Zeitzeugen aus St. Stefan-Afiesl berichteten: "So woa des dåmois, im Frühling '45"
ST. STEFAN-AFIESL. Nur noch wenige Menschen aus St. Stefan-Afiesl haben es noch am eigenen Leib erlebt, als 1945 der Zweite Weltkrieg zu Ende ging und sie in eine damals ungewisse Zukunft steuerten. Umso wichtiger war es, diese Menschen vor den Vorhang zu holen, damit ihre Erlebnisse nicht vergessen werden.
Das Stefansplatzerl war bis zum letzten Platz gefüllt. Jung und Alt lauschten den Erinnerungen aus fernen Tagen. Erich Leitner etwa war ein kleiner Bub, als die Amerikaner eines Abends in die Wohnung seiner Mutter kam. Binnen einer Stunde musste sie gemeinsam mit ihren zwei Kindern weg von dort, damit die Soldaten Quartier nehmen konnten. „Erst nach ihrem Abzug konnten wir die Wohnung betreten. Es herrschte größte Unordnung. Ein Großteil des beweglichen Inventars war zerstört, verbrannt oder unbrauchbar“, erzählte Leitner.
Ein schrecklicher Überfall
Franz Madlmayr erinnerte sich an einen schrecklichen Überfall in seinem Elternhaus. „Während vermutlich russische Soldaten das ganze Haus plünderten, saßen meine jüngeren Geschwister, meine Eltern und ich bei der Dunkelheit auf der Bank und zitterten vor Angst, weil ein Russe uns mit vorgehaltener Waffe bedrohte: 'Wenn Polizei, alle erschießen!'“
Als ein Flugzeug abstürzte
Ernst Reisinger, damals sechs Jahre alt, erzählte, wie sie als Buben mit Munition spielten, die Soldaten der Wehrmacht in ihrem Wald wegwarfen. Er erlebte auch mit, wie am sogenannten Hintring ein Flugzeug abstürzte: „Der Pilot musste vorher schon mit dem Fallschirm abgesprungen sein. Wir Kinder inspizierten das Wrack ganz genau. So manches brauchbare Teil wurde heimgeschleppt.“
Heft erhältlich
Möglich machte die Veranstaltung eine Projektgruppe, die parallel zur Organisation der Veranstaltung auch die aufgezeichneten historischen Fakten aufarbeitete. Sie sind zum Teil auf einer eigens errichteten Litfaßsäule am Ortsplatz nachzulesen. Im Heft „Frühling 1945 – Kriegsende und Frieden in St. Stefan-Afiesl“ sind die Geschichten aller elf Zeitzeugen und die Dokumente aus jener Zeit nachzulesen. Es ist am Gemeindeamt St. Stefan-Afiesl um 5 Euro erhältlich.
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