Semesterticket für Studenten ist in Oberösterreich besonders teuer
SARLEINSBACH/OÖ. Hätte Petra Radinger nicht zwei Kinder, die in unterschiedlichen Städten Österreichs studieren, wäre sie wohl nie auf die enormen Preisunterschiede beim öffentlichen Verkehr aufmerksam geworden. So aber sieht sie dringenden Handlungsbedarf in Oberösterreich, findet aber kaum Gehör.
Petra Radinger lebt mit ihrer Familie in Sarleinsbach. Der 22-jährige Sohn studiert in Salzburg und ist dort mit dem vom Land Salzburg angebotenen Semesterticket unterwegs. „Er bezahlt für die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel in einem ganzen Jahr 300 Euro – für die Stadt Salzburg, das ganze Bundesland und teilweise sogar für Bus- und Bahnverbindungen nach Oberösterreich und Bayern“, zeigt die Mutter auf. Bei der 19-jährigen Tochter schaut das Ganze nicht so gut aus: Sie pendelt von Sarleinsbach nach Linz und zahlt für eine genau definierte Fahrtstrecke an zehn Monaten (zwei Monate gilt das Semesterticket nicht) 544,80 Euro bzw. 603,80 Euro – je nachdem ob sie über Rohrbach oder Lembach fahren kann. Dazu kommt ein Aufpreis für die Kernzone Linz von 104,40 Euro pro Semester.
OÖ steht schlecht da
„Die Kosten, die für die Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln in OÖ für Studenten entstehen, sind also unvergleichbar höher als in Salzburg, was mir unverständlich ist“, sagt Petra Radinger, die noch weiter recherchiert hat. Ihre Erkenntnis: „Oberösterreich steht bei den Öffi-Preisen im Vergleich zu anderen Bundesländern ganz schlecht da.“ Sie würde sich ein „Ticket zu einem angemessenen, für Studenten leistbaren Preis“ wünschen – ähnlich wie das Jugendticket Netz für Schüler und Lehrlinge.
Entsprechender Antrag schon vor einem Jahr
Die Grünen haben bereits im Mai 2019 einen Antrag zur Ausweitung des Jugendtickets auch auf Studierende gestellt. Im Unterausschuss wurde dieses gerade wieder vehement eingefordert, berichtet LAbg. Ulrike Schwarz. „Gerade wenn wir in den Regionen die Abwanderung stoppen wollen, müssen wir es den in Oberösterreich Studierenden leichter machen, bei uns den Hauptwohnsitz zu belassen.“ Schwarz sieht es deshalb auch als Auftrag an die Bürgermeister, hier Druck auf die Landesregierung zu machen. „Ein solch leistbares Jugendticket um nur 75 Euro pro Jahr spart den Jugendlichen und Familien Geld und Studierende können weiter den Hauptwohnsitz bei uns in den Gemeinden belassen. Gerade für junge Menschen sind leistbare und attraktive Öffis extrem wichtig und natürlich wäre ein ausgeweitetes Jugendticket auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz“, ergänzt die Rohrbach-Bergerin.
OÖ unterstützt seine Studierenden
Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner versteht die Irritationen aufgrund der unterschiedlichen Preise, sagt dazu aber: „Die Verkehrssysteme der Länder sind komplex und nicht untereinander vergleichbar. So ist OÖ mit einer Fläche von rund 12.000 Quadratkilometer rund fünfmal so groß wie beispielsweise Vorarlberg. Das ÖV-Angebot und die Vernetzungen sind um ein Vielfaches umfangreicher und somit kann auch die Preisgestaltung des Öffentlichen Verkehrs nicht gleich bemessen werden.“ Oberösterreich fördere die Studierenden mit günstigeren Tickets, ergänzt Steinkellner: Die regionalen Studenten-Semesterkarten sind demnach 40 Prozent gegenüber dem Monatskartentarif des OÖVV ermäßigt (Finanzierung durch Bund und Land OÖ). Trotz der Absenkung der Altersgrenze von Bundesseite bei der Familienbeihilfe im Jahr 2010 auf 24 Jahre wurde im OÖVV die Altersgrenze bei den Semesterkarten mit 26 Jahren belassen.
Angebot wichtiger als Fahrpreis
Viele Beispiele, Studien und Expertenmeinungen würden zudem untermauern, dass für die Fahrgaststeigerung weniger die Reduzierung der Fahrpreise wichtig sei, sondern in erster Linie der Ausbau des qualitativen und quantitativen Angebots des Öffentlichen Verkehrs, sprich: mehr Verbindungen, Ausweitung des Fahrplanangebotes, modernere Verkehrsmittel, etc. Aus diesem Grund ist dem Land OÖ bewusst, dass es wichtiger ist, finanzielle Mittel in den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs zu investieren, anstatt dadurch die Ticketpreise zu senken. „Besonders jene, die kein oder ein sehr dünnes Angebot vorfinden, haben von günstigsten Tarifen keinen Mehrwert. In vielen Teilen Oberösterreichs ist das Angebot bereits auf einem sehr hohen Niveau, aber es gibt noch viel zu tun“, betont Steinkellner. Besonders mit den avisierten Projekten für den Zentralraum (zwei zusätzliche S-Bahnlinien mit der Durchbindung der Mühlkreisbahn und der Stadtbahn Gallneukirchen/Pregarten) hat das Infrastrukturressort umfangreiche Ausbaupläne vorgelegt und mit seinen Partnern auf Landes- und Stadtebene akkordiert.
Auch Gespräche mit dem Bund bezüglich neuer Tarife sind aktuell im Laufen und bereits sehr weit fortgeschritten. „Nichtsdestotrotz sind wir im ständigen Austausch mit dem OÖVV und internationalen Experten, um in Bezug auf die Weiterentwicklung unterschiedlicher Tarifvarianten ein für die OÖ Fahrgäste preiswertes und einfaches Ticketing voranzutreiben“, informiert LR Steinkellner.
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