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Gewaltfrei erziehen: „Kinder handeln nie gegen uns – sondern für sich“

Petra Hanner, 10.09.2025 18:45

KOLLERSCHLAG. Ein schreiendes Kind im Supermarkt, ein Wutausbruch auf dem Spielplatz – Situationen, die viele Eltern kennen und die nicht selten im Stress enden. Conny Wögerbauer aus Kollerschlag möchte Bezugspersonen dabei unterstützen, in solchen Momenten anders zu reagieren. Die 34-Jährige, selbst Mutter eines zweijährigen Sohnes, bietet seit Juli Elterntrainings nach dem Konzept der gewaltfreien Kommunikation nach Kathy Weber an.

Conny Wögerbauer möchte Eltern helfen, aus gewohnten Mustern wie Drohen, Schreien und Strafen auszubrechen. (Foto: Magdalena Gahleitner)

„Schon bevor ich selbst Mutter wurde, konnte ich beobachten, wie Eltern in der Öffentlichkeit verzweifelt und grantig wurden, weil sie nicht wussten, wie sie mit dem Verhalten ihrer Kinder umgehen sollen. Mir war klar: So werde ich bestimmt auch mal werden. Und dann dachte ich mir, da muss es doch einen anderen Weg geben. Aber welchen?“

Der Anstoß kam während ihrer Schwangerschaft: „Ich habe den Podcast von Kathy Weber (deutsche Erziehungsexpertin, Anm. d. Red.) gehört und gewusst: Genau so möchte ich es machen.“ Wögerbauer absolvierte bei ihrem Vorbild eine achtmonatige Online-Ausbildung und kann heute dieses Wissen weitergeben.

„Erziehung darf nicht auf Drohen, Schreien oder Strafen basieren“, ist die ausgebildete Diplom-Sozialpädagogin überzeugt. Acht Jahre arbeitete sie in der Arbeitsassistenz bei der Volkshilfe, ehe sie sich nun mit ihrem Herzensprojekt selbstständig machte.

Bedürfnisse erkennen

„Kinder sind nicht kompliziert, wenn man erkennt, was sie gerade brauchen. Sie handeln nie gegen uns, sondern für sich – um ihre Bedürfnisse zu erfüllen“, weiß sie. „Oft schleppen Eltern auch Muster und Glaubenssätze aus ihrer eigenen Kindheit mit, ohne sie zu hinterfragen. Die Frage lautet: Warum ist diese Situation gerade für mich so schlimm?“ erklärt Wögerbauer. Ihre Begleitung ist in mehrere Schritte gegliedert: Im ersten Termin stehen die Bedürfnisse der Eltern im Mittelpunkt. „Wenn diese bewusst werden, verändert sich oft beim Kind schon etwas“, sagt sie.

Beim zweiten Training geht es um die Bedürfnisse des Kindes – ohne dessen Anwesenheit. Eltern bekommen Strategien mit, die sie im Alltag ausprobieren können. Ein dritter Termin ist optional und dient dazu, offene Fragen zu klären. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf Kindern von null bis 14 Jahren. Sie bietet auch Online-Trainings an.

Werkzeuge für den Alltag

Die Elterntrainerin gibt praktische Werkzeuge an die Hand. Ein Beispiel ist der Wutausbruch in der Öffentlichkeit: „Wichtig ist, dass die Eltern Ruhe bewahren, tief durchatmen und das Kind begleiten. Es hilft, zu sagen oder sich zu denken: Ich sehe, du bist gerade sehr wütend. Es ist schwer für dich. Ich bin da.“ Auch bei aggressivem Verhalten hat sie Tipps: „Wenn Kinder schlagen, kann man ihre Arme oder Beine sanft festhalten und mit den Bewegungen mitgehen. Beißen oder Spucken kann man in Kissen oder Tücher umlenken.“

Am Ende eines Wutanfalls brauche jedes Kind Nähe: „Es sackt zusammen und weint. Dann ist es wichtig, es zu halten, zu streicheln und Geborgenheit zu geben.“

Ziel: Eltern stärken

Die Bandbreite dessen, wo die Trainings helfen können, ist groß: Auf Themen wie Ängste, Geschwisterstreit, neues Baby in der Familie oder den Dauerbrenner Medienkonsum findet Conny Wögerbauer gemeinsam mit den Eltern Antworten auf herausfordernde Fragen. Die Rückmeldungen zu ihrem Angebot sind bisher durchwegs positiv. „Die Kinder brauchen oft nur Empathie. Das bedeutet nicht, dass es keine Konflikte mehr gibt, aber Eltern lernen, sie anders zu lösen“, sagt die Trainerin. Wichtig sei ihr, dass Väter und Mütter gestärkt aus den Einheiten gehen: „Mein Ziel ist, dass die Eltern mich nicht mehr brauchen, weil sie selbst wissen, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen können.“

Und sie ist überzeugt: „Wenn jeder bei sich daheim anfängt, wird die Welt ein Stück besser.“

Infos zum Elterntraining: www.conny-woegerbauer.at

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