auf den Regionalaspekt. Peinbauer: „Dieses gelungene Buch ist für an Geschichte der Medizin interessierte Menschen eine wahre Fundgrube, über 200 Bilder und spannende Geschichten aus drei Jahrhunderten zeigen anschaulich die Entwicklung der Medizin in Oberösterreich“.

Das 200 Seiten starke Buch „Vom Handwerk zur Wissenschaft“ ist im Buchhandel erhältlich.
Preis: 49 Euro

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