St. Oswalder ist Österreichs erster europäisch akkreditierter Statistiker
ST. OSWALD/HASLACH. Ein Qualitätsmerkmal für Statistiker ist die Akkreditierung nach den Standards von FENStatS, dem Verband der europäischen nationalen statistischen Gesellschaften. Als erster Österreicher hat Nikolaus Haselgruber aus St. Oswald diese erreicht. Im Tips-Gespräch hat er mehr über die Auszeichnung und seine berufliche Mission verraten.
Mitte des vergangenen Jahres wurde die neue Akkreditierungs-Möglichkeit vom europäischen Verband vorgestellt und der Unternehmer hat diese gleich genutzt. „Heutzutage ist es sehr leicht, Analysen und Datenerhebungen zu machen. Allerdings passieren auch viele Fehler, die wiederum zu Fehlentscheidungen führen. Die Akkreditierung soll zur Qualitätssicherung beitragen“, sagt Nikolaus Haselgruber, Gründer und Geschäftsführer von CIS consulting in industrial statistics in Haslach. „Sie ist für unser Unternehmen eine vernünftige Ergänzung und ein Beleg dafür, dass unsere Kunden auch eine seriöse Antwort bekommen.“ Die Voraussetzungen dafür – unter anderem die fachliche Ausbildung und Qualifikation, fünf Jahre Berufserfahrung und Publikationstätigkeit – waren für den Oswalder mit der Affinität zu Zahlen kein Problem. Und so darf er sich nun erster akkreditierter FENStatS-Statistiker Österreichs nennen.
Aus Daten werden Informationen
Was ist nun seine Aufgabe als Statistiker? „Wir tun nichts anderes, als die Informationen, die in den Daten stecken, sichtbar zu machen und zusammenzutragen, um eine Aussage zu bekommen“, bringt es Haselgruber auf den Punkt. „Statistik ist eine klassische Hilfswissenschaft – sie funktioniert nur im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Fachgebiet.“ Eine der Hauptaufgaben ist es, zu überlegen, wie man zu den Daten kommt und wie viele Daten man sammeln muss, um eine vernünftige Aussage zu bekommen. „Wie viele Proben muss ich testen, um eine Aussage über die Lebensdauer zu bekommen?“, nennt er ein Beispiel. Das sei ein wichtiges Thema, weil es auch eine Kosten- und Zeitfrage ist.
Dabei geht es stets „um das Verhalten einer Population, nicht um das Individuum“. Diese Population können Personen, Bakterienstämme oder technische Produkte sein. Triebfeder ist die Unsicherheit: „Wenn immer das Gleiche rauskommt, braucht man keine Statistik. Aber wenn bei zwei gleichen Situationen zwei unterschiedliche Phänomene beobachtet werden, ist das Zufall oder Streuung. Je mehr und vielfältiger man dann beobachtet, umso geringer ist die Unsicherheit in der Aussage.“ Es komme auch vor, dass Infos gewünscht werden, bei denen es aber utopisch ist, diese zu erhalten. „Man muss mit dem auskommen, was messbar ist“, sagt Nikolaus Haselgruber.
Fokus auf Industriestatistik
Der Schwerpunkt für das CIS-Team liegt bei Industrie und Technik; zudem beschäftigt man sich mit Automobilindustrie, Schienenfahrzeugen und Energietechnik und es werden medizinische Studien begleitet. Haselgruber hat 2010 mit zwei Kunden den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und das Unternehmen in Graz gegründet. Drei Jahre später folgte die Übersiedlung nach Haslach. Auch heute habe man „keine Riesenanzahl an Kunden, aber diese kommen immer wieder, die Beziehungen bestehen relativ lange“, sagt der Firmenchef, auf dessen Analysen weltweit vertraut wird.
Zunehmende Bedeutung
Haselgruber ist überzeugt, dass Statistik künftig an Bedeutung gewinnen wird, weil immer mehr Daten immer leichter zugänglich sind. „Das hat nicht nur positive Seiten: Es besteht das Risiko, dass Daten falsch verwendet werden – ob nun bewusst oder unbewusst – und das ist das Gefährliche daran.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden