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Als vor 90 Jahren der Grenzraum Kollerschlag überfallen wurde

Martina Gahleitner, 29.07.2024 18:44

KOLLERSCHLAG. Beim NS-Juliputsch von 25. bis 27. Juli 1934 hat sich auch in und um Kollerschlag einiges abgespielt. Grenzübergänge und der Gendarmerieposten waren Schauplätze von Überfällen.

  1 / 3   So sah Kollerschlag Mitte der 1930er Jahre aus. Rechts das damalige Kaufhaus Baumüller, heute Gemeindeamt. Links der Linienbus, mit dem Illegale nach Kollerschlag kamen, um von Schleppern über die Grenze gebracht zu werden. (Foto: Franz Saxinger)

„Die Nazis haben schon im Vorfeld den Staat terrorisiert. Es war eine aufrührerische Zeit und Schlepper brachten die in Österreich verbotenen Nazis nach der Busankunft in Kollerschlag über die Grenze nach Deutschland“, berichtet Franz Saxinger, Obmann des Bezirksheimatvereins Rohrbach. Er hat zum diesjährigen 90. Gedenktag der Vorfälle einen historischen Lokalaugenschein bei den Schauplätzen organisiert. „Schon 1984, zum 50-jährigen Jubiläum, wurden die Geschehnisse richtig aufgearbeitet. Das war ein Verdienst von Professor Fritz Winkler“, erinnert Saxinger.

Österreichweiter Aufstand

Am 25. Juli 1934 versuchten die Nazis erstmals in Österreich an die Macht zu kommen und ermordeten in Wien Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. „Gleichzeitig wurde der heutige ORF besetzt und die Falschmeldung durchgesagt, dass Dollfuß das Amt an Anton Rintelen übergeben hat. Das war das vereinbarte Signal für den österreichweiten Aufstand.“ Die nationalsozialistische paramilitärische „Österreichische Legion“ überfiel im Grenzraum Kollerschlag die Zollhäuser in Kriegwald, Hanging, Haselbach sowie den Gendarmerieposten Kollerschlag. Dieser war wegen der zunehmenden illegalen Grenzübertritte, Unruhen und Anschläge in der Gasthof-Fleischhauerei Brunnbauer eingerichtet worden.

Die Überfälle forderten im Bezirk Rohrbach fünf Tote, darunter der Gendarmerieposten-Kommandant Richard Hölzel. Österreichweit starben mehr als 200 Menschen. Heute erinnern Gedenktafeln und Gedenksteine an die Vorfälle vor 90 Jahren.

Kollerschlager Dokument

Am Ortseingang von Kollerschlag wurde auch ein Mann verhaftet, der in seiner Krawatte chiffrierte Anweisungen der Münchner SA an die Wiener Putschisten – das Kollerschlager Dokument – eingenäht hatte. „Das beweist die Verwicklungen der deutschen Nazis in den Putsch in Österreich“, zeigt Saxinger auf.

Er arbeitet gerade an einer Aufbereitung des Juli-Putsches für das nächste Heft des Bezirksheimatvereins. Im Frühjahr 2025 wird außerdem ein Themenheft zum 80-jährigen Ende des Zweiten Weltkrieges erscheinen.

Informationen zu 90 Jahre Überfall der Österreichischen Legion auf den Grenzraum Kollerschlag sind auch in der Topothek zu finden: kollerschlag.topothek.at

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